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Existenz und Humanismus. Sartres und Heideggers - Egon Schütz ...

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-1o4-<br />

das Wesen des Menschen sei? Versucht man die besondere Begriff-<br />

lichkeit, mit der Heidegger auf diese Frage antwortet, auf einen<br />

Gr<strong>und</strong>begriff zu konzentrieren, so legt sich der Begriff der "Entsubjektivierung<br />

11 nahe. Heidegger selbst spricht von einem "die<br />

Subjektivität verlassenden Denken". (a.a.O. S. 17) Das ist zunächst<br />

eine Zumutung, vor allem, wenn man sich vor Augen hält, daß dieses<br />

Denken schließlich auch die Substanz eines wahren <strong>Humanismus</strong> sein<br />

soll. Aber ist ein <strong>Humanismus</strong> ohne Subjekt vorstellbar? Im Sinne<br />

<strong>Heideggers</strong> wäre zu sagen: Ohne Subjekt schon, wenn auch nicht ohne<br />

den Menschen.<br />

Indes, was macht für Heidegger den Menschen aus, wenn nicht dessen<br />

Individualität oder deren Formalisierung (<strong>und</strong> Substantialisierung),<br />

wie Subjektivität? Was hat er Sartre entgegenzusetzen, wenn er dessen<br />

<strong>Existenz</strong>begriff als metaphysisch <strong>und</strong> damit als anthropozentrisch<br />

entlarvt? Wie könnte ein Denken "gedacht" werden, das die Subjektivität<br />

"verläßt" <strong>und</strong> gleichwohl Denken bleibt? Alle diese Fragen verweisen<br />

auf ein philosophisches Kunstwort <strong>Heideggers</strong>, das es zu verstehen<br />

gilt, nämlich auf die Ek-sistenz. Man darf sich durch die<br />

Ähnlichkeit des Klanges nicht täuschen lassen: <strong>Heideggers</strong> Ek-sistenz<br />

meint etwas ganz anderes als <strong>Sartres</strong> <strong>Existenz</strong> .Ek-sistenz ist der<br />

Titel für ein post- bzw. prämetaphysisches Denken, das den Bann vorstellender<br />

metaphysischer Anthropozentrik brechen soll. Was also ist<br />

damit gemeint, oder besser: angezeigt? Angezeigt werden soll eine<br />

radikale Umkehr der Blickbahn, das heißt: Ek-sistieren ist weder<br />

aufzufassen als fortlaufendes Entwerfen <strong>und</strong> Vorstellen "meiner"<br />

Freiheit, noch als etwas, das der Essenz vorausliegt (oder folgt),<br />

sondern nEk ~ sistieren "bedeutet: den radikalen Verzicht auf den Anspruch,<br />

die Welt nach "meinen" Maßen zu vermessen, sich, wenn man so<br />

will, der Welt <strong>und</strong> den Dingen übereignen, bevor man sie sich "zu<br />

eigen" macht* Im Gr<strong>und</strong>e so etwas wie ein Selbstverzicht, vielleicht<br />

auch eine Demut, die bereit ist, einem Anspruch zu gehorchen, den<br />

sie nicht selbst definiert. Es ist gewiß schwierig, sich in die<br />

Typik eines "ek-sistentialen" Denkens hineinzudenken, das nicht<br />

mehr im Subjekt seinen Ort hat <strong>und</strong> das gleichwohl Denken sein soll.<br />

In der Linie des kartesianischen ego der cogitatio liegt das nicht<br />

mehr, <strong>und</strong> so scheint überhaupt die Sprache zu versagen, die nach

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