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Existenz und Humanismus. Sartres und Heideggers - Egon Schütz ...

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haftet, nach dem gefragt wird, kann es in der historischen Abfolge<br />

niemals deckungsgleiche Humanismen geben, denn dann ist die Geschichte<br />

zugelassen. Sie wird sich selbst dann noch als unendliches<br />

Bewegungsmotiv durchsetzen, wenn sie anscheinend in Wesensaussagen<br />

zum Stillstand gebracht wurde. Nur ein <strong>Humanismus</strong>, der<br />

sich mit absolutem Wissen verbindet, könnte in sich die Geschichtlichkeit<br />

sich selbst befragenden Menschentums zum Schweigen bringen.<br />

Aber wäre es überhaupt noch ein <strong>Humanismus</strong> oder wäre nicht<br />

vielmehr die entscheidende Voraussetzung jedes <strong>Humanismus</strong> aufgehoben,<br />

nämlich daß der Mensch in ungedeckter Selbstzuwendung nicht<br />

nur selbst die Fragen zu stellen, sondern auch die Antworten zu<br />

geben habe? Man mag den Erfolg solcher Bemühung kritisch beurteilen,<br />

aber der Kern jeder humanistischen Selbsterinnerung ist zumindest<br />

der Versuch des Menschen, sich als "Maß aller Dinge" zu<br />

nehmen <strong>und</strong> damit auch die Aufgabe, für dieses Maß verantwortlich<br />

zu zeichnen. Scheitert der Versuch, so ist ihm die Achtung nicht<br />

zu verweigern. Und auch eine Antwort, die nicht teilbar ist, hat<br />

zumindest Anspruch auf den Respekt des Gegenarguments, wenn sie<br />

wirklich eine Antwort ist <strong>und</strong> nicht nur ein bequemes Leihstück<br />

vom Markt der Meinungen.<br />

Das führt zu Roquentin zurück, genauer zu Sartre, der sich mit<br />

ihm, auch nach Auskunft in einem Interview mit Simone Beauvoir<br />

aus dem Jahre 1974, hoch identifizierte. Man muß sich fragen:<br />

Wie radikal <strong>und</strong> mit welchen Graden der Unvoreingenommenheit wird<br />

in jenem Denken, das hinter der Szene der Anschaulichkeit des<br />

Tagebuchromans liegt, die Frage nach dem Menschen gestellt? Und<br />

mit welcher Resonanzkraft formulieren sich die Antworten?<br />

Roquentin-Sartre gehört sicherlich nicht in die Reihe der Erbhumanisten<br />

<strong>und</strong> der Autodidakten, die in Wahrheit keine sind, weil<br />

sie sich nur belehren lassen, statt sich selbst zu belehren. Es<br />

geht also um die intellektuelle Qualität des Nachdenkens, die<br />

- nach unserer Ansicht - über die Frage, ob Roquentin ein Humanist<br />

sei, entscheidet. Dieser Qualität gilt es nachzuspüren, <strong>und</strong><br />

zwar jetzt ausgehend von jenem bemerkenswerten Vortrag, den Sartre<br />

1946 an dem Pariser "Maintenant-Club" hielt, zunächst unter dem<br />

fragenden Titel: "Ist der Existentialismus ein <strong>Humanismus</strong>?"

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