Ein Flirt mit Paris Mädchen in Uniform Heather - L-Mag

Auf jeden Fall. Nicht nur Hip-Hop, auch R&B stammt ja mit seinen
Gospelwurzeln aus einer kirchlichen Tradition. Und ich muss sagen,
dass farbige Menschen die homophobsten unserer Gesellschaft sind. Es
ist sehr seltsam, dass es Leute gibt, die dich aufgrund deiner Sexualität
verurteilen. Das langweilt einfach nur. Mit wem ich schlafe, sollte niemanden
etwas angehen. Jemand, der mich deswegen hasst, gehört zu
einem sehr unterentwickelten Teil unserer Spezies. Diese Leute haben
einen sehr limitierten Zugang zu unserer Welt. Als ich noch sehr jung
war, habe ich gelernt, dass ich mein Leben nicht für andere Menschen
lebe. Ich lebe das Leben, das ich habe. Und ich habe ja nur eines.
Hat man dich je persönlich angegriffen?
Ja, wenn auch auf unterschiedliche Weise. Als ich noch jünger war, bin
ich öffentlich auf der Straße angemacht worden. Sogar meine eigenen
Eltern haben mich angegriffen. Manchmal empfinde ich es aber auch als
Attacke, wenn ich hart für meine Musik gearbeitet habe und man ausschließlich
über mein Gay Life mit mir sprechen will.
Vor einigen Jahren bist du zum Islam konvertiert. Was hat sich
dadurch in deinem Leben verändert?
Was der Islam definitiv für mich getan hat, war, mir Bescheidenheit
beizubringen. Und er hat mir gezeigt, wie man anderen Menschen
respektvoll begegnet. Zudem hilft dir fünf Mal Beten am Tag runterzukommen,
es nimmt die Hektik aus deinem Leben. Weißt du, wir alle
hängen den ganzen Tag am Telefon, sind ständig mit anderen verbunden
und setzen die Arbeit an erste Stelle. Das Beten schenkt mir Momente
der Besonnenheit. Ich versuche mein Bestes für die Religion zu geben,
aber oft bin ich auch näher am Atheismus. Ich will einfach ein gutes
Herz haben.
Schaffst du das wirklich fünf Mal am Tag?
Manchmal ja und manchmal nein. Der Prophet Mohammed hat
Mäßigung in religiösen Dingen gepredigt. Und ich versuche, in keinem
Bereich meines Lebens fanatisch zu sein. Weder als Mutter noch als
Musikerin – noch in religiösen Dingen.
Ignorierst du die Homophobie im Islam?
Der Islam ist nicht homophob, es sind die Menschen. Alle Religionen
besagen, dass du über niemanden urteilen darfst. Und wenn andere
Menschen mich verurteilen, dann sollen sie das meinetwegen tun. Aber
dann sollen sie mir jemanden zeigen, der perfekt ist. Eine solche Person
würde ich gern kennen lernen.
Deine Partnerin Alison ist gleichzeitig deine Managerin. Geht eine
solche Zusammenarbeit gut?
Wir sind sehr ähnlich gestrickt und beide sehr entspannt. Für uns ist
Arbeit Arbeit und Privatleben ist Privatleben. Wir sind in der Lage, das
Geschäftliche beiseitezuschieben, wenn wir es wollen. Und für mich ist
es wichtig, eine Managerin zu haben, die ehrlich zu mir ist – und
diesen Job nicht wegen des Geldes macht.
Du hast bereits einen 22-jährigen Sohn – und deine Partnerin hat
vor zwei Jahren einen Jungen zur Welt gebracht. Wie ist es, nach so
langer Zeit plötzlich wieder Mutter zu sein?
Anstrengend. Sehr anstrengend. Aber es ist auch wahnsinnig toll,
jemanden zu beobachten, der noch nicht richtig sprechen kann, keine
Vorstellung von unserer Sprache hat – und mit ihm zu kommunizieren.
Ich sehe ihm einfach beim Wachsen zu und lasse mich von seiner
Begierde auf das Leben anstecken. Weißt du, mein Job ist zwar die
Musik. Aber mein Leben ist meine Familie. Ich versuche einfach nur,
ein guter Elternteil zu sein.
Michael Prenner
L-MAG
www.meshell.com
Meshell Ndegeocellos Album „Weather“
erscheint am 15.11. (Naive)
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