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Existenz und Humanismus. Sartres und Heideggers - Egon Schütz ...

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-84-<br />

Mensch wird immer - auch <strong>und</strong> gerade wenn er nur auf sich selbst<br />

verwiesen <strong>und</strong> angewiesen ist - seine Endlichkeit transzendieren <strong>und</strong><br />

das Gesamt seiner Entwürfe in Antwort auf seine Entworfenheit übersteigen.<br />

Nur unter dieser Voraussetzung ist erzieherisches Handeln<br />

in pädagogischer Situation überhaupt denkbar. Und umgekehrt: die<br />

pädagogische Situation ist ein mächtiges Indiz dafür, daß der Mensch<br />

sich nicht nur endlich - über seine subjektiven Grenzen hinaus -<br />

zu transzendieren vermag, sondern daß er diese Selbsttranszendenz<br />

praktizieren muß als ontologisches Motiv verzeitigten Daseins.<br />

Denn wir investieren uns in jeder erzieherischen Handlung, <strong>und</strong> sei<br />

es auch noch so unauffällig, in Modalitäten einer Zukunft, die nicht<br />

mehr unsere je-eigene ist <strong>und</strong> die doch irgendwo Spuren unseres Gepräges<br />

enthält. Anders gesagt, wir besiegen nicht unser je-eigenes<br />

Ende im pädagogischen Umgang mit der nachwachsenden Generation, aber<br />

wir transformieren es in die Kontinuität von Erinnerung <strong>und</strong> Lebensgeschichte,<br />

in denen wir auch dann noch wirksam sind, wenn nichts<br />

mehr von uns zeugt.<br />

II<br />

Offensichtlich ist der Hinblick auf die pädagogische Situation<br />

<strong>und</strong> ihre eigentümliche Weise der Vermittlung von Zeitverhältnissen<br />

im erzieherischen Entwurf dazu angetan, <strong>Sartres</strong> Situationsverständnis<br />

zu erweitern, im Gr<strong>und</strong>e sogar zu überholen. Das wird noch deutlicher,<br />

wenn man sich vor Augen führt, wie in "L'etre et le neant"<br />

im einzelnen vom Tod gehandelt wird. Dort heißt es in zwei resümierenden<br />

Sätzen: "So entfremdet uns die <strong>Existenz</strong> des Todes auch<br />

in unserem eigenen Leben ganz <strong>und</strong> gar zugunsten Anderer. Totsein<br />

heißt, den Lebenden eine Beute sein. Das bedeutet also, daß derjenige,<br />

der den künftigen Sinn des Todes zu erfassen versucht, sich<br />

als künftige Beute des Anderen entdecken muß. Hier liegt also ein<br />

Fall von Entfremdung vor... 11 (a.a.O., S. 684). Die Metaphorik dieser<br />

Sätze läßt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Der Tote ist<br />

für Sartre die Beute der ihn Überlebenden, das heißt: er wird zum<br />

disponierbaren Raubbesitz der Lebendigen; er hat keine Mittel mehr,

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