inhalt - Misericordia GmbH Krankenhausträgergesellschaft
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feiert 60. Ordensjubiläum<br />
mals nach Hause, kein einziges Mal. Elisabeth<br />
war auch von den Gottesdiensten,<br />
zum Beispiel in der Karwoche, gar nicht<br />
erfreut, das „viele Beten“ den ganzen<br />
Tag lang lag ihr nicht.<br />
Man darf sagen, dass der plötzliche Tod<br />
des Vaters ein religiöses Erwachen bei ihr<br />
auslöste, die Klostergedanken wurden<br />
immer stärker, eine herzensgute mütterliche<br />
Oberin war ihr in Arnsberg eine wertvolle,<br />
geduldige Gesprächspartnerin. Von<br />
der Küche wechselte Elisabeth in den<br />
gynäkologischen Operationssaal, wo sie<br />
wie eine Schwesternhelferin arbeitete.<br />
Der Entschluss, bei den Clemensschwestern<br />
einzutreten, tauchte schnell auf und<br />
wurde konsequent verwirklicht, am 15.<br />
September 1947, sie war 23 Jahre alt. Im<br />
folgenden Oktober erhielt sie den<br />
Ordensnamen „Creszenz“, den man aus<br />
dem Lateinischen übersetzen kann mit<br />
„die Aufwachsende“ oder auch „die Blühende“.<br />
Sie arbeitete in der Putzkolonne<br />
in Rheine-Bentlage. Am 9. April 1948<br />
wurde sie eingekleidet und begann mit<br />
15 Mitschwestern das Noviziat in Arnsberg.<br />
In dieser Zeit wurde sie nicht nur in<br />
Geist und Praxis des Ordenslebens eingeführt,<br />
sie musste auch 7 Monate als Novizin<br />
bei chirurgischen Operationen in der<br />
Frauenklinik in Arnsberg helfen und in<br />
der Trümmerlandschaft des Mutterhauses<br />
Steine klopfen. Am 28. April 1949 – also<br />
vor nunmehr 60 Jahren – legte sie die<br />
ersten Gelübde ab und wurde gleich darauf<br />
an das Agneshospital in Bocholt versetzt,<br />
wo sie im Operationssaal und in der<br />
Ambulanz tätig war. Diese medizinischpraktische<br />
Arbeit sagte ihr zu, sie kam<br />
1953 in die Krankenpflegeschule nach<br />
Münster. In der darauf folgenden Zeit<br />
machte sie die nähere Bekanntschaft mit<br />
Schwester Euthymia. Wenn man dieser<br />
nachsagt, dass sie ungewöhnlich hilfsbereit<br />
und gutmütig war, dann kann das<br />
Schwester Creszenz aus nächster Nähe<br />
bestätigen (ein Beispiel: als Creszenz in<br />
der Waschküche um ein bisschen Lauge<br />
bat, weil sie ihr schwarzes festtägliches<br />
Kleid herrichten wollte, nahm Euthymia<br />
die Sache in die Hand, wusch und bügelte<br />
das Kleid und machte es gebrauchsfertig).<br />
Gemeinsam besorgten sie das Esszimmer<br />
und das Spülen im Mutterhaus<br />
und lernten einander so näher kennen.<br />
Schwester Euthymia starb im September<br />
1955 Alter von 41 Jahren. Für Schwester<br />
Creszenz war es ein einzigartiges Erlebnis,<br />
als sie bei der Seligsprechung in Rom<br />
2001 dabei sein durfte.<br />
Nach der Profess kam sie für 4 Jahre in<br />
den Operationssaal nach Bocholt, danach<br />
legte sie das Examen als Krankenpflegerin<br />
in Münster ab. Für 10 Jahre kam sie in<br />
den Operationssaal in Duisburg-Hochfeld,<br />
und als dort die Clemensschwestern<br />
abgezogen wurden, für 21 Jahre in den<br />
Operationssaal nach Duisburg-Homberg.<br />
Insgesamt war sie 35 Jahre in Operationssälen<br />
tätig, davon 21 Jahre als Leitende<br />
MIT-MENSCHEN<br />
Operationsschwester. Nach diesen Jahren<br />
kam Schwester Creszenz in unser Clemenshospital<br />
nach Münster, wo es<br />
damals 1985 noch 31 Clemensschwestern<br />
gab, und zwar kam sie in den<br />
„Steri“, wo die unterschiedlichsten medizinischen<br />
Instrumente sterilisiert werden.<br />
Im Alter von 80 Jahren beendete Sr. Creszenz<br />
ihr Berufsleben.<br />
Das Ordensleben, Leben in der Gegenwart<br />
des ewigen Gottes, dem man Treue<br />
bis ans Lebensende gelobt hat, Leben in<br />
einer Gemeinschaft sehr verschiedener<br />
Frauen an untergeordneter Stelle und mit<br />
sehr unterschiedlichen Oberinnen und<br />
dazu in einem Beruf, der höchste Anforderungen<br />
tags und nachts stellt – wie das<br />
in Höhen und Tiefen bewältigt wurde,<br />
das bleibt ein privates, persönliches<br />
Geheimnis. Ein solches Leben war nicht<br />
konfliktfrei. Schwester Creszenz erinnert<br />
sich an die Auseinandersetzung mit<br />
einem berühmten Chirurgen, dem im<br />
Operationssaal niemand etwas recht<br />
machen konnte und der entsprechend<br />
böse mit den Mitarbeitern umging – sie<br />
sagte ihm eines Tages die Meinung und<br />
erlebte seine Änderung im Verhalten.<br />
Schlimmer zu ertragen waren die aus<br />
einem unchristlichen religiösen Wahn<br />
entsprungenen Ordensvorschriften; am<br />
meisten hat Schwester Creszenz darunter<br />
gelitten, dass sie beim Sterben ihrer Mutter<br />
im Walburga-Krankenhaus in Meschede<br />
und bei der Beerdigung nicht dabei<br />
sein durfte. Umgekehrt freute sie sich, als<br />
nach dem Konzil die unmenschliche<br />
Ordenstracht geändert und „Heimaturlaub“<br />
möglich wurde. Und mit Freuden<br />
erlebte sie, wie die Mitschwestern ihre<br />
Ordensjubiläen feierten und wie sie<br />
anlässlich des Silbernen Jubiläums mit<br />
ihren Angehörigen eine Reise nach Rom<br />
machen durfte. Prof. Dr. Herbert Vorgrimler<br />
Leiter der Krankenhausseelsorge<br />
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