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Existenz und Humanismus. Sartres und Heideggers - Egon Schütz ...

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ten. "Entwürfe" im Sinne von "Projekten" sind gleichsam geistige<br />

Vorstufen neuer Wirklichkeiten. Ihnen eignet insgesamt ein Zukunftsbezug;<br />

mit der Vergangenheit kann man nichts mehr vorhaben,<br />

es sei denn, man nähme ihr die temporale Abgeschlossenheit. Ist<br />

nun <strong>Sartres</strong> Terminus "Entwurf"/ als Bezeichnung eines anthropologischen<br />

Gr<strong>und</strong>phänomens, so zu verstehen, daß der Mensch sich<br />

- gewissermaßen aus dem gegebenen Baumaterial seines Lebens - eine<br />

bestimmte Zukunft baut, so wie der Baumeister ein bestimmtes Gebäude<br />

aus dem Material des Gesteins? Ist, um die Perspektive des<br />

<strong>Humanismus</strong> einzubringen, der Humanist ein "Projektierer" der Zukunft<br />

aus dem Stoff der Vergangenheit, <strong>und</strong> vor allem: hat sich<br />

dann der Entwurf erledigt, wenn die neue Zukunft "steht"? Das ist<br />

kaum im Sinne <strong>Sartres</strong> gedacht, denn wenn Entwerfung der Vollzug<br />

des Außersichseins ist, dieses aber nicht dauert, dann kann es<br />

kein Ende des Entwerfens im vollendeten Werk geben. Der Entwurf<br />

ist offensichtlich nicht etwas, das durch Werke überholt wird,<br />

sondern umgekehrt: das Entwerfen überholt alle Gebilde, die sich<br />

ihm verdanken. Auf den Menschen als "Gegenstand" des Entwurfs bezogen<br />

heißt das: er vollendet sich nicht durch Entwürfe hindurch;<br />

sein Außersichsein ist ein Sein ohne Rückkehr. Er fängt sich nicht<br />

in einem Entwurf, sondern er ist dieses Entwerfen, <strong>und</strong> er ist<br />

dieses Entwerfen ohne substantiellen Anhalt <strong>und</strong> Rückhalt; er ist<br />

es in fortlaufender Verneinung dessen, was <strong>und</strong> wer er ist. Kein<br />

Ding muß aus sich heraus, um das zu sein, was es ist. Es ist,<br />

was es ist <strong>und</strong> es hat sein Wesen immer hinter sich als Rückendeckung<br />

jeglicher Zukunft. Für Sartre operiert der Mensch gr<strong>und</strong>-<br />

sätzlich ohne diese Deckung. Und er vermag sie sich auch nicht<br />

zu verschaffen, nicht einmal durch die Absurdität eines Sprunges<br />

in den Glauben. Im Vergleich zu Dingen <strong>und</strong> Tieren hat der Mensch<br />

sein eigenes Wesen gegen sich. Das ist die Charakteristik des<br />

einsamen Selbstentwurfs, der - von Sartre her gesehen - nicht entschieden<br />

genug gedacht werden kann.<br />

In der Tat: die Charakterisierung menschlichen Daseins als<br />

"Entwurf" könnte zu dem Eindruck führen, als sei dieser Entwurf,<br />

den der Mensch lebt, von irgendeiner übergreifenden Instanz vorprogrammiert,<br />

etwa von Gott, von der Natur oder von der Gesellschaft.<br />

Auch dann vollzöge sich Dasein als Einlösung eines Ent-

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