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Wie dokumentarfilme die innerschWeiz folklorisieren - 041 ...

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sicht viel vorzuwerfen haben. aber <strong>die</strong>se<br />

diskussionen gehören halt dazu, <strong>die</strong>se credibility-geschichten.<br />

Jetzt liegt es an uns,<br />

am B-sides so zu spielen, dass <strong>die</strong> Leute<br />

denken: ist zwar eine scheisskommerzband,<br />

aber es hat noch gfägt.<br />

Bedeutet «In<strong>die</strong>» heute noch etwas?<br />

Viele in<strong>die</strong>labels, <strong>die</strong> sich jahrelang den<br />

arsch aufgerissen haben, sind ja durch <strong>die</strong><br />

krise im musikgeschäft zur sau gegangen.<br />

und so bedeutet in<strong>die</strong> vielleicht schon bald,<br />

dass <strong>die</strong> Bands ihre musik über ihre homepage<br />

selber verkaufen und froh sind, wenn<br />

überhaupt jemand bezahlt. <strong>die</strong> rückkehr<br />

zur strassenmusik, auf der datenautobahn.<br />

Es ist etwas seltsam, aber es scheint, dass <strong>die</strong> Internetpiraten<br />

heute <strong>die</strong> Credibility geniessen, <strong>die</strong><br />

früher <strong>die</strong> In<strong>die</strong>labels hatten.<br />

Ja, und dabei gehört youtube, wo all <strong>die</strong><br />

musik gratis läuft und kein musiker etwas<br />

ver<strong>die</strong>nt, zum milliardenkonzern von<br />

google. ich finde <strong>die</strong>se gratismentalität so<br />

spiessig: «ich habe schon für das gerät bezahlt,<br />

ich bezahle nicht auch noch für <strong>die</strong><br />

musik, bla bla bla.» <strong>Wie</strong> viel kostet bei itunes<br />

ein song? eins sechzig? Für einen<br />

song? das ist ein fairer Preis, wenn du es<br />

zum Beispiel mit einem Bier vergleichst.<br />

<strong>Wie</strong> gross sind <strong>die</strong> Verluste durch Gratisdownloads<br />

für Züri West?<br />

Wir haben viele treue Fans, <strong>die</strong> unsere Platten<br />

kaufen, und so sind <strong>die</strong> Verluste nicht so<br />

züri West<br />

hoch wie bei vielen anderen Bands. Bei<br />

«haubi songs», von dem wir 70 000 stück<br />

verkauften, rechneten wir mit Verlusten<br />

von 30 Prozent. <strong>die</strong>se Verkaufszahlen sind<br />

gut, und wir können knapp leben davon.<br />

aber es ist nicht so, dass wir <strong>die</strong> einnahmen<br />

von 20 000 zusätzlichen Platten nicht<br />

gerne genommen hätten. ich dachte immer,<br />

wenn ich älter werde, mache ich noch Platten<br />

und gebe immer weniger konzerte.<br />

heute sind wir zum gegenteil gezwungen,<br />

zu immer mehr shows. ich weiss nicht, wie<br />

lange das gut geht.<br />

Ist <strong>die</strong> Band gefährdet?<br />

das kann ich nicht beantworten. Wir rutschen<br />

auf eine grenze zu. Wir können nicht<br />

jammern, aber wir können auch nicht sagen,<br />

dass wir mit der hälfte der Verkäufe<br />

immer noch gut leben könnten. ich hoffe,<br />

dass es irgendwie geht. ich weiss nicht, was<br />

ich sonst machen könnte. subventionen für<br />

rockmusik? das will ich nicht.<br />

Warum eigentlich nicht? Ist das nicht eine falsche<br />

Bescheidenheit der Rockmusiker?<br />

es war immer so: Wir haben gespielt, und<br />

das gab geld. Wir haben eine Platte gemacht,<br />

und auch das gab geld. das haben<br />

wir uns erarbeitet, das ist unser stolz, und<br />

das ist unsere kontrolle. ich würde mir<br />

nicht gut vorkommen als subventionsempfänger.<br />

entmachtet.<br />

Entmachtet? Hat <strong>die</strong> Rockmusik nicht sowieso<br />

längst ihre Möglichkeiten als kulturelle Gegenmacht<br />

verspielt?<br />

ich habe kürzlich auf arte ein paar Filme<br />

über John Lennon gesehen und musste<br />

auch den kopf schütteln: imagine no possession!<br />

gimme the truth! das hat mich<br />

seltsam berührt, obwohl ich heute noch<br />

sehr gut hinter unseren eigenen politischen<br />

songs der 80er- und frühen 90er-Jahre stehen<br />

kann. aber das geht heute irgendwie<br />

nicht mehr. im kopf bin ich der politischen<br />

gegenkultur sehr nahe, aber songs darüber<br />

14<br />

schreiben kann ich nicht mehr. ich würde<br />

mir vorkommen wie der typ, der allen beweisen<br />

will, dass er immer noch einer von<br />

der strasse ist.<br />

Ist das nicht frustrierend, dass Pop keine politische<br />

Kraft mehr ist?<br />

Ja, das ist es. Pop ist heute der soundtrack<br />

zu apple, und sogar <strong>die</strong> Bankenchefs finden<br />

ja <strong>die</strong> occupy-Bewegung irgendwie noch<br />

cool. <strong>Wie</strong> soll Popmusik da noch sprengkraft<br />

haben? und was ist eigentlich an <strong>die</strong><br />

stelle <strong>die</strong>ser sprengkraft getreten?<br />

Melancholie?<br />

Ja. Wir sind ja auch so eine melancholikerband<br />

geworden.<br />

Gibts eigentlich schon eine Anfrage, mit den<br />

Songs von Züri West ein Musical zu produzieren?<br />

(brummt.)<br />

Polo Hofer ist jetzt durch. Es wäre nur logisch,<br />

wenn Ihr <strong>die</strong> nächsten wärt.<br />

gut, sie reden jetzt ja jeweils von einem<br />

«singspiel». es hat tatsächlich jemand gefragt,<br />

ob ich mal alle texte schicken könnte.<br />

ich habs nicht gemacht. ich bin froh, wenn<br />

wir drum rumkommen.<br />

Wenn es doch dazu kommt, hätte ich zwei Songs<br />

als Titelvorschläge: «I schänke dir mis Härz» oder<br />

«Schissluun».<br />

(wie aus der Pistole geschossen) «schissluun»!<br />

ein typ in der steppe, und höchstens<br />

noch ein hund. harry dean stanton in der<br />

hauptrolle.<br />

Ein Einpersonenmusical.<br />

und ohne Worte, weder gesprochen noch<br />

gesungen.<br />

Nur ein Sonnenuntergang über Bern-Bethlehem.<br />

genau.<br />

Züri West: Göteborg (Sound Service);<br />

Konzerte: FR 11. Mai, 20.30 Uhr, Chollerhalle Zug,<br />

DO 14. Juni, B-Sides-Festival, Sonnenberg Luzern

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