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Existenz und Humanismus. Sartres und Heideggers - Egon Schütz ...

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-51-<br />

II<br />

Die ethische Angst des Menschen, nämlich sich selbst als Ursprung<br />

seiner Werte zu entdecken, hinzugerechnet die Tatsache ihrer absoluten<br />

Rechtfertigungslosigkeit durch ein über- oder Außermenschliches,<br />

ist nicht der "Normalfall 11 menschlicher Selbstwahrnehmung<br />

in ethisch-moralischen Horizonten. Der Normalfall ist vielmehr die<br />

Überzeugung, in ethisch abgestimmten Verhaltenserwartungen Orientierung<br />

<strong>und</strong> Stütze für den rechten Umgang zu finden. Das weiß auch<br />

Sartre, <strong>und</strong> so steht er, will er an seiner These vom Angstcharakter<br />

ethischer Befindlichkeit festhalten, vor der Aufgabe, ihn mit der<br />

ethischen Zuversicht zu konfrontieren. Die Frage wäre demnach:<br />

In welchem Verhältnis steht die übliche ethische Gewißheit hinsichtlich<br />

des richtigen Verhaltens, die Alltäglichkeit des positiven Gewissens,<br />

das angstfrei weiß, was zu tun (oder zu lassen) ist, zur<br />

ethischen Ur-Angst, in der Sich die Negativität des Freiseins als<br />

unsicherer Ursprung des Werthaften entdeckt? <strong>Sartres</strong> Antwort ist<br />

deutlich, aber auch interpretationsbedürftig. Die ethische Gewißheit<br />

alltäglichen Verhaltens ist für ihn nichts anderes als eine<br />

Flucht. Ein Name dieser Flucht lautet: "Determinismus". Üblicherweise<br />

versteht man unter Determinismus die Lehre vom durchgängigen<br />

gesetzhaften Zusammenhang aller Erscheinungen, der Willkür <strong>und</strong><br />

Zufall <strong>und</strong> - im Falle des Menschen - Freiheit ausschließt. Determinismus<br />

als Überzeugung wendet sich entschieden gegen das Überraschende<br />

<strong>und</strong> Unvorhersehbare. Im Rahmen dieser Überzeugung kann<br />

Freiheit nur eine Täuschung sein, die ihren Gr<strong>und</strong> in mangelhafter<br />

Einsicht hat. Sartre gibt diesem Determinismus ontologisch keine<br />

Chance. Seine spekulative Philosophie ist in ihrer Gr<strong>und</strong>intention<br />

richts anderes als der ausgeführte Widerspruch zu allen deterministischen<br />

Seinsentwürfen. Denn diese operieren insgesamt mit der<br />

Vorgängigkeit des Wesens vor der Erscheinung, das heißt: das Wesen<br />

"determiniert" die Erscheinung. Die Umkehrung des Satzes aber ist<br />

für Sartre keine Determination, sondern Einlösung der Kontingenz<br />

in Entwürfen, die nicht zu rechtfertigen sind. Anders gesagt:<br />

Der Sturz der <strong>Existenz</strong> ins Offene ihres Fürsichseins kann sich keiner

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