Existenz und Humanismus. Sartres und Heideggers - Egon Schütz ...
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nach deren Lösung man wieder zur Tagesordnung übergeht. Vielmehr<br />
schlägt jede Frage auf die Person des Fragenden so zurück,<br />
daß sie diese in ihren negierenden Zug mit hineinreißt. Am Ende<br />
vermittelt Fragen nicht zwischen Mensch <strong>und</strong> Welt, sondern bringt<br />
beide auf eine Seinsdistanz, die unüberbrückbar wird. Mit einem<br />
Wort: der negierende Charakter des Fragens vereinsamt. Andererseits,<br />
diese Vereinsamung wird aber von Sartre keineswegs negativ<br />
registriert, sondern ist ein Bef<strong>und</strong> "jenseits von Gut <strong>und</strong> Böse",<br />
ist eine Seinsverfassung, die vor jeder moralischen Interpretation<br />
liegt - aus der man allerdings moralische Konsequenzen zu ziehen<br />
hat. Das F<strong>und</strong>ament aber dieser moralischen Konsequenzen ist<br />
<strong>Sartres</strong> Freiheitsbegriff, der seinerseits in der spekulativen<br />
Seinserfahrung, also in der Verschränkung von Sein <strong>und</strong> Nichts,<br />
vorgeprägt ist.<br />
Was also hat es mit dieser Freiheit auf sich, die im Entwurf<br />
praktisch wird <strong>und</strong> von der man mit Fug <strong>und</strong> Recht sagen kann,daß<br />
sie jenen Wesenszug des existentialen <strong>Humanismus</strong> ausmacht, der<br />
ihn von allen voraufgehenden traditionellen Humanismen unterschei-<br />
det? Man ist nicht überrascht, wenn man erfährt, daß Sartre<br />
Freiheit als Möglichkeit begreift, "ein Nichts aus sich hervorzubringen",<br />
oder wenn er fragt: "Was muß die menschliche Freiheit<br />
sein, wenn sie durch das Nichts in die Welt kommen soll?"<br />
(Das Sein <strong>und</strong> das Nichts, S. 65) Schnell ist einzusehen, diese<br />
Freiheit hat nichts mit den Freiheiten zu tun, die sich Menschen<br />
untereinander einräumen oder verweigern. Sie ist keine Eigenschaft<br />
oder Forderung eines politischen Systems, auch nicht eine Eigenschaft<br />
des einzelnen Menschen, die ihm unter anderen zukämen.<br />
Sie ist kein Vermögen, keine Naturausstattung, sondern jene<br />
menschliche Seinsverfassung, die sich nur aus dem Fürsichsein verstehen<br />
läßt, mithin aus dessen "negierender" Struktur. Im Unterschied<br />
also zu allen vertrauten Freiheitsbegriffen, die der Freiheit<br />
einen Halt am Sein vindizieren, die sie bindend zu einem<br />
höheren Sein in Beziehung setzen, ist bei Sartre Freiheit auf<br />
die Negativität des Daseins, auf dessen Gr<strong>und</strong>fraglichkeit bezogen.<br />
Daher gewinnt Freiheit jene charakteristische Färbung der Bodenlosigkeit,<br />
die man durchdacht haben muß, will man sie nicht dem