Ein Flirt mit Paris Mädchen in Uniform Heather - L-Mag

REISE
Stadt der Liebe?
Ist Paris auch die Stadt der lesbischen Liebe? L-MAG-Autorin Dana Müller begab
sich auf die Suche nach lesbischer Kultur in der französischen Hauptstadt
Aus heterosexueller Sicht ist Paris die „Stadt der
Liebe“. Viele Paare träumen von einem Schnappschuss,
küssend vor dem Eiffelturm. Auch ich kann
mich dieser romantischen Vorstellung nicht erwehren.
Doch wie sieht Paris aus lesbischer Sicht
aus? Was bietet das lesbische Nachtleben? Und wo
trifft sich überhaupt die schwullesbische Szene?
Mit diesen Fragen stürze ich mich in den Pariser
Verkehr, der zunächst einmal wenig romantisch ist,
sondern laut und stressig.
Charme und Sexappeal
Wo sich die Szene trifft, wird schnell klar: Le
Marais. Seit den 80er Jahren hat sich die schwullesbische
Szene in dem Stadtteil im 4. und 3.
Arrondissement etabliert. Ich steige bei Sonnenschein
an der Station Saint-Paul aus und bin sofort
fasziniert. Das Spannende hier ist die
Mischung aus jüdischer Kultur und lesbischschwulem
Alltag. Das Viertel liegt im
Herzen von Paris, direkt an der Seine
und ist eines der ältesten der Stadt.
An der einen Ecke bietet mir der
Garçon auf der Straße koschere
Pizza an und gleich nebenan
begrüßt mich der Regenbogenaufkleber an der Tür
eines typischen französischen Restaurants. Orthodoxe
Juden in traditioneller Bekleidung treffe ich
hier genauso beim Bummel durch die kleinen verspielten
Gassen wie flanierende Lesben- und
Schwulenpaare. An den alten Jugendstilhäusern
rankt Efeu. Die Patisserien
locken mit ihren süßen
Leckereien. Der Charme sprüht
aus allen Ecken und Winkeln.
Mittendrin finde ich den einzigen
Sexshop für Frauen in der Stadt. Im
Dollhouse, in einer kleinen Gasse
in der Nähe der Synagoge, gibt
es auf zwei Etagen alles, was
die weibliche Libido begehrt.
Freundlich, kompetent und offen
plauderen die Besitzerinnen
mit mir. Entstanden ist
der Laden vor sechs
Jahren. Damals waren
die beiden InhaberinnenDelphi
ne und Carolin
verliebt, experimentierfreu-
Beliebtes Fotomodell:
der Eiffelturm
dig und auf der Suche nach einem Sexshop, der
ihre Bedürfnisse abdeckt, und in dem sie sich
wohl fühlen konnten. Ihre Suche blieb erfolglos.
Also gründeten sie kurzerhand ihr eigenes Geschäft:
ein Shop, in dem sich Lesben wohl fühlen
und der Fokus mal nicht auf der männlichen Sexualität
liegt. Für Delphine heißt das: „Wir sind
ganz klar ein Ort, wo man über weibliche Lust,
Fantasien, Erotik, Sinnlichkeit und schließlich
über Sex spricht.“
Berliner Kritik
Ein paar Meter weiter findet sich Les Mots à la
Bouche. Der kleine lesbischschwule Buchladen
wurde 1980 gegründet und zog schon nach vier
Jahren ins Marais, womit er einer der Pioniere im
Viertel war. Für französischsprachige Kundinnen
gibt es eine breite Auswahl an Romanen, Krimis,
Comics, Fotobänden, philosophischer, politischer
und natürlich erotischer Literatur. Walter Paluch
leitet Les Mots à la Bouche seit 15 Jahren. Vor über
20 Jahren kam er aus Berlin nach Paris. Nach dem
Tod seines Lebensgefährten übernahm er die
Leitung und beobachtet nun die Entwicklung im
Marais kritisch: „Die schwullesbische Szene
Paris-Infos
Allgemeine Infos zum
schwullesbischen Leben:
www.paris-gay.com
www.parisforlesbians.com
www.parismarais.com
www.tribudenuit.com
Interessante Adressen:
Dollhouse – Jeux de filles,
24 Rue du Roi de Sicil: www.dollhouse.fr,
www.madame-l.fr
Les Mots à la Bouche,
6 Rue Sainte Croix de la Bretonnerie,
www.motsbouche.com
Le Rive Gauche, 1 Rue de Sabot,
www.lerivegauche.com
Le 3W Kafé, 8 Rue des Ecouffes,
www.3wkafe.com
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Foto: Dana Müller