Existenz und Humanismus. Sartres und Heideggers - Egon Schütz ...
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Wissens,pädagogischer Fähigkeiten <strong>und</strong> Fertigkeiten gelegentlich<br />
überschreiten - nicht um sich in Spekulationen zu verlieren, sondern<br />
um aus selbstgewählter Fachentfremdung Koordinaten der Selbst-<br />
einschätzung zu gewinnen, die es erlauben, zu wissen was man tut<br />
<strong>und</strong> nicht nur zu können,was geboten ist.<br />
Es gibt indes auch einen zweiten, spezifischeren pädagogischen<br />
Legitimationsgr<strong>und</strong> für die vorliegende Thematik. Er wird angezeigt<br />
durch das Stichwort "<strong>Humanismus</strong>". Gewiß, das ist ein vager<br />
Titel, wenn er nichts anderes meint als eine verschwommene Menschlichkeit,<br />
auf die man sich bequem beruft in feiertäglichen Solidaritätsbek<strong>und</strong>ungen.<br />
Auf das Attribut der Menschlichkeit möchte<br />
so leicht niemand verzichten, wenn dadurch nur die Tagesordnung<br />
nicht gestört wird. Dieser Rückzugs-<strong>Humanismus</strong>, dem der gute - aber<br />
zumeist schwache - Wille nicht abzusprechen ist <strong>und</strong> der nicht nur<br />
in der Innerlichkeit des Pädagogen seinen geschützten Ort hat, bedürfte<br />
keiner eindringlicheren Beschäftigung. Er ist in den meisten<br />
Fällen schnell als ein folgenloser Quietismus entlarvt. Andererseits<br />
ist dieser Rückzugs-<strong>Humanismus</strong> aber auch ein Nachhall jener<br />
tiefliegenden geschichtlichen Gr<strong>und</strong>strömung, die seit der Spätantike<br />
die "Menschheit" des Menschen als Bildungsproblem zur Debatte <strong>und</strong><br />
damit in Frage stellt. Nach Auskunft philologisch-historischer<br />
Wissenschaft war der Begriff "Humanist" bereits im 16. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
geläufig <strong>und</strong> bedeutete, in Anknüpfung an die Begegnung römischen<br />
Geistes mit griechischer Kultur, das Streben nach kultivierter<br />
Daseinsgestaltung, <strong>und</strong> zwar im Unterschied zur Barbarei. Cicero<br />
war ein Inbegriff des römischen <strong>Humanismus</strong>. An ihn knüpfte Petra^ca<br />
an <strong>und</strong> mit ihm jener italienische Renaissance-<strong>Humanismus</strong>, der, sich<br />
von der Scholastik befreiend, in der antiken Sprache, Literatur<br />
<strong>und</strong> Kunst das Vorbild für eine von kirchlicher Autorität freie,<br />
allgemeine menschliche Bildung erblickte. So eignet schon diesem<br />
ersten <strong>Humanismus</strong> ein Anspruch des Menschen auf sich selbst, der<br />
sich (man denke an Erasmus, Hütten <strong>und</strong> Reuchlin) durchaus militant<br />
auf die Seite des Menschen schlug. Der "Neuhumanismus 11 war dann<br />
eine Wiedergeburt des <strong>Humanismus</strong> aus dem Geist der Klassiker von<br />
Winckelmann über Lessing, Herder, Goethe, Schiller, Humboldt bis<br />
zu Hölderlin. In ihm formulierte sich jenes "Humanitätsideal 11 ,