Ein Flirt mit Paris Mädchen in Uniform Heather - L-Mag
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Foto: Presse<br />
TITELTHEMA REGENBOGENFAMILIE<br />
Die Familien-Fibel<br />
Expert<strong>in</strong> Stephanie Gerlach weiß um die Fragen und Ängste, kennt<br />
aber auch Lösungen beim Thema Lesben, Familie und K<strong>in</strong>der<br />
Das 382-Seiten-Werk „Regenbogenfamilien“<br />
von Stephanie Gerlach<br />
beg<strong>in</strong>nt <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er beschw<strong>in</strong>gten<br />
Widmung: „Für me<strong>in</strong>e wunderbare<br />
Regenbogenfamilie – you are the<br />
w<strong>in</strong>d beneath my w<strong>in</strong>gs.“ („Ihr seid der W<strong>in</strong>d unter<br />
me<strong>in</strong>en Flügeln.“)<br />
In der <strong>E<strong>in</strong></strong>leitung geht’s <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er amüsanten Anekdote<br />
weiter: Sofie wächst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er traditionellen<br />
Mama-Papa-Familie auf. Mit ihrem gleichaltrigen<br />
Freund und se<strong>in</strong>en zwei Müttern unternimmt sie<br />
e<strong>in</strong>en Badeausflug. „Nachdem die K<strong>in</strong>der beim<br />
Wasserball knapp gegen die Mütter gewonnen hatten,<br />
sank Sofie erschöpft <strong>in</strong>s Gras: ‚Ich möchte<br />
auch gern so normale Eltern. Me<strong>in</strong>e lesen immer<br />
nur Zeitung!‘“<br />
Zitierte Alltagsgeschichten wie diese s<strong>in</strong>d es, die<br />
dem Handbuch Lebendigkeit geben – e<strong>in</strong>gebettet<br />
<strong>in</strong> 14 Kapitel, die von „Familiengründung“ und<br />
„Rechtliche Absicherung“ über „Was brauchen<br />
K<strong>in</strong>der aus Regenbogenfamilien“ und „Konflikte<br />
gehören dazu“ bis h<strong>in</strong> zu „Politik und Community“<br />
und „Forschung“ reichen.<br />
Noch immer tun sich Lesben<br />
schwer <strong>mit</strong> dem Thema<br />
„Ich glaube, ganze viele Lesben suchen Informationen<br />
zu und Bestätigung für ihren Wunsch nach<br />
K<strong>in</strong>dern“, so Autor<strong>in</strong> Stephanie Gerlach im<br />
Gespräch <strong>mit</strong> L-MAG. „Kann ich das? Soll ich<br />
wirklich? Dazu gibt es tausend rechtliche Fragen.“<br />
In den vergangenen fünf bis zehn Jahren habe es <strong>in</strong><br />
Deutschland e<strong>in</strong>en „lesbischen Babyboom“ gegeben.<br />
„Früher hatten viele das übergestülpte Bild im<br />
H<strong>in</strong>terkopf, Homos könnten ke<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der kriegen“,<br />
sagt Gerlach, die <strong>mit</strong> ihrer Frau und ihrer<br />
Tochter <strong>in</strong> München lebt. „Heute wächst e<strong>in</strong>e neue<br />
Generation heran, für die die eigene Lebensform<br />
und der K<strong>in</strong>derwunsch<br />
unabhängig<br />
vone<strong>in</strong>ander stehen.“<br />
Und genau für<br />
diese Frauen (und<br />
Männer) sei ihr<br />
Buch. Insgesamt 74<br />
Menschen – Paare<br />
und S<strong>in</strong>gles – hat sie<br />
<strong>in</strong> zwölf Monaten<br />
befragt. Bei den Gesprächen<br />
sei klar ge-<br />
Autor<strong>in</strong> Stephanie Gerlach<br />
worden, dass „das<br />
K<strong>in</strong>derthema immer noch e<strong>in</strong>es ist, wo<strong>mit</strong> sich<br />
Lesben schwertun.“ Sie wünsche sich, dass mehr<br />
Frauen offen sagen: „Ich möchte gern e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d und<br />
das passt <strong>in</strong> unsere pluralistische Gesellschaft wie<br />
so vieles h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>!“<br />
Großer Redebedarf<br />
Welche Vorbilder brauchen K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Homo-<br />
Familien? Wie f<strong>in</strong>det man den richtigen Samenspender?<br />
Wie kann e<strong>in</strong>e Beziehung auch noch den<br />
fünften misslungenen Insem<strong>in</strong>ationsversuch überstehen?<br />
Was passiert <strong>mit</strong> dem K<strong>in</strong>d, wenn die<br />
