Existenz und Humanismus. Sartres und Heideggers - Egon Schütz ...
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den Wertbezug <strong>Sartres</strong>cher Freiheit, um das Verhältnis von existentialer<br />
Freiheit <strong>und</strong> Wert-Ethik, um das, was Sartre "ethische Angst"<br />
nennt.)<br />
Was also meint diese "ethische Angst"? Herkömmlicherweise könnte<br />
man unter ethischer Angst eine Versagensangst verstehen, eigentlich<br />
die Furcht, bestimmten ethischen Normen <strong>und</strong> Geboten nicht genügen<br />
zu können. Erinnert man sich aber an die Bestimmung der Furcht (im<br />
Unterschied zur Unaufhebbarkeit der Angst), so müßte man zutreffender<br />
die Angst vor ethischem Versagen als "Furcht" bezeichnen, Furcht<br />
nämlich vor den inneren <strong>und</strong> äußeren Sanktionen, die der Nichterfüllung<br />
ethischer Normen "erfahrungsgemäß" folgt. Wenn Sartre daher<br />
von "ethischer Angst" spricht, <strong>und</strong> zwar im Zusammenhang mit der<br />
Angststimmung der Freiheit selbst, so kann die Furcht vor ethischem<br />
Versagen angesichts drohender Sanktionen nicht gemeint sein. So verhält<br />
es sich in der Tat. Ethische Angst ist keine empirische Furcht<br />
vor dem Versagen, sondern Einblick in einen Zusammenhang von Freiheit<br />
<strong>und</strong> ethischem Wert derart, daß sich die Freiheit als Ursprung<br />
<strong>und</strong> Bedrohung der Werte entdeckt - also auch der ethischen Werte,<br />
denen unser Alltagsbewußtsein eine Stabilität zuschreibt, die gerade<br />
dadurch zustande kommt, daß man Werte als übermenschlich, apriorisch<br />
glaubt. Im Gegensatz zu diesem Glauben an die überlegene Seinsweise<br />
von Werten teilt Sartre offenbar Nietzsches skeptische Einstellung.<br />
Dieser antwortete in einem seiner bekannten späten Aphorismen auf<br />
die Frage, was der "Nihilismus" bedeute: "Daß die obersten Werte<br />
sich entwerten. Es fehlt das Ziel; es fehlt die Antwort auf das<br />
'Warum 1 . 11 Und er erläutert diesen Vorgang "als Folge der großgezogenen<br />
'Wahrhaftigkeit 1 , somit selbst (als) eine Folge des Glaubens<br />
an die Moral." (Wille zur Macht, Kröner TA S. 1o) Kurz, in Nietzsches<br />
Spätphilosophie der Entlarvung metaphysischer "Tonverstärkungen"<br />
werden die Werte als menschliche Setzungen dekuvriert. Der Mensch<br />
ist das wertsetzende Wesen im Namen des Willens zur Macht. Kein<br />
Gr<strong>und</strong> besteht zu der Annahme, es gebe ein "an sich bestehendes"<br />
Wertreich, an dem sich der Mensch gerade deshalb zuverlässig orientieren<br />
könne, weil es sich ihm nicht verdanke. - In der Bahn dieses<br />
wertskeptischen Denkens bewegt sich auch Sartre, wenn er von<br />
der "ethischen Angst" spricht <strong>und</strong> diese als Folge der Freiheit<br />
interpretiert. Allerdings, Sartre argumentiert ontologisch <strong>und</strong> nicht