Existenz und Humanismus. Sartres und Heideggers - Egon Schütz ...
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6. Vorlesung,<br />
-47-<br />
Ethische Angst <strong>und</strong> ihre Abwehrstrategien.<br />
Der Zusammenhang von Freiheit, Zeitlichkeit <strong>und</strong> Angst, als Gr<strong>und</strong>weise/<br />
in denen das Nichts, das der Mensch ist, in ihm selbst aufgeht,<br />
ist das ontologische <strong>und</strong> anthropologische F<strong>und</strong>ament des<br />
existentialen <strong>Humanismus</strong>. Angst, das ist festzuhalten, bedeutet<br />
nicht eine thematische <strong>und</strong> durch ihren bestimmten Gegenstand definierte<br />
Furcht, sondern jene Gr<strong>und</strong>gestimmtheit des Daseins, in<br />
der sich die menschliche Freiheitserfahrung in ihrer ganzen Fraglichkeit<br />
zu erkennen gibt. Der Mensch ist frei geboren, ist frei,<br />
könnte man mit Rousseau sagen - aber um den Preis einer Angst,<br />
die er nicht abzulegen vermag. Sich ängstigend trifft der Mensch<br />
auf sich, <strong>und</strong> doch schlägt ihn die Angst nicht in Bann <strong>und</strong> Fesseln,<br />
sondern - jedenfalls für Sartre - sie ruft ihn zur Sisyphos-<br />
Arbeit der Entwürfe auf, in denen er sein Leben bis zu jenem Augenblick<br />
einrichtet, in dem der Mensch in die schiere Faktizität<br />
eines Ansich zurücktritt. Denn nur so erscheint Sartre der Tod. -<br />
Nun wurde schon angezeigt: Das Thema von Ethik <strong>und</strong> Moralität, die<br />
Frage nach dem Verhalten unter der Maßgabe von "Gerechtigkeit <strong>und</strong><br />
Billigkeit" (Herder) ist ein Kernthema humanistischen Denkens.<br />
Dieses war immer eng verkoppelt mit der Frage nach dem Sinn menschlicher<br />
Freiheit. So stellt sich, nahezu zwangsläufig, das Problem,<br />
wie sich die <strong>Sartres</strong>che Exposition der Freiheit als Selbstbewußtsein<br />
in der Angst mit einer Ethik verbinden lasse, die nach geläufiger<br />
Einschätzung menschliches Handeln <strong>und</strong> Verhalten durch<br />
Wertbezüge orientiert. Auf die Kernbegriffe reduzierend wäre zu<br />
fragen: Wie ist das Verhältnis von "Freiheit" <strong>und</strong> "Wert". (Diese<br />
Frage wird hier nicht im Vorgriff oder Rückgriff auf den <strong>Humanismus</strong>-Vortrag<br />
<strong>und</strong> die Antwort, die dort gegeben wird, gestellt. Es<br />
geht also nicht um das Problem, ob <strong>und</strong> wie der existentiale <strong>Humanismus</strong><br />
eine eigene Ethik entwickeln könne. Es geht vielmehr um