Liebe zwischen den Müttern vorbei ist? Und wie<br />
geht das Leben weiter, wenn plötzlich e<strong>in</strong>e Mama<br />
stirbt? Stephanie Gerlach <strong>in</strong>formiert sachlich, klärt<br />
darüber auf, wo der Weg zum K<strong>in</strong>d holprig und unangenehm<br />
werden kann, erzählt <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Augenzw<strong>in</strong>kern<br />
aus eigener Erfahrung und begibt sich <strong>in</strong><br />
Themenecken, die nicht jeden Tag beschrieben<br />
werden. „Mir war von vornhere<strong>in</strong> klar, dass ich<br />
ganz viele Themen ansprechen will – und bei den<br />
Interviewpartnern war auch e<strong>in</strong> großer Redebedarf<br />
da!“, sagt die Autor<strong>in</strong>, die schon seit 1990 wissenschaftlich<br />
zum Thema „Lesben und K<strong>in</strong>der“<br />
arbeitet und auch ihre Diplomarbeit dazu schrieb.<br />
Das Thema „gründliche Vorüberlegungen“ liegt ihr<br />
besonders am Herzen, denn wenn das K<strong>in</strong>d erst auf<br />
der Welt sei, müssten die Frauen <strong>mit</strong> allen Konsequenzen<br />
leben. Aus der Euphorie heraus geraten<br />
viele Fragen aus dem Blick. Etwa welche Konsequenzen<br />
e<strong>in</strong> bekannter oder e<strong>in</strong> unbekannter Spender<br />
<strong>mit</strong> sich br<strong>in</strong>gt. Ist das K<strong>in</strong>d dann auf der Welt,<br />
ist das Leben e<strong>in</strong> ganz anderes: „Vorher musste die<br />
Frau vielleicht nur <strong>in</strong> der Community zu ihrem<br />
Lesbischse<strong>in</strong> stehen, nun muss sie es auch <strong>in</strong> der<br />
Hetero-Welt“, erklärt Gerlach. Deshalb empfiehlt<br />
sie: „Bitte habt die K<strong>in</strong>der im Blick und nicht nur<br />
euch! Wenn man als Lesbe e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d bekommt, dann<br />
sollte man steigbügelfest und selbstbewusst se<strong>in</strong>.“<br />
Transfamilie – wie vor 30 Jahren<br />
Und auch das Thema „Transfamilie“ ist Stephanie<br />
Gerlach wichtig, nicht nur, weil es noch immer<br />
sehr selten diskutiert werde: „<strong>E<strong>in</strong></strong> Transmann sagte<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gespräch zu mir: In der Trans-Community<br />
s<strong>in</strong>d wir dort, wo die schwullesbische<br />
Geme<strong>in</strong>schaft vor 30 Jahren war.“ In den Interviews<br />
berichteten die Befragten auch von ihrem<br />
Ärger über die ihrer Ansicht nach „menschenunwürdigen<br />
deutschen Gesetzregelungen“. Es habe<br />
sie bewegt, wie viel dort noch getan werden müsse.<br />
Das Regenbogenfamilien-Handbuch schafft es<br />
gleichzeitig, Ängste zu nehmen und Gedanken anzustoßen,<br />
und endet, ganz Sachbuch-untypisch,<br />
<strong>mit</strong>: „Unsere Regenbogenfamilie ist e<strong>in</strong>e tägliche<br />
Quelle der Inspiration.“ Jana Schulze<br />
Stephanie Gerlach: „Regenbogenfamilien –<br />
<strong>E<strong>in</strong></strong> Handbuch“, Querverlag 2010<br />
Fachtagung zum Thema<br />
„Regenbogenfamilien – Chance und<br />
Herausforderung für e<strong>in</strong>e moderne<br />
Gesellschaft“<br />
So der Titel der diesjährigen Fachtagung der<br />
Friedrich-Ebert-Stiftung am 4. November im<br />
Stiftungssitz <strong>in</strong> Bonn.<br />
Die Fachtagung will, so die Veranstalter,<br />
durch den Dialog zwischen Regenbogenfamilien,<br />
Fachpersonal und -verbänden, Politik<br />
und Öffentlichkeit e<strong>in</strong>en Entwicklungsprozess<br />
unterstützen und den Prozess der Gleichberechtigung<br />
aller Familien vorantreiben.<br />
Zu aktuellen Diskussionspunkten der familiären<br />
und gesellschaftlichen Wirklichkeit<br />
von Regenbogenfamilien gibt es Expertenvorträge,<br />
Podiumsdiskussionen <strong>mit</strong> lesbischen<br />
Müttern und Vätern sowie Arbeitsgruppen.<br />
Fachtagung „Regenbogenfamilien“, 4.11.,<br />
<strong>in</strong> Bonn. Anmeldungen bei Jeanette Rußbült,<br />
FES, Tel.: (0228) 883-72 10 oder<br />
Jeanette.Russbuelt@fes.de<br />
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