Existenz und Humanismus. Sartres und Heideggers - Egon Schütz ...
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bei Sartre hebt daher ihren metaphysischen Charakter nicht auf.<br />
Sartre ist also für Heidegger, ganz im Gegensatz zu seinem eigenen<br />
Verständnis, ein Metaphysiker, das heißt: er teilt die Denktechnik<br />
der Metaphysik <strong>und</strong> mit ihr die Ausblendung dessen, was Metaphysik<br />
allererst "zuläßt", das Sein selbst. Sartre, so könnte man sich<br />
<strong>Heideggers</strong> erinnernden Einwand erläutern, folgt mit seiner Unterscheidung<br />
von Ansichsein <strong>und</strong> Fürsichsein den Vorstellungen der Metaphysik,<br />
weil er nicht nach dem "Sein selbst" fragt, das dieser Unterscheidung<br />
vorausliegt. Wie alle Metaphysiker ist er gleichsam<br />
blind für das, was im Hintergr<strong>und</strong> der spekulativen Begriffe liegt.<br />
Er kehrt zwar die Rangfolge von "Essenz" <strong>und</strong> "<strong>Existenz</strong>" (etwa im<br />
Vergleich zu Platon) um, aber er entkommt dadurch nicht der Art <strong>und</strong><br />
Weise, wie sich Metaphysik die Welt vor-stellt, nämlich als "setzendes"<br />
Bestimmen von Unterscheidungen, die sich nicht auf ihren Ermöglichungsgr<strong>und</strong><br />
hin durchschauen. Im Gegenteil, <strong>Sartres</strong> Umkehr der<br />
Rangfolge klassischer metaphysischer Termini läßt nur noch deutlicher<br />
werden, was metaphysischerDenktechnik seit ihrem Beginn bei Platon<br />
<strong>und</strong> Aristoteles anhaftete: der Gr<strong>und</strong>zug der Subjektivierung der Welt<br />
in Bildern (Ideen) oder urteilenden Akten des Vorstellens (Katego-<br />
rien) . Deshalb ist auch <strong>Sartres</strong> "Entwurf" in der Blickbahn <strong>Heideggers</strong><br />
keineswegs eine nachmetaphysische <strong>und</strong> insofern metaphysikfreie Gr<strong>und</strong>stellung<br />
zu Menschen <strong>und</strong> Dingen, sondern die Vollendung des technischen<br />
Elementes,das metaphysischem Vorstellen immer schon eignete.<br />
Sartre wäre gewissermaßen der offenk<strong>und</strong>igste <strong>und</strong> in diesem Sinne<br />
der "ehrlichste" aller Metaphysiker, weil er mit "Entwurf" <strong>und</strong><br />
"Wahl" konsequent ratifiziert, was als Vor-Urteil metaphysischem<br />
Denken je schon einheimisch war. - Wenn Heidegger aber sagt, er<br />
werde mißverstanden, falls man seinen eigenen Begriff des Entwurfs,<br />
wie er in "Sein <strong>und</strong> Zeit" gedacht wird, als "vorstellendes Setzen"<br />
(a.a.O. S. 17) begreife, <strong>und</strong> zwar gründlich mißverstanden, weil es<br />
bedeuten würde, ihn den Metaphysikern einzureihen - wie müßte dann<br />
zutreffender seine Denkintention verstanden werden? Was wäre das<br />
Anliegen eines Denkens, das hinter die Entwürfe der idealistischen,<br />
der materialistischen oder der existentialistischen Provenienz zurückfragen<br />
möchte? Oder: Worauf müßte ein humanistisches Denken abzielen,<br />
für das nicht schon in der einen oder anderen Weise feststeht, was