Klarheit und gute Nachbarschaft - Evangelische Kirche in Deutschland
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Wesen e<strong>in</strong>er christlichen <strong>Kirche</strong>. Denn sie ist von Jesus Christus gesandt, „alle<br />
Völker zu Jüngern (Jesu Christi) zu machen“ (Mt. 28,19). Ebenso ist der „Ruf zum<br />
Islam“ untrennbar mit dem Selbstverständnis der muslimischen Geme<strong>in</strong>schaft verb<strong>und</strong>en.<br />
Begegnen sich diese beiden Religionen, dann sche<strong>in</strong>t dies aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />
wesenhaften Missions- bzw. Ausbreitungstendenz unausweichlich dazu zu führen,<br />
dass sie sich wechselseitig <strong>in</strong> Frage stellen.<br />
Das s<strong>in</strong>d auf den ersten Blick ke<strong>in</strong>e <strong>gute</strong>n Voraussetzungen für den Dialog zwischen<br />
diesen beiden Religionen <strong>und</strong> für das Zusammenleben von Christen <strong>und</strong> Muslimen<br />
<strong>in</strong> unserer Gesellschaft. Wie lässt sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er solchen Konkurrenzsituation <strong>gute</strong><br />
<strong>Nachbarschaft</strong> leben? E<strong>in</strong>en wichtigen Beitrag zur Klärung <strong>und</strong> zum Abbau verbreiteter<br />
Verunsicherung kann die Weiterarbeit an e<strong>in</strong>er Theologie der Religionen<br />
leisten. Die Handreichung „Zusammenleben mit Muslimen“ (2000) hat zu e<strong>in</strong>er solchen<br />
Theologie, welche vom Wesen des christlichen Glaubens her die Offenheit der<br />
evangelischen <strong>Kirche</strong> für die Begegnung <strong>und</strong> das Gespräch mit den Muslimen<br />
begründet, wertvolle E<strong>in</strong>sichten zusammengetragen. Sie werden hier im Detail<br />
nicht noch e<strong>in</strong>mal wiederholt. Unter Aufnahme der Stellungnahme der Kammer für<br />
Theologie der EKD zum „Christlichen Glauben <strong>und</strong> den nichtchristlichen Religionen“<br />
von 2003 (EKD-Texte 77) können aber im H<strong>in</strong>blick auf das spezifisch evangelische<br />
Profil e<strong>in</strong>er Theologie, die sich dem Islam zuwendet, weitere Akzente gesetzt werden.<br />
Theologisches Nachdenken vollzieht sich immer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er gesellschaftlichen <strong>und</strong> kulturellen<br />
Situation. Sich dies bewusst zu machen, ist Voraussetzung für dessen<br />
Ernsthaftigkeit. Heute vollzieht es sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er demokratischen, pluralistischen<br />
Gesellschaft mit e<strong>in</strong>er Rechtsordnung, die auf der Anerkennung der Würde jedes<br />
Menschen beruht. Diese Gesellschaft ist kulturell <strong>und</strong> geistig vielfältig vom<br />
Christentum geprägt. Zugleich lebt sie heute mit e<strong>in</strong>er Pluralität der Religionen <strong>und</strong><br />
Weltanschauungen, die Christen <strong>und</strong> ihre <strong>Kirche</strong>n vor die Aufgabe stellt, ihren Ort<br />
<strong>in</strong> der Gesellschaft neu zu bestimmen. Die Freiheit der Religionsausübung ist als<br />
Gr<strong>und</strong>recht vorgegeben, <strong>und</strong> der Staat ist weltanschaulich neutral. Deshalb haben<br />
Muslime wie Anhänger jeder anderen Religion das Recht, ihre Religion <strong>in</strong> Freiheit<br />
auszuüben. Geme<strong>in</strong>samer Boden für das Zusammenleben <strong>und</strong> die <strong>Nachbarschaft</strong> <strong>in</strong><br />
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