Existenz und Humanismus. Sartres und Heideggers - Egon Schütz ...
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Mensch als seine.faktischenMöglichkeiten kennt, geht er mit seirem<br />
eigenen Möglichsein um, so aber, daß er sich darin fortlaufend von<br />
sich selbst entfernt. Jede Möglichkeit, die ich ergreife, negiert<br />
gewissermaßen das, was ich bin. Ich bin andererseits immer auch<br />
meine Möglichkeiten. Das mag, insbesondere für den Pädagogen,<br />
keine sonderlich überraschende Feststellung sein. Versteht er doch<br />
herkömmlicherweise sein Tun als Entwicklungshelfer auf Feldern<br />
schlummernder Möglichkeiten. Das, was der junge Mensch noch nicht<br />
ist, ist Erziehern vorzüglicher Anreiz ihrer Tätigkeit, zumindest<br />
seit Respektierung des Rechtes auf Entfaltung der Persönlichkeit.<br />
Indes, <strong>Sartres</strong> Begriff der Möglichkeit, wesenhaft mit der Negation<br />
verknüpft, verbindet die Erfahrung des Möglichseins nicht mit der<br />
kontinuierlichen Weckung unentfalteter Anlagen. Für ihn wäre das<br />
zweifellos eine Entschärfung der Freiheitsthematik zugunsten eines<br />
"plastischen" Determinismus. Denn in der Bahn seines Denkens steht<br />
das Möglichsein in hartem Widerspruch zu allen Wirklichkeitsgerinnungen<br />
des Daseins. Die Feststellung, der Mensch sei das, was<br />
er nicht ist, hat keinen Platz für ein "Noch-Nicht", in dem sich<br />
Menschenwirkliches <strong>und</strong> Menschenmögliches kontinuierlich verbinden<br />
könnten. Das wird eindeutig, wenn man den <strong>Sartres</strong>chen Sinn des<br />
Satzes:"Der Mensch ist, was er nicht ist" durch Umkehrung hervortreibt:<br />
"Der Mensch ist nicht, was er ist". Das heißt: er hat im<br />
Gr<strong>und</strong>e überhaupt kein Sein, das der Festigkeit seines Ansichseins<br />
vergleichbar wäre. Aber ist das nicht doch nur eine ontologische<br />
Blicktrübung, die jemandem nicht zur Ehre gereicht, der Respekt<br />
vor Phänomenen hat?<br />
Indes, Sartre sucht auch hier nach Evidenz. Wie aber könnte evident<br />
gemacht werden, daß die Bestimmung der Freiheit als "Selbstverneinung"<br />
im Horizont des Möglichen zumindest nicht ohne phänomenalen<br />
Anhalt ist? Dazu muß man - mit Sartre - ein neues Daseinsmoment<br />
ins Spiel bringen: die Zeit. Inwiefern ist die Zeit Daseinsmoment<br />
<strong>und</strong> inwiefern ist sie jenes Medium, das dem Freiheitsbewußtsein<br />
seinen f<strong>und</strong>amentalen Sinn, nämlich denjenigen der Angst,<br />
verleiht? Zur Beantwortung dieser Frage muß man sich vergegenwärtigen,<br />
wie das Selbstverhältnis des Menschen wesentlich zeithaft<br />
ist. Der Mensch, auch das ist ein bekannter Gedanke, kommt nicht