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inhalt - Misericordia GmbH Krankenhausträgergesellschaft

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ÜBERBLICK<br />

Wie aus Gehstöcken Engel wurden<br />

Die Installation „1000 Engel“ beeindruckte viele Patienten und Besucher.<br />

Ich bin begeistert von der Idee, sich<br />

künstlerisch mit einem so interessanten<br />

„<br />

aber auch so schwierigen Thema hier<br />

in einem Krankenhaus zu beschäftigen“,<br />

lobte der Bürgermeister der Stadt Münster,<br />

Hans Varnhagen, bei der Ausstellungseröffnung<br />

am 27. November 2008<br />

die Initiatoren der Raphaelsklinik. Auch<br />

Dr. Gail Kirkpatrick vom Kulturamt war<br />

beeindruckt: „In diesem Kunstwerk wird<br />

auf exemplarische Weise meisterliche<br />

handwerkliche Fähigkeit vereint mit dem<br />

Nicht-Material der Ästhetik.“<br />

24 | EINBLICK(E)<br />

Wie ein prähistorischer Kokon oder ein<br />

überdimensionales Nest wirkte das kugelförmige<br />

begehbare Objekt, das sechs<br />

Wochen lang im Foyer der Raphaelsklinik<br />

stand. Das Baumaterial war so ungewöhnlich<br />

wie sein Standort, über 1000<br />

hölzerne Gehstöcke wurden miteinander<br />

verknüpft, einige schienen sich von der<br />

Kugel lösen zu wollen und strebten an<br />

dünnen Stahlseilen dem hohen Glasdach<br />

entgegen. Beim Aufbau half die Arbeiter-<br />

Samariter-Jugend Münster tatkräftig mit.<br />

Die Hand- und Spazierstöcke stammten<br />

aus dem Nachlass Verstorbener, viele trugen<br />

noch die Zeichen ihrer ehemaligen<br />

Nutzung und Besitzer, eingeritzte Namen<br />

oder festgenagelte Wanderplaketten<br />

individualisierten die Gehhilfen. „Mir ist<br />

aufgefallen, dass die Menschen sich<br />

nach dem Tod eines Angehörigen von<br />

vielen Dingen trennen, selten jedoch<br />

vom Gehstock“, berichtete der Schöpfer<br />

der Installation, Andreas Rimkus, aus<br />

dem südwestlich von Hannover gelegenen<br />

Ort Springe. Einige Münsteraner<br />

kamen während der Dauer der Ausstellung<br />

in die Klinik und spendeten weitere<br />

Gehstöcke.<br />

Im Inneren des Objektes stand eine eckige<br />

Säule, die eine quadratische Platte und<br />

eine goldene Kugel trug. Während die<br />

Platte unter den Gefrierpunkt abgekühlt<br />

wurde und ständig mit feinem Schnee<br />

bedeckt war, strahlte die Kugel wohlige<br />

Wärme aus. Bei Berührung ertönten leise<br />

Wiegenlieder aus aller Welt. Zu hören<br />

waren 200 gesammelte Tondokumente<br />

von Rimkus und seiner Frau Christine, die<br />

auf eine schwindende Tradition verweisen<br />

sollten: Das Singen von Eltern für ihre<br />

Kinder. „Wenn ich meinem Kind ein Lied<br />

vorsinge, hinterlasse ich positive Abdrücke<br />

in seiner Seele“, erläuterte der<br />

Künstler und schlug den Bogen zur Kugel<br />

in seinem Objekt, auf deren hochglanzpolierter<br />

Oberfläche Fingerabdrücke der<br />

Besucher zurück blieben. Am 9. Januar<br />

fand in der Raphaelsklinik eine Sammelaktion<br />

der besonderen Art statt: Wer<br />

mochte, konnte dem Künstler Wiegenlieder<br />

vorsingen, die aufgenommen wurden<br />

und auf diese Weise zum dauerhaften<br />

Bestandteil des Kunstwerks wurden.<br />

Während einer „Sammelaktion“ spendeten<br />

Münsteranerinnen ihre Wiegenlieder,<br />

die Andreas Rimkus (2. v. r.) aufnahm.<br />

(MZ-Foto: H. Ostendorf)

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