Existenz und Humanismus. Sartres und Heideggers - Egon Schütz ...
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Freiheit seine Welt erfinden - auch <strong>und</strong> insbesondere in Theorien<br />
<strong>und</strong> Praktiken der Eisziehung <strong>und</strong> Bildung. In ihrem Gr<strong>und</strong>zug war<br />
diese Freiheit immer ein Ausgesetztsein <strong>und</strong> daher keineswegs, sieht<br />
man von metaphysischen <strong>und</strong> theologischen "Überwölbungen 11 ab, eine<br />
bevorzugte Lage. <strong>Sartres</strong> ontologischer Freiheitsbegriff <strong>und</strong> sein<br />
Freiheitsverständnis lösen das ein, <strong>und</strong> zwar im Diktum über das<br />
Verdammtsein zur Freiheit ebenso wie im Gr<strong>und</strong>satz der Priorität<br />
der <strong>Existenz</strong>. Beide sind Ausdruck einer Seinserfahrung, die damit<br />
rechnet, daß es keine Brücke mehr zwischen dem wahrhaften Ansichsein<br />
<strong>und</strong> dem Färsichsein gibt <strong>und</strong> daß alles Erscheinende - die<br />
Dinge, die Menschen - nur in Modalitäten des Widerstandes erscheint,<br />
denen sie dem handelnd sich besorgenden Dasein entgegensetzen.<br />
Der Mensch wird tatsächlich zum Zentrum der Welt - aber eben nur<br />
zum Zentrum "seiner" Welt, weil er von "der" Welt nichts mehr wissen<br />
kann, außer daß sie sich ihm entzieht. Und jetzt gewinnt auch das<br />
Problem der Bildung seine scharfe Kontur, <strong>und</strong> zwar wiederum dann,<br />
wenn man es nicht durch übermenschliche Stützen auffängt. Denn so<br />
lange Bildung noch etwas abbilden konnte, das sich ihr nicht selbst<br />
verdankt - eine ontologische Rangordnung, einen Seinssinn der Geschichte<br />
- löst sie ihr Freiheitsmoment nur unter Vorbehalt ein.<br />
Fällt aber dieser Vorbehalt weg, müßte man eigentlich sagen: der<br />
Mensch sei mit der Freiheit zur Bildung verdammt, zur bedingungslosen<br />
Übernahme seiner eigenen Maßgeblichkeit, das heißt, zum vollendeten<br />
Risiko seines Selbstentwurfs. Man kann Bildung <strong>und</strong> ihre<br />
Theorien als Verhältnis zum Umfangenden eines Seins beschreiben,<br />
das in Grenzsituationen aufleuchtet <strong>und</strong> darin Mensch <strong>und</strong> Welt positiv<br />
vermittelt. In <strong>Sartres</strong> existentialer Sicht wäre das aber ein<br />
Ausweichmanöver, eine Selbsttäuschung. Für ihn kann Bildung nur ein<br />
Verhältnis zum Nichts, ein Entwurf unter Bedingungen absoluter Kontingenz<br />
sein. Seine Anthropologie läßt keinen Zweifel aufkommen:<br />
Bildung ist "meine" Selbstwahl in unhintergehbarer Fragwürdigkeit.<br />
Es gibt keine "an sich" verbindlichen Inhalte, keine "objektiven"<br />
Menschenbilder, keine apriorischen Selbstverpflichtungen <strong>und</strong> niemanden,<br />
der mir sagen könnte, worin meine Bildung zu bestehen habe.<br />
Rechnet man das alles zu notwendigen Implikationen einer positiven<br />
Bildungstheorie, dann kommt mit <strong>und</strong> in der existentialhumanistischen