Existenz und Humanismus. Sartres und Heideggers - Egon Schütz ...
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nächsten Spielsituation. So steht jeder Entschluß zum Widerruf,<br />
weil Freiheit von ihm sich nicht gebieten läßt, sondern ihn im<br />
Verein mit der Zeit zwangsläufig zur Zufälligkeit herabsetzt.<br />
Gleichwohl bedeutet Dasein: sich entwerfen, sich entschließen,<br />
handeln. <strong>Sartres</strong> Fazit in der Analytik der Angst lautet: "In der<br />
Angst ängstigt sich die Freiheit vor sich selbst." (Das Sein <strong>und</strong><br />
das Nichts, S. 78) Das ist nur konsequent innerhalb seines spekulativen<br />
Denkansatzes, allerdings auch unheimlich, <strong>und</strong> zwar nicht<br />
nur für denjenigen, der sich in den Glorifizierungen der Freiheit<br />
angenehm eingerichtet hat.<br />
III<br />
Die nachdenkliche Erschließung des spekulativen Bodens, in dem<br />
<strong>Sartres</strong> Interpretation des Daseins als Entwurf gründet, zeitigt<br />
einige Ergebnisse. Das hervorragendste kann man als die Geborstenheit<br />
des Seins bei Sartre beschreiben. Gemeint ist, das<br />
Sein ist unwiderruflich <strong>und</strong> unversöhnlich für Sartre gesprengt,<br />
<strong>und</strong> zwar in die Undurchdringlichkeit <strong>und</strong> Gleichgültigkeit des<br />
Ansichseins <strong>und</strong> in die Gebrochenheit des Fürsichseins. Der Seinsduktus<br />
des Daseins (das "Menschenbild"), das sich daraus ergibt,<br />
ist durchmächtigt <strong>und</strong> durchstoßen von elementarer Fragwürdigkeit,<br />
die als Nichtung (im Sinne doppelter Verneinung) die Kontingenz<br />
an Dingen wie an Menschen entdeckt. Eine Versöhnung von Ansichsein<br />
<strong>und</strong> Fürsichsein ist nicht möglich. Die Fraglichkeit hält das<br />
Dasein auf Distanz, auch zu sich selbst, sofern man überhaupt<br />
noch von einem "Selbst" sprechen kann, wenn dieses nur in Übergängen<br />
(transzendierte Transzendenz) besteht. Das Selbst stürzt im<br />
Sog seiner Freiheit gleichsam zusammen. Es wird Opfer der Zeitlichkeit,<br />
in der es sich entwirft. Seine eigene Kontingenz hält<br />
es unabweisbar in der <strong>Existenz</strong>Stimmung der Angst. - Sichtet man<br />
diesen spekulativen Boden aus Distanz, so eignet ihm, gemessen<br />
an spekulativen Entwürfen menschlicher Vervollkommnung <strong>und</strong> Vollkommenheit,<br />
nichts Verführerisches. Und dennoch muß man sich<br />
fragen, ob sich nicht in <strong>Sartres</strong> Denken ein bestimmter Gr<strong>und</strong>zug<br />
des <strong>Humanismus</strong> erfüllt, indem er sich an sein Ende bringt.