The Incredible Shrinking City: Stadtgeographie im Kontext des ...
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Prozess der Schrumpfung<br />
Noch einmal ein Zitat aus der Zeit:<br />
"Was der demographische Wandel für Deutschland bedeutet, lässt sich<br />
mit einem Radiergummi vorführen. Man stelle sich vor, auf einer<br />
Deutschlandkarte würde ein Ort nach dem anderen ausradiert: erst Lü-<br />
beck, dann Magdeburg, schließlich Erfurt und Kassel. Ungefähr 200000<br />
Einwohner müssten die Städte haben, denn so stark schrumpft nach<br />
Prognosen der Vereinten Nationen pro Jahr die Bevölkerung Deutsch-<br />
lands. Am Ende der kleinen Vorführung wäre das Jahr 2050 erreicht.<br />
Die Landkarte hätte 47 blanke Stellen. Wo Städte eingezeichnet waren,<br />
sind jetzt nur noch weiße Flecken übrig.“<br />
Die Zahlen sind kein Scherz oder eine grobe Pinselei, sondern gehen<br />
auf fundierte und überprüfbare Berechnungen zurück. Natürlich wird<br />
die Alterung nicht ganze Mittel- oder Großstädte ausradieren, aber de-<br />
ren Einwohneräquivalent. Natürlich wird es auch Zuwanderung geben<br />
(nicht genug, sagen die Experten). Wie auch <strong>im</strong>mer: Wir sehen an die-<br />
sem anschaulichen Beispiel, mit welchen D<strong>im</strong>ensionen wir es in Zukunft<br />
zu tun haben werden.<br />
Deshalb ist das, worüber wir hier nachdenken, und was wir uns hier <strong>im</strong><br />
Rahmen <strong>des</strong> Kunstprojekts bewusst machen, nicht nur ein lokales Phä-<br />
nomen von Marzahn oder gar ein Phänomen der „Platte“. Was wir hier<br />
sehen, ist nur die Avantgarde. Um es auf den Punkt zu bringen: Wir<br />
haben es hier mit einer der großen planerischen Zukunftsaufgaben zu<br />
tun und müssen geeignete Wege finden, mit diesen Realitäten abseits<br />
<strong>des</strong> Wachstums umzugehen, ja, sie uns zunächst einmal richtig bewusst<br />
zu machen. Gleichzeitig müssen wir uns klar machen, dass die Lösun-<br />
gen in der Regel lokal verankert sein müssen. Kein Stadtteil gleicht dem<br />
anderen, ebenso wenig wie ein Mensch dem anderen gleicht.<br />
Ein ganz wesentlicher Vorteil dieser Ausstellung ist es meines Erach-<br />
tens, dass sie nicht in einem großen <strong>Kontext</strong> verschwindet (ich denke<br />
da an die thematisch verwandte, gerade nach großem Erfolg ausgelau-<br />
fene „<strong>Shrinking</strong> Cities“-Ausstellung in den KunstWerken). Vielmehr be-<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
Geographisches Institut<br />
Arbeitsberichte<br />
Nr. 115 (2006)