Ein Flirt mit Paris Mädchen in Uniform Heather - L-Mag
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Partner<strong>in</strong> fand, habe ich mich entschlossen, alle<strong>in</strong> e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d zu<br />
bekommen.<br />
Für welches Schwangerschaftsmodell hast du dich nun<br />
entschieden?<br />
Ich hab jahrelang alles durchgespielt – von Modellen <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em<br />
oder zwei schwulen Vätern <strong>mit</strong> wenig oder regelmäßigem Kontakt<br />
zum K<strong>in</strong>d über e<strong>in</strong>en schwulen Freund <strong>mit</strong> Vatergefühlen bis h<strong>in</strong><br />
zu e<strong>in</strong>em offenen, anonymen Spender. Schließlich habe ich mich<br />
für die Storkkl<strong>in</strong>ik <strong>in</strong> Kopenhagen und e<strong>in</strong>e dänische Samenbank<br />
<strong>mit</strong> „offenem Spender ohne extended Profile“ entschieden. Das<br />
heißt, die Kl<strong>in</strong>ik wählt den Spender aus, da das K<strong>in</strong>d derzeit ke<strong>in</strong>er<br />
Partner<strong>in</strong> ähneln muss.<br />
Welche Phasen waren für dich bis heute die schwierigsten –<br />
emotional wie praktisch?<br />
Als ich vier gescheiterte Befruchtungsversuche h<strong>in</strong>ter mir hatte,<br />
habe ich me<strong>in</strong>e Familie schließlich e<strong>in</strong>geweiht – obwohl ich ihr<br />
eigentlich erst vom positiven Schwangerschaftstest erzählen wollte.<br />
Zum Glück reagierte sie unterstützend. So viele D<strong>in</strong>ge bereiten mir<br />
Sorgen: die hohen Kosten <strong>in</strong> Deutschland; die Grauzone, <strong>in</strong> der K<strong>in</strong>derwunschzentren<br />
arbeiten, wenn sie alle<strong>in</strong>stehende Frauen<br />
<strong>in</strong>sem<strong>in</strong>ieren; die Bedenken, von e<strong>in</strong>em unbekannten Spender e<strong>in</strong>e<br />
Krankheit zu bekommen. Manchmal habe ich Angst, es doch nicht<br />
alle<strong>in</strong>e zu schaffen, wenn das K<strong>in</strong>d erst e<strong>in</strong>mal da ist. Der<br />
schlimmste Satz, den ich mir jemals anhören musste, war: „Die<br />
Kernfamilien-Schwangerschaft ist ethisch wertvoller als der<br />
S<strong>in</strong>gle-Lesben-K<strong>in</strong>derwunsch!“<br />
Wie haben de<strong>in</strong>e Freunde auf de<strong>in</strong>e Entscheidung reagiert?<br />
<strong>E<strong>in</strong></strong>ige Freunde positiv, unterstützend und ehrlich <strong>in</strong>teressiert. Aber<br />
es gibt auch Freund<strong>in</strong>nen, die nach wie vor auf mich e<strong>in</strong>reden, das<br />
Ganze habe weder Hand noch Fuß und ich solle mich von dem Vorhaben<br />
verabschieden. <strong>E<strong>in</strong></strong>ige Leute haben mir auch schon vorgeschlagen,<br />
doch e<strong>in</strong>fach <strong>in</strong> der Disco e<strong>in</strong>en Mann abzuschleppen. Er<br />
müsse es ja nicht wissen, <strong>mit</strong> genug Alkohol dürfte das doch ke<strong>in</strong><br />
Problem se<strong>in</strong>. Aber ich will nicht <strong>mit</strong> Männern schlafen und e<strong>in</strong>e<br />
solche Entstehungsgeschichte möchte ich auch nicht für me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d!<br />
De<strong>in</strong>e Tipps für Lesben, die sich dafür entscheiden, alle<strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />
K<strong>in</strong>d zu bekommen?<br />
Nehmt Kontakt zu e<strong>in</strong>er K<strong>in</strong>derwunschgruppe auf – und erzählt es<br />
vor <strong>E<strong>in</strong></strong>treten der Schwangerschaft nicht zu vielen Menschen! Sucht<br />
euch jemanden, der euch durch alle Hochs und Tiefs begleitet: e<strong>in</strong>e<br />
gute Freund<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>e Beratungsstelle oder Ähnliches. Ich habe außerdem<br />
Briefe ans K<strong>in</strong>d geschrieben und dar<strong>in</strong> alle me<strong>in</strong>e Überlegungen<br />
und Bedenken auf dem Weg zum Wunschk<strong>in</strong>d genannt. Vor<br />
allem rate ich, früh <strong>mit</strong> den Planungen zu beg<strong>in</strong>nen, nicht erst <strong>mit</strong><br />
Mitte/Ende dreißig. Für die Insem<strong>in</strong>ation empfehle ich e<strong>in</strong>e von<br />
Frauen geführte K<strong>in</strong>derwunschkl<strong>in</strong>ik <strong>in</strong> Dänemark, da dort die<br />
Atmosphäre schön und behutsam ist.<br />
Alle<strong>in</strong>erziehend – das ist schon als Hetero schwierig, als Lesbe<br />
sicher noch e<strong>in</strong>mal mehr?!<br />
Ja, weil es schwer ist, die lesbische Identität sichtbar zu machen.<br />
Niemand stellt e<strong>in</strong>em gedanklich e<strong>in</strong>e zweite Frau an die Seite. Wie<br />
dem K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e positive Identität e<strong>in</strong>er anderen Familienform ver<strong>mit</strong>teln,<br />
wenn die Gesellschaft bei S<strong>in</strong>gle-Lesben <strong>mit</strong> K<strong>in</strong>d nicht<br />
wahrnimmt, dass es sich nicht um Heteras handelt?! In Krabbelgruppe<br />
und K<strong>in</strong>dergarten muss man sich immer wieder rechtfertigen,<br />
dass es ke<strong>in</strong>e defizitäre Familie ohne Papa ist, sondern e<strong>in</strong>e<br />
bewusst gewählte Familienform ohne zweite Mama. Man muss sich<br />
immer wieder erklären – bei Behörden, Ärzten, Ämtern: Das K<strong>in</strong>d<br />
hat ke<strong>in</strong>en Vater. Dabei ist es Privatsache, wie und warum es entstanden<br />
ist. Interviews: Jana Schulze<br />
L-MAG<br />
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