Existenz und Humanismus. Sartres und Heideggers - Egon Schütz ...
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das Wesen des Menschen sei? Versucht man die besondere Begriff-<br />
lichkeit, mit der Heidegger auf diese Frage antwortet, auf einen<br />
Gr<strong>und</strong>begriff zu konzentrieren, so legt sich der Begriff der "Entsubjektivierung<br />
11 nahe. Heidegger selbst spricht von einem "die<br />
Subjektivität verlassenden Denken". (a.a.O. S. 17) Das ist zunächst<br />
eine Zumutung, vor allem, wenn man sich vor Augen hält, daß dieses<br />
Denken schließlich auch die Substanz eines wahren <strong>Humanismus</strong> sein<br />
soll. Aber ist ein <strong>Humanismus</strong> ohne Subjekt vorstellbar? Im Sinne<br />
<strong>Heideggers</strong> wäre zu sagen: Ohne Subjekt schon, wenn auch nicht ohne<br />
den Menschen.<br />
Indes, was macht für Heidegger den Menschen aus, wenn nicht dessen<br />
Individualität oder deren Formalisierung (<strong>und</strong> Substantialisierung),<br />
wie Subjektivität? Was hat er Sartre entgegenzusetzen, wenn er dessen<br />
<strong>Existenz</strong>begriff als metaphysisch <strong>und</strong> damit als anthropozentrisch<br />
entlarvt? Wie könnte ein Denken "gedacht" werden, das die Subjektivität<br />
"verläßt" <strong>und</strong> gleichwohl Denken bleibt? Alle diese Fragen verweisen<br />
auf ein philosophisches Kunstwort <strong>Heideggers</strong>, das es zu verstehen<br />
gilt, nämlich auf die Ek-sistenz. Man darf sich durch die<br />
Ähnlichkeit des Klanges nicht täuschen lassen: <strong>Heideggers</strong> Ek-sistenz<br />
meint etwas ganz anderes als <strong>Sartres</strong> <strong>Existenz</strong> .Ek-sistenz ist der<br />
Titel für ein post- bzw. prämetaphysisches Denken, das den Bann vorstellender<br />
metaphysischer Anthropozentrik brechen soll. Was also ist<br />
damit gemeint, oder besser: angezeigt? Angezeigt werden soll eine<br />
radikale Umkehr der Blickbahn, das heißt: Ek-sistieren ist weder<br />
aufzufassen als fortlaufendes Entwerfen <strong>und</strong> Vorstellen "meiner"<br />
Freiheit, noch als etwas, das der Essenz vorausliegt (oder folgt),<br />
sondern nEk ~ sistieren "bedeutet: den radikalen Verzicht auf den Anspruch,<br />
die Welt nach "meinen" Maßen zu vermessen, sich, wenn man so<br />
will, der Welt <strong>und</strong> den Dingen übereignen, bevor man sie sich "zu<br />
eigen" macht* Im Gr<strong>und</strong>e so etwas wie ein Selbstverzicht, vielleicht<br />
auch eine Demut, die bereit ist, einem Anspruch zu gehorchen, den<br />
sie nicht selbst definiert. Es ist gewiß schwierig, sich in die<br />
Typik eines "ek-sistentialen" Denkens hineinzudenken, das nicht<br />
mehr im Subjekt seinen Ort hat <strong>und</strong> das gleichwohl Denken sein soll.<br />
In der Linie des kartesianischen ego der cogitatio liegt das nicht<br />
mehr, <strong>und</strong> so scheint überhaupt die Sprache zu versagen, die nach