Ein Flirt mit Paris Mädchen in Uniform Heather - L-Mag
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PERSONALITY<br />
<strong>Heather</strong> Peace beim<br />
L-MAG-Interview bei<br />
„L-Beach“<br />
<strong>mit</strong> den Dramen anderer ablenkt. Das hat se<strong>in</strong>en<br />
Reiz, wenn man noch jung ist und nicht so viel<br />
Verantwortung trägt. Ich b<strong>in</strong> da zu alt für.<br />
„Lip Service“ hat es geschafft, worum sich „The<br />
L Word“ sechs Staffeln lang erfolgreich gedrückt<br />
hat: <strong>E<strong>in</strong></strong>e Butch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er tragenden Rolle …<br />
Was heißt Butch? Butch-Se<strong>in</strong> ist e<strong>in</strong>e bestimmte<br />
Art, durchs Leben zu gehen. Es geht dabei nicht<br />
um die Haarlänge oder die Klamotten. Vielleicht<br />
ist das nur der Ausdruck e<strong>in</strong>er bestimmten<br />
<strong>E<strong>in</strong></strong>stellung, die Butch-Se<strong>in</strong> bedeutet. Es hat viel<br />
da<strong>mit</strong> zu tun, wie man se<strong>in</strong>e D<strong>in</strong>ge regelt und <strong>mit</strong><br />
anderen und sich umgeht. Da sticht Sam natürlich<br />
sehr aus der restlichen Besetzung heraus. Ich b<strong>in</strong><br />
nicht so butch wie Sam, wäre aber gerne so cool<br />
wie sie.<br />
Wenn man sich die Rollen <strong>in</strong> de<strong>in</strong>er Schauspieler<strong>in</strong>nenkarriere<br />
so anschaut, könnte man<br />
me<strong>in</strong>en, dass du auf die „<strong>Mädchen</strong> <strong>in</strong> <strong>Uniform</strong>“-Rolle<br />
abonniert wärst. Feuerwehrfrau,<br />
Sol dat<strong>in</strong>, Geheimagent<strong>in</strong>, Polizist<strong>in</strong>, viel Gefahr,<br />
viele Waffen … Das ist schon alles sehr cool.<br />
Ich habe natürlich auch andere Rollen gespielt.<br />
Aber ja, ich werde schon gerne auf diesen Typ Frau<br />
besetzt. Das war auch schon vor der Rolle der<br />
Kripo-Beamt<strong>in</strong> Sam so. Jetzt drehe ich gerade für<br />
„Waterloo Road“, e<strong>in</strong>e bekannte TV-Serie <strong>in</strong> England,<br />
über e<strong>in</strong>e Schule, an der es viele Konflikte<br />
gibt. Ich spiele e<strong>in</strong>e Lehrer<strong>in</strong>, die vorher beim<br />
Militär war (lacht) und den K<strong>in</strong>dern wieder Werte<br />
ver<strong>mit</strong>teln will. Die Rolle bekam ich sehr überraschend.<br />
Eigentlich wollte ich nach „Lip Service“<br />
und der ganzen Tour mal Pause machen und <strong>in</strong> den<br />
Urlaub fahren. Aber das ist natürlich toll, dass ich<br />
bei e<strong>in</strong>er so großen Ma<strong>in</strong>stream-Produktion dabei<br />
b<strong>in</strong>. Urlaub geht auch noch später.<br />
Dass du eher Rollen spielst, <strong>in</strong> denen Frauen<br />
ihren Mann stehen müssen, hat aber nichts<br />
da<strong>mit</strong> zu tun, dass du offen lesbisch bist und bei<br />
der Besetzung unterschwellige Kischees <strong>mit</strong> entscheiden?<br />
Solche Rollen s<strong>in</strong>d sowieso und immer<br />
noch selten. Da liegt es doch nahe zu den-<br />
ken: „Hey, die kann <strong>Uniform</strong>en tragen und ist<br />
doch von Haus aus e<strong>in</strong> bisschen kerlig …“<br />
Me<strong>in</strong>e Rolle als Feuerwehrfrau <strong>in</strong> „London’s<br />
Burn<strong>in</strong>g“ hat natürlich auch e<strong>in</strong> bestimmtes Bild<br />
von mir geprägt. Das war e<strong>in</strong>e sehr, sehr bekannte<br />
Serie <strong>in</strong> den 90ern. Ich spiele solche Rollen aber<br />
auch gerne, ich mag Action. Es wird auch daraufh<strong>in</strong><br />
besetzt, ob jemand fit genug ist, e<strong>in</strong>e solche<br />
Rolle glaubwürdig zu spielen. Und das b<strong>in</strong> ich.<br />
Du hattest natürlich auch schon vor „Lip<br />
Service“ e<strong>in</strong>e Karriere als Schauspieler<strong>in</strong>. Hattest<br />
du niemals Bedenken, dass du <strong>mit</strong> der Rolle<br />
endgültig auf e<strong>in</strong>er „Lesben-Schiene“ landest?<br />
Für viele ist das immer noch e<strong>in</strong> Grund, nicht<br />
offen zu se<strong>in</strong> und das Private so sehr unter Verschluss<br />
zu halten, dass es schon verdächtig ist.<br />
Ich habe da nie e<strong>in</strong> Geheimnis draus gemacht.<br />
Ich wurde aber e<strong>in</strong>e ganze Weile auch nicht danach<br />
gefragt. Und als ich es dann wurde, habe<br />
