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Existenz und Humanismus. Sartres und Heideggers - Egon Schütz ...

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in die Worte prägt: "Sie (die Natur) ließ im Schmerz mir Melodie<br />

<strong>und</strong> Rede, / Die tiefste Fülle meiner Not zu klagen: / Und wenn<br />

der Mensch in seiner Qual verstummt, / Gab mir ein Gott zu sagen,<br />

wie ich leide." Sicherlich, es ist für Roquentin kein "Gott",<br />

der ihm den Ausdruck schenkt. Aber wie Tasso kann er sein Leiden<br />

an der <strong>Existenz</strong> bezeugen. Ist das nur eine zufällige Koinzidenz<br />

der Erfahrungen, oder erneuert sich in Roquentin ein Topos der<br />

Humanität, der dem <strong>Humanismus</strong> der Klassiker, der sich nicht deckt<br />

mit dem Provinzhumanismus, keineswegs unvertraut war?<br />

3. Vorlesung.<br />

<strong>Existenz</strong> als Entwurf - erster Zugang zu <strong>Sartres</strong> Anthropologie<br />

des "existentialen <strong>Humanismus</strong>".<br />

Ist Roquentin ein Humanist? Genauer erwogen, bringt die Frage in<br />

Verlegenheit. Denn an welchem Maßstab könnte sie entschieden werden?<br />

Zwar zeigt sich in Roquentins "Aufschwung" nach dem <strong>Existenz</strong>schock,<br />

im Bestreben, ein Buch zu schreiben, das nicht der aussichtslose<br />

Versuch ist, eine vergangene Gestalt historisierend<br />

zum Leben zu erwecken, eine gewisse Wiederkehr eines "humanistischen"<br />

Topos: der Rechtfertigung der Humanität nämlich durch<br />

den künstlerischen Ausdruck, den man ihr verleiht. Aber diese Ähnlichkeiten<br />

sind zu vage, als daß sich am Ende die Unterscheidung<br />

zwischen Roquentin <strong>und</strong> der klassischen Familie der Humanisten aufhöbe.<br />

Zumindest das "Lebensgefühl" oder der "Zeitgeist", die etwa<br />

einen Torquato Tasso bestimmten (<strong>und</strong> ihn in Konflikt mit den Geboten<br />

der Humanitätsvorstellung seiner Zeit stürzten), lassen sich<br />

in Roquentin nicht wiederfinden. Bouville ist nicht der Hof von<br />

Ferrara, auch nicht im übertragenen Sinne. Die Antwort auf die Frage<br />

nach dem potientellen <strong>Humanismus</strong> Roquentins läßt sich über diesen<br />

Vergleich nicht erbringen. Das liegt aber nicht an der historisch<br />

zufälligen Unvergleichbarkeit seiner <strong>Existenz</strong>erfahrungen<br />

mit jener vergangener Zeiten, sondern: wenn <strong>Humanismus</strong> die gr<strong>und</strong>sätzliche<br />

Bemühung des Menschen um sich selbst <strong>und</strong> nur mit eigenen<br />

Mitteln ist, wenn jedem <strong>Humanismus</strong> auch das Menschsein an-

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