Existenz und Humanismus. Sartres und Heideggers - Egon Schütz ...
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Problematisch ist jedoch, daß die objektive Selbstverkörperung<br />
der Subjekte zur universalen Interpretationskategorie des Daseins<br />
wird (übrigens auch bei Sartre) mit der Konsequenz, daß sich der<br />
Mensch tatsächlich nur noch selbst begegnet <strong>und</strong> mit der weiteren<br />
- von Heidegger herausgestellte^- Konsequenz, daß er sich in der<br />
reinen Selbstbegegnung überhaupt nicht mehr begegnet. Es fehlt<br />
das "ganz Andere", um das "ganz Eigene" erfahren zu können, es<br />
fehlt das Nicht-Menschliche, das mit eigener Würde die Würde <strong>und</strong><br />
Problematik des Menschen hervortreten läßt. Der Widerspruch zum<br />
Subjektivismus kann nicht wiederum Einspruch des Menschen sein.<br />
Der entschieden gedachte Widerspruch wäre vielmehr das Vordenken<br />
auf eine Andersheit, die weder subjektiv noch objektiv, sondern<br />
vor dieser Unterscheidung ist. Sartre aber bleibt gerade in<br />
dieser Unterscheidung stecken, weil er dem Gewißheitsprimat des<br />
cogito folgt <strong>und</strong> weil er, dieser Nachfolge entsprechend, das Ansichsein<br />
nur im Licht <strong>und</strong> Schatten des Fürsichseins entdeckt. Ob<br />
es aber nun das "Sein" ist, die "Welt" oder das "Umfangende" -<br />
alle diese "Horizonte", an die Denken an das absolut Andere gelangt,<br />
die es nicht mehr vorstellen, unterscheiden <strong>und</strong> doch in<br />
jeder Vorstellung <strong>und</strong> Unterscheidung "voraussetzen" muß, zeigen<br />
ein Unverfügbares an, wenn man so will: nicht ein Problem, das<br />
man lösen kann, sondern eine Rätselhaftigkeit, die begegnet. Erst<br />
innerhalb dieser lassen sich Ansichsein <strong>und</strong> Fürsichsein, Nichtung<br />
<strong>und</strong> Bejahung als spekulative Koordinaten des Menschengeistes einzeichnen.<br />
Die subjektivistische Tendenz des <strong>Humanismus</strong>, sein anfängliches<br />
<strong>und</strong> sich durchhaltendes Insistieren auf der Weltmaßgeblichkeit<br />
<strong>und</strong> der Weltmaßhaltigkeit des Menschen, haben dieses<br />
Rätselhafte getilgt <strong>und</strong> sich dem Unverfügbaren verschlossen, indem<br />
sie die Negation - wie bei Sartre ganz deutlich - ganz auf<br />
die Seite des Menschen zogen. <strong>Sartres</strong> "Ansich" verdankt sich nur<br />
der Negativität der Menschenfreiheit, dieses "Ansich" ist nur<br />
der provozierte Widersacher der Freiheit, nicht aber dasjenige,<br />
das in sich auch Freiheit sein läßt. Aber kann man Freiheit überhaupt<br />
aus ihrer Selbstbeleuchtung am Nicht-Menschlichen verstehen,<br />
oder versteht sie sich dann nur aus ihrer eigenen Verneinung <strong>und</strong><br />
deshalb überhaupt nicht? Hat Heidegger doch recht, wenn er feststellt,<br />
die Problematik jedes <strong>Humanismus</strong> liege darin, daß er immer