ich halt die Wahrheit gesagt. Ich b<strong>in</strong> ke<strong>in</strong>e „lesbische<br />
Schauspieler<strong>in</strong>“, ich b<strong>in</strong> erst mal Schauspieler<strong>in</strong><br />
und Musiker<strong>in</strong>. Bei „Lip Service“ habe<br />
ich mich beworben, weil ich die Drehbücher toll<br />
fand und es mich gereizt hat, bei e<strong>in</strong>er solchen<br />
Serie, die für England immer noch sensationell<br />
ist, dabei zu se<strong>in</strong>.<br />
Als momentan e<strong>in</strong>zige offene Lesbe im<br />
britischen Ma<strong>in</strong>stream-Fernsehen werden dir<br />
natürlich auch gleich alle Fragen<br />
gestellt, die sich die anderen nicht zu<br />
beantworten trauen, weil sie Angst um<br />
ihre Karriere haben. Bei unserem<br />
Gespräch bei „L-Beach“ warst du noch<br />
skeptisch, ob „Lip Service“ plus tatsächliches<br />
Lesbischse<strong>in</strong> dir den Zugang<br />
zu anderen Rollen erschweren würde.<br />
Ja, das stimmt. Es gibt viele heterosexuelle<br />
Schauspieler<strong>in</strong>nen, die lesbische Rollen<br />
spielen, und es käme niemand auf die Idee,<br />
dass bestimmte Rollen für sie <strong>in</strong> Zukunft<br />
verbrannt wären. Eher im Gegenteil. Da heißt<br />
es dann Charakterrolle.<br />
Seltsamerweise gibt es gerade bei den britischen<br />
TV-Produktionen auffallend viele lesbische<br />
Themen und Rollen, die im Ma<strong>in</strong>stream sehr<br />
gut ankommen. Wir sprachen damals darüber,<br />
dass e<strong>in</strong>e Sarah-Waters-Verfilmung selbstverständlich<br />
<strong>mit</strong> hetero sexuellen Schauspieler<strong>in</strong>nen<br />
besetzt wird, niemals aber e<strong>in</strong>e heterosexuelle<br />
Rolle <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er beliebten Serie wie zum<br />
Beispiel „Downton Abbey“ <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er Lesbe<br />
besetzt werden würde.<br />
Das glaube ich immer noch. So weit s<strong>in</strong>d wir noch<br />
nicht. Aber ich b<strong>in</strong> da schon etwas hoffnungs voller<br />
geworden. Wenn es da ke<strong>in</strong>e allmählichen Veränderungen<br />
gäbe, hätte ich die Rolle bei „Waterloo<br />
Road“ nicht bekommen. Am Ende zahlt sich Wahrhaftigkeit<br />
aus. Man ist nicht nur Schauspieler<strong>in</strong>.<br />
Ich arbeite derzeit <strong>mit</strong> sehr vielen jungen Leuten<br />
zusammen, <strong>mit</strong> denen man sich natürlich auch <strong>in</strong><br />
den Drehpausen unterhält. Die Kids s<strong>in</strong>d wesentlich<br />
cooler im Umgang da<strong>mit</strong>, wie sich jemand entscheidet<br />
zu leben. Wir unterhalten uns alle völlig<br />
natürlich über unsere Beziehungen und Themen<br />
wie die Liebe und das Leben. Die haben ke<strong>in</strong>erlei<br />
Berührungsängste. Es mag vielleicht jetzt noch<br />
nicht genügend offen lesbische Schauspieler<strong>in</strong>nen<br />
oder schwule Schauspieler geben, weil e<strong>in</strong>e ganz<br />
andere Generation über Rollenvergaben entscheidet.<br />
Aber diese Kids, die jetzt e<strong>in</strong>steigen, werden<br />
das anders machen, da b<strong>in</strong> ich mir sicher.<br />
Du sagst also, dass de<strong>in</strong> offenes Lesbischse<strong>in</strong><br />
de<strong>in</strong>er Karriere nicht geschadet hat?<br />
Ich weiß natürlich nicht, welche Rollen ich<br />
deswegen nicht bekommen habe, aber ich b<strong>in</strong> sehr<br />
zufrieden da<strong>mit</strong>, wie es gerade für mich läuft.<br />
„Lip Service“ war auch für mich e<strong>in</strong> Meilenste<strong>in</strong>,<br />
wie die ganze Serie e<strong>in</strong> Meilenste<strong>in</strong> ist. Die wird ja<br />
nicht nur von Lesben angeschaut. So wie „Lip<br />
Service“ ohne se<strong>in</strong> heterosexuelles Publikum ke<strong>in</strong><br />
solcher Erfolg hätte werden können, wäre ich als<br />
Musiker<strong>in</strong> ohne me<strong>in</strong> lesbisches Publikum nicht so<br />
erfolgreich. Ich b<strong>in</strong> <strong>in</strong> der glücklichen Situation,<br />
alles zu machen, woran ich auch Spaß habe, und<br />
dabei auch noch ich selbst se<strong>in</strong> zu können.<br />
Wird es auch noch e<strong>in</strong>e dritte Staffel von<br />
„Lip Service“ geben?<br />
Ich hoffe doch. Es würde mich wundern, wenn<br />
nicht. Es gibt noch so viel zu erzählen. Und wir<br />
brauchen solche Serien.<br />
Interview: Stephanie Kuhnen<br />
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Foto: Tanja Schnitzler