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Existenz und Humanismus. Sartres und Heideggers - Egon Schütz ...

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reichern. Nur bedingt ist Sartre ein Kritiker "des" <strong>Humanismus</strong>,<br />

eher schon läßt sich seine existentiale Philosophie als Bemühung<br />

um Gr<strong>und</strong>legung eines neuen <strong>Humanismus</strong> begreifen, der eine eigene<br />

Antwort auf die conditio humana in der Welt sucht. <strong>Sartres</strong> <strong>Humanismus</strong>kritik<br />

ist insofern gr<strong>und</strong>ständig, <strong>und</strong> sie spielt mit unterschiedlicher<br />

Deutlichkeit auf mehreren Ebenen: auf der Ebene der<br />

existentialen Ontologie, der philosophischen Anthropologie <strong>und</strong><br />

der thematischen Auseinandersetzung mit solchen humanistischen<br />

Fragestellungen, in denen sich die Charakteristik eines bestimmten<br />

<strong>Humanismus</strong> entscheidet, vor allem in Fragen ethisch vermittelter<br />

Mitmenschlichkeit <strong>und</strong> Welthaftigkeit. - <strong>Sartres</strong> zentrale These ist<br />

diejenige von der Vorgängigkeit <strong>und</strong> Vorrangigkeit der <strong>Existenz</strong><br />

vor der Essenz, das heißt aber: des Daseins vor dem Sein, der<br />

Kontingenz vor der Notwendigkeit, der Möglichkeit vor der Wirklichkeit,<br />

des Fürsichseins vor dem Ansichsein, des Ich vor der Welt,<br />

der Individualität vor dem Anderen. Auf der Ebene der philosophischen<br />

Anthropologie schlägt diese - spekulative - These durch als<br />

Verdammtsein zur Freiheit, als Gr<strong>und</strong>stimmung der Angst, als Herausforderung<br />

zu Wahl <strong>und</strong> Entwurf, ohne Rückversicherung in Natur oder<br />

Transzendenz. Was aber das Dasein von diesen Rückversicherungen<br />

abschneidet, ist der unumkehrbar nichtende Strom der Zeit, gegen<br />

den jeder Aufstand letztlich machtlos ist. Damit ratifiziert auch<br />

Sartre das Ende der abendländischen Metaphysik - wenn man unter<br />

Metaphysik die Lehre von einer statischen oder dynamischen Seinsordnung<br />

versteht, in der höheres Sein von niederem normativ zu<br />

unterscheiden ist. Die Seinsverhältnisse selbst werden gleich-gültig<br />

es besteht weder Gr<strong>und</strong> noch Anlaß, irgendeinen höheren Sinn zu<br />

unterstellen, denn dieser wäre nur eine Täuschung, mit <strong>Sartres</strong><br />

Wort: eine nicht durchschaute Selbstdetermination.<br />

Wer vor dem Hintergr<strong>und</strong> des humanistischen Gedankens menschlicher<br />

Selbstbestimmung in Freiheit <strong>und</strong> Souveränität sich auf <strong>Sartres</strong><br />

existentialen <strong>Humanismus</strong> bezieht, wird einerseits feststellen müssen,<br />

daß auch Sartre in der Freiheit das eigentliche "Humanum" sieht.<br />

Andererseits erscheint eben diese Freiheit unter völlig anderen<br />

Vorzeichen, nämlich nicht als Auszeichnung, sondern als Aussetzung<br />

des Menschen. Nichts bleibt vom aufklärerischen Elan <strong>und</strong> Stolz,<br />

von optimistischer Entschiedenheit der Vernunft, <strong>und</strong> selbst eine

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