KiNO 32 trügerische erinnerungen: tilda swinton als ohnmächtige mutter eva. kuhkampf im Wallis: das tier, das sich abwendet, hat verloren.
ein falsches kind geboren immer wieder kratzt eva (tilda swinton) rote Farbe ab, <strong>die</strong> zäh an ihrem auto und haus klebt. <strong>die</strong> Farbe steht symbolisch für <strong>die</strong> anfeindungen einer kleinbürgerlichen gesellschaft, <strong>die</strong> eva als mutter von kevin (ezra miller), der das unaussprechliche, ein schulmassaker, angerichtet hat, schuldig spricht. «We need to talk about kevin» zeigt evas erinnerungen, <strong>die</strong> ihr und dem zuschauer zu erklären versuchen, wie es zur folgenschweren tat kam. Warum es notwendig gewesen wäre, über kevin zu reden. ihre erinnerungen sind unzuverlässig und trügerisch. Fragmentarisch erfährt man von der einst erfolgreichen reiseschriftstellerin, <strong>die</strong> seit seiner geburt eine komplizierte Beziehung zu kevin hatte. <strong>Wie</strong> sie den kontakt zu ihm suchte, aber nicht fand. <strong>Wie</strong> kevin zu einem satansbraten sondergleichen wurde, der <strong>die</strong> gesamte Familie subtil zu terrorisieren wusste. Jetzt hat eva alles verloren und steht vor einem scherbenhaufen, der einst ihr Leben war. sie fühlt sich für <strong>die</strong> tat ihres kindes mitverantwortlich und fragt sich, ob ihr kind so geboren oder aber durch ihr Verhalten böse wurde. der dritte spielfilm der schottin Lynne ramsay («ratcatcher», «morvern callar») basiert auf dem Buch von Lionel shriver. in KiNO einer bemerkenswerten Bildsprache stellt ramsay unangenehme Fragen, auf <strong>die</strong> es keine antworten geben wird. Weil «We need to talk about kevin» von der ohnmacht einer mutter erzählt, <strong>die</strong> eigentlich alles richtig gemacht hat, aber dennoch nur alles falsch machen konnte. «kevins mutter hegt zwiespältige gefühle für ihren sohn. Vielleicht hat sie den eindruck, dass <strong>die</strong> tatsache, ein kind bekommen zu haben, ihr Leben verpfuscht hat. sie ist sicher keine schlechte mutter, kevin jedoch bekommt mit, was sie empfindet, und beginnt, es ihr übel zu nehmen. so erschafft er sich in dem Versuch, <strong>die</strong> maske seiner mutter zu zerstören, seine eigene», erklärt sich ezra miller, der kevin als halbwüchsigen spielt, <strong>die</strong> motivation seiner rolle. Bequem ist <strong>die</strong>ser Film nicht – nicht zuletzt, weil er uns von den unberechenbaren risiken des kontaktverlustes mit den eigenen kindern erzählt. Gina Bucher ästhetik des kuhkampfs der speaker begrüsst <strong>die</strong> «ringkuhfreunde» im Walliser ort aproz. hier finden jeweils im mai <strong>die</strong> Finalwettkämpfe statt. es kämpft kuh gegen kuh, kopf an kopf, horn an horn drückend. das tier, das sich abwendet, hat verloren, <strong>die</strong> siegerin kommt eine runde weiter und wird am ende königin. es ist im übrigen eine «humane» angelegenheit, weit entfernt von blutigen stierkämpfen; bei den gegeneinander im ring antretenden kühen kommt es höchstens ins ausnahmefällen mal zu kleinen Verletzungen. eine kuh muss nach getaner arbeit, so tönt es aus dem Lautsprecher, zur dopingkontrolle. und ein heissblütiger züchter wird verwarnt: Wenn er den ring noch einmal betrete, werde er disqualifiziert. drei kühe lernen wir namentlich kennen. sie heissen dominga, melancholie und shakira. Für den kampf erhalten sie nummern, <strong>die</strong> ihnen mit weisser Farbe aufgemalt werden. der erste lange dokumentarfilm von nicolas steiner, 1984 im Wallis geboren, fokussiert mehr auf das atmosphärische und <strong>die</strong> stimmung des Volksanlasses, zu dem sich über 10 000 zuschauer einfinden. steiner bringt anschauliche impressionen auf <strong>die</strong> Leinwand. er wollte den event nicht in seiner gesamtheit filmisch einfangen: «Wir waren vielmehr bestrebt, einen anderen oder neuen zugang zum kuhkampf zu finden.» erklärt werden höchstens ein paar details, der rest bleibt offen oder versteht sich von selbst. nicolas steiner begleitet einen oberwalliser züchter vom stall nach aproz und Landjugendliche mit ihren töffli, <strong>die</strong> am anlass 33 We need to talk about kevin; regie: lynne ramsay der attraktiven jungen züchterin deborah näher kommen wollen. ein etwas ungelenker Journalist des zürcher alternativradios Lora ist für eine reportage ans grosse kuhkampf-Finale gefahren, um den städtern daheim vom geschehen im ländlichen Wallis zu berichten. auffällig ist <strong>die</strong> formale gestaltung: der Film arbeitet mit stilisierungen und Ästhetisierungen. <strong>die</strong> Wahl von schwarz-Weiss, der Verzicht also auf Farbe, verleiht dem ganzen einen nostalgischen touch und gemahnt an alte <strong>dokumentarfilme</strong>. erhaben und schlicht schön wirken <strong>die</strong> zeitlupenaufnahmen von dramatischen kampfszenen (kamera: markus nestroy). «kampf der königinnen» ist auch so etwas wie ein heimatfilm. einer, der auf <strong>die</strong> tradition des anlasses blickt und gleichzeitig <strong>die</strong> moderne ins Bild bringt, gestriges und heutiges zusammenbringt. das gilt auch für <strong>die</strong> Filmmusik von Jan miserre und John grütler, <strong>die</strong> mit folkloristischen motiven arbeiten. einmal jodelt erika stucky, <strong>die</strong> Walliserin, zur Perkussion von Lucas niggli. Urs Hangartner kampf der königinnen; regie: nicolas steiner. bourbaki ab 3. mai
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