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Existenz und Humanismus. Sartres und Heideggers - Egon Schütz ...

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-94-<br />

<strong>Humanismus</strong>". Anzeichen dafür zeigen sich bei Sartre in den - wohl<br />

kaum eingestandenen - Tendenzen, Positionen der negativen Anthropologie<br />

zu verlassen <strong>und</strong> sich gegen den Subjektivismus-Vorwurf zu<br />

wehren mit der These/ jeder Mensch wäre alle anderen jederzeit.<br />

Aber genügt das, um die anthropozentrische Komponente, die dem<br />

<strong>Humanismus</strong> seit seiner Frühzeit anhaftet, aufzulösen? Ist das "Zugeständnis",<br />

den Anderen in seiner Freiheit auch anerkennen zu<br />

können, hinreichend, um die ontologisch verwurzelte Feindschaft<br />

in Gelassenheit zu überführen?<br />

Die dem <strong>Humanismus</strong> von Anbeginn an einheimische Tendenz ist ein<br />

latenter Subjektivismus. Allerdings, man muß diese Tendenz richtig<br />

verstehen. Subjektivismus meint hier nicht jene Form des Individualismus,<br />

die überhaupt keine Brücke zum anderen findet, nicht<br />

die - freiwillige oder unfreiwillige - Verkerkerung des Individuums<br />

in sich selbst, die Sartre mit dem (problematischen) Hinweis auf<br />

die Mit-Gegebenheit des Anderen im cogito unterläuft. Vielmehr, der<br />

Subjektivismus, der hier gedacht wird, meint eine weltlos werdende<br />

Anthropozentrik, die gerade nicht durch Hinweise auf Inter-Subjekti-<br />

vität zu beheben ist. In gegenwärtiger Zeit, in der die Subjektivität<br />

aus vielfachen Gründen verpönt ist, in der man sich für aufgeklärt<br />

hält, wenn man durchweg imstande ist, von seinen persönlichen<br />

Belangen abzusehen <strong>und</strong> sich zu sich selbst objektiv zu verhalten -<br />

in dieser Zeit glaubt man,dem Subjektivitätsproblem schon entkommen<br />

•ZAI sein, wenn man sich objektiv rekonstruiert. Der sichere Gegenhalt<br />

gegen das Bloß-Subjektive scheint das Objektive zu sein, sei<br />

es als gesellschaftliche, als wissenschaftliche, als moralische<br />

oder als welche Objektivität auch immer. Was man dabei allerdings<br />

nicht bedenkt, ist der einfache Sachverhalt, daß auch die Inter-<br />

subjektivität eine Subjektivität, <strong>und</strong> zwar eine gesteigerte ist.<br />

Die objektive Welt, die sich der Mensch in Wissenschaft, Technik,<br />

Politik <strong>und</strong> auch Pädagogik eingerichtet hat <strong>und</strong> weiterhin einrichtet,<br />

ist kein Gegenargument gegen die Subjektivierung der Welt<br />

im Namen des Menschen. Sie machen diesen Vorgang nur augenscheinlich<br />

<strong>und</strong> heute augenscheinlicher denn je. Das Problem ist auch nicht,<br />

daß sich der Mensch subjektiv in objektiven, vergleichenden <strong>und</strong><br />

vergleichbaren Leistungen auslegt. Davon kann er gar nicht absehen.

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