„displacement“-Genese der russischen DPs - Forschungsstelle ...
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46 Anne Kuhlmann-Smirnov<br />
Staaten, sowie durch eigenes Spendenaufkommen finanziert. In den frühen Jahrgängen <strong>der</strong><br />
Zeitung Posev erschienen regelmäßig folgende Rubriken: Wochen- und Jahreschroniken zu<br />
relevanten Ereignissen in <strong>der</strong> Sowjetunion, in Deutschland und <strong>der</strong> Welt, vor allem in den<br />
Vereinigten Staaten; Informationen zur Situation <strong>der</strong> <strong>russischen</strong> <strong>DPs</strong> in Deutschland; russische<br />
Exilliteratur; Informationen zu Neuerscheinungen russischer Literatur (meist vom Posev-Verlag<br />
selbst herausgegeben); Kleinanzeigen und Suchmeldungen von Privatpersonen sowie politische<br />
Artikel und Kommentare. 140<br />
Neben <strong>der</strong> von den Westalliierten und Emigrantenverbänden in Übersee unterstützten Presse<br />
gaben auch die Herkunftslän<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>DPs</strong> Publikationen heraus, die sich direkt an ihre in<br />
Deutschland verbliebenen Landsleute richteten. Die IRO zählte nach einem Bericht vom 10.<br />
März 1948 in <strong>der</strong> US-Zone monatlich 105.000 sowjetische Druckerzeugnisse, 51.000 polnische<br />
und 2.650 jugoslawische Publikationen, die in den Lagern auslagen. Darin wurden die in den<br />
Westzonen Deutschlands lebenden <strong>DPs</strong> aufgefor<strong>der</strong>t, in ihre Herkunftslän<strong>der</strong> zurückzukehren.<br />
Nach Einschätzung von Stepień hatten diese von den Westalliierten als „Indoktrination“ bezeichneten<br />
Blätter einen nicht unerheblichen Einfluss auf die <strong>DPs</strong>: So kehrten nach Angaben <strong>der</strong><br />
IRO vom 1. Juli 1947 bis zum 30. Juli 1948 noch 51.905 <strong>DPs</strong> in ihre Heimatlän<strong>der</strong> zurück. 141<br />
Ein Jahr später waren es noch 13.670 und im Jahr darauf 4.761 Rückkehrer. Ob diese Repatriierungen<br />
jedoch allein auf die genannten Publikationen zurückzuführen sind, ist fraglich. Zu<br />
Beginn <strong>der</strong> fünfziger Jahre hörte die Repatriierung schließlich ganz auf.<br />
In den fünfziger Jahren erschienen neben Posev, Grani und Echo seit 1951 die illustrierte Monatszeitschrift<br />
Svoboda (Freiheit), herausgegeben vom Zentralverband Politischer Emigranten<br />
aus <strong>der</strong> UdSSR (COPE), und seit 1958 als Halbjahreszeitschrift Mosty (Brücken) – Hefte für<br />
Literatur, Kunst und Politik, ebenfalls vom COPE herausgegeben. Von 1950–1953 erschien<br />
wöchentlich auch die Zeitung Golos naroda (Stimme des Volkes), die vom „Kampfbund für die<br />
Befreiung <strong>der</strong> Völker Russlands“ (SBONR) herausgegeben wurde. NTS gab neben Posev und<br />
Grani von 1953–1955 die Hefte Mysl’ (Der Gedanke) heraus und ab Ende <strong>der</strong> fünfziger Jahre<br />
Naši dni (Unsere Tage) als politische Zeitschrift, die vorwiegend zur Einschleusung in die<br />
UdSSR bestimmt war, um dort Menschen für den „Wi<strong>der</strong>stand gegen den Bolschewismus“ zu<br />
gewinnen. 142 In München erschien in den Jahren 1951 bis 1953 die einzige russischsprachige<br />
satirische Zeitschrift außerhalb <strong>der</strong> Sowjetunion, Satirikon, die von einer Gruppe russischer<br />
Journalisten aus dem Lager Schleißheim-Feldmoching herausgegeben wurde. In den Jahren<br />
1952 bis 1954 erschien – ebenfalls in München – das Monatsblatt Za svobodu (Für die Freiheit),<br />
herausgegeben von <strong>der</strong> „Russischen Volksbewegung“ des ehemaligen Präsidenten <strong>der</strong> Provisorischen<br />
Regierung Aleksandr Kerenskij. Hinzuzufügen sind die bei Stepień erwähnten restaurativ<br />
orientierten Zeitungen Bor’ba (Kampf) 143 und Golos Rossii (Stimme Russlands) 144 sowie die<br />
religiöse Schrift Put’ žizni (Lebensweg) 145 .<br />
140<br />
Eine Sammlung <strong>der</strong> Zeitung befindet sich im Historischen Archiv <strong>der</strong> <strong>Forschungsstelle</strong> Osteuropa an <strong>der</strong> Universität<br />
Bremen.<br />
141<br />
IRO Office of Statistics and Operational Report, Juli 1947 bis Dezember 1951, Tab. 111, zit. nach Stepień: Der<br />
alteingesessene Fremde, S. 110, S. 302 (Anm. 3).<br />
142<br />
Verband <strong>der</strong> Freien Presse e.V. (Hg.): Fünfzehn Jahre, S. 43.<br />
143<br />
Herausgegeben von SBONR in München von Oktober 1947 bis Juli 1965, Angaben nach Bibliothèque Russe de<br />
L’Institut d’études Slave, Tome XL/2 : L’Émigration Russe en Europe. Catalogue collectif des Périodiques en langue<br />
Russe, 1940–1979, herausgegeben von Anne-Marie Volkoff, Paris 1981, S. 24.<br />
144<br />
Wochenzeitung, herausgegeben von <strong>der</strong> „Russischen Befreiungsfront“ in München von April 1949 bis Juli 1951<br />
und von Juli 1955 bis mindestens 1959, Angaben nach Bibliothèque Russe de L’Institut d’études Slave, Tome XL/2,<br />
S. 43.<br />
145<br />
Bei Stepień irrtümlich „Put’ života“, richtig: „Put’ žizni“. Es gab drei Publikationsorgane dieses Namens: eines<br />
ging 1958 aus dem vom Komitee <strong>der</strong> griechisch-orthodoxen Flüchtlinge in Hamburg herausgegebenen Informationsbulletin<br />
„Put’“ hervor, das von 1946 bis mindestens November 1948 erschien; ein zweites erschien seit 1958 in<br />
Frankfurt/M.; und schließlich wurde seit Februar 1948 bis mindestens November 1948 ein „Befreiungsbulletin des