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Existenz und Humanismus. Sartres und Heideggers - Egon Schütz ...

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wägen: Was geschieht überhaupt, wenn wir fragen? Wie stellen wir<br />

uns zu uns selbst, zu den Mitmenschen <strong>und</strong> zu den Dingen, wenn wir<br />

sie <strong>und</strong> uns in eine Fragesituation einbeziehen? Ist unser Fragen<br />

nur ein Ausdruck des Nichtwissens oder zeigt es uns, unterhalb<br />

unserer instrumentellen Fragepraxis, unsere eigene Fraglichkeit<br />

<strong>und</strong> diejenige der Welt? Und worin bestünde diese doppelte Fraglichkeit,<br />

die etwas anderes darstellen soll als ein zufälliges<br />

"kognitives Defizit"? Das sind - von uns her formuliert - Fragen,<br />

um die Sartre kreist. Für ihn ist das Eigentümliche des Fragens<br />

<strong>und</strong> der Frage, daß sie gleichsam aus dem puren Sein herausspringen<br />

<strong>und</strong> die Kausalordnung der Welt im Fragenden aussetzen. Das Fragenkönnen<br />

erscheint wie ein Aufstand gegen Kausalität <strong>und</strong> Determiniertheit.<br />

In jeder Frage, so meint Sartre, nimmt der Mensch die Möglichkeit<br />

eines Protests wahr, bindet er sich von "der Leimrute<br />

des Seins" los (a.a.O., S. 64). Konkret geschieht das, indem der<br />

Fragende in das feste Gewebe des Ansichseienden den Horizont der<br />

Möglichkeit einbringt. Was ist damit gemeint? Gemeint ist: jeder<br />

Fragende operiert mit einer doppelten Voraussetzung. Das, was erfragt<br />

oder befragt wird, kann "so", es kann aber auch "nicht so"<br />

sein. Ohne diese Gr<strong>und</strong>alternative käme es überhaupt nicht zur<br />

Frage. Mithin ist das Mögliche nicht einfach das Wirkliche in<br />

seiner noch nicht erreichten, aber absehbaren künftigen Gestalt,<br />

sondern - als echtes Mögliches - ist es eine f<strong>und</strong>amentale Unsicherheit<br />

im wirklichen Selbst. Das wahrhaft Mögliche ist also nicht<br />

die schlafende Wirklichkeit, sondern der Alptraum ihrer Verneinung,<br />

der sich jederzeit erfüllen kann. Oder anders gesagt: Die Möglichkeit<br />

ist nicht der Schatten der Wirklichkeit, sondern die Wirklichkeit<br />

der Schatten des Möglichen. Jederzeit kann es anders kommen,<br />

als man denkt, <strong>und</strong> erst im Rückspiegel des Möglichen zeigt sich<br />

die Wirklichkeit als eine bestimmte Einlösung. Bezieht man das<br />

auf das Gr<strong>und</strong>phänomen der Frage, so bedeutet fragen, das Ansichsein<br />

des Massiv-Wirklichen aus einem Horizont des Möglichen auf<br />

die Probe zu stellen, das dieses Wirkliche gerade nicht ist.<br />

Wer fragt <strong>und</strong> befragt/hat immer schon die Ruhe des Ansichseins<br />

aufgestört, es "überschritten" <strong>und</strong> sich insofern negativ zu ihm<br />

gestellt.

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