Ein Flirt mit Paris Mädchen in Uniform Heather - L-Mag

TITELTHEMA REGENBOGENFAMILIE
Und wohin mit den Vätern?
Lesbische Mütter – keine Seltenheit. Ob aus vergangenen Hetero-Beziehungen oder
modernen Regenbogenkonstellationen. Doch wie steht es mit der Vaterrolle?
Manchmal schreibt das Leben
Geschichten, hinter denen man
Drehbuchautoren vermuten
könnte. So ging es Christine und
Angela aus Bamberg, die sich
plötzlich in einer großen Regenbogenfamilie
wiederfanden. Beide waren von jeher beste Freundinnen.
Beide waren glücklich verheiratet. Beide
haben Kinder. „Unsere Männer hatten oft keine
Lust auf Freizeitaktivitäten mit den Kindern, also
sind wir zu zweit losgezogen“, erzählt die Erzieherin
Christine. „Ja, es war regelrecht Standard,
dass wir zwei mit den insgesamt fünf Kindern
unterwegs waren“, ergänzt Angela. Erst als sie sich
schon zehn Jahre kannten, wurden sie ein Paar. Das
geschah auch wieder wie im Film: Als
Christine aufgrund ihrer inzwischen kaputten Ehe
überlegt, die Stadt zu verlassen, um ganz neu
anzufangen, wird Angela bewusst, dass für sie
mehr Gefühle im Spiel sind. Es dauert fast ein
weiteres Jahr, bis sie sich endlich traut, ihre Ehe
zu beenden und Christine ihre Liebe zu gestehen.
Vaterrolle ist schließlich
auch Vorbildrolle
Heute sind beide glücklich miteinander verpartnert
und leben mit vier der fünf Kinder in einem Haushalt
in der Nähe von Bamberg. Anna ist Christines
Tochter, und Eva-Maria, Steffen und Marie-Louise
sind Angelas Kinder. Beide Ex-Männer hatten es
anfangs schwer, sich mit der Situation zu arrangieren.
Entgegen Christines Willen wirkte sich das
auch auf die Beziehung zwischen Tochter und Vater
aus. Während Angelas Kinder regelmäßig an
den Wochenenden etwas mit ihrem Vater unternehmen,
blieb Christines Tochter, die inzwischen
16-jährige Anna, oft allein zurück. „Das finde ich
sehr schade! Väter sollten sich trotzdem kümmern,
denn die Trennung der Eltern hat ja nichts mit den
Kindern zu tun. Außerdem brauchen Kinder auch
Väter als Vorbilder. Auch für Mädchen ist das
wichtig, weil sie ja sonst gar nicht lernen, wie sie
später einmal Männer einschätzen können“, führt
die 45-jährige Christine dazu aus. So richtig fehlt
den beiden ein Mann aber nicht. Angela hat die
Rolle als Hausfrau und Mutter übernommen und
Christine kann auch mit dem 16-jährigen Steffen
ganz wunderbar über Intimes reden und ihre
dunkle Stimme hat sie auch – als die Kinder jünger
waren – des Öfteren eingesetzt, als der Lärmpegel
bei vier Kindern überhandnahm.
Ab und zu auch eine Kinderpause
Auch Heike und Petra waren vor ihrer Beziehung
verheiratet und haben jeweils zwei Kinder aus
ihren Ehen, die heute fast erwachsen sind. Beide
bestehen vehement auf einer Vaterfigur im Leben
ihrer Kinder. „Schon allein aus ganz egoistischen
Gründen ist es mir wichtig, dass die Kinder regelmäßig
bei ihrem Vater sind. Wir haben zusammen
vier Kinder und arbeiten beide im sozialen
Bereich, da würde unsere Partnerschaft sonst auf
Dauer einfach zu kurz kommen“, erzählt Petra.
Beide Frauen haben sich von ihren Männern getrennt,
als sie merkten, dass sie lesbisch sind, und
sich dann über den ILSE-Verein in Nürnberg
kennen gelernt. Nun leben sie gemeinsam mit den
Kindern in einer oberfränkischen Kleinstadt. Auch
Heike berichtet im Gespräch mit L-MAG in ihrem
26 L-MAG
Illustration: Eleonore Rödel / www.ro-edel.de