Quereinstieg zum Aufstieg Frauen in Führungspositionen - ein ...
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Wanisch 1991b, S.85). Die Auswertung ihrer Erfahrungen aus der Familienarbeit bedeutete für<br />
die Teilnehmer<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>e Stärkung ihres Selbstwertgefühl:<br />
"Die meisten von uns s<strong>in</strong>d ja derzeit Hausfrau oder überwiegend Hausfrau, und da ist<br />
es ja so, daß man abends immer denkt, was hast du eigentlich gemacht? Du hast ja<br />
wieder gar nichts gemacht. Und daß wir doch e<strong>in</strong>fach mal verstehen, daß wir halt am<br />
Tage doch so E<strong>in</strong>iges machen, was sich durchaus <strong>in</strong> Begriffen sagen läßt. Und wichtig<br />
ist es halt, um wieder im Berufsleben stehen zu können, daß man auch von sich selber<br />
weiß, du kannst das. Und wie man auch sagt, vom Warensortiment her, ob man jetzt<br />
mit Ersatzteilen handelt oder mit Baustoffen oder mit kosmetischen Artikeln, es ist im<br />
Grunde egal, was es für e<strong>in</strong>e Ware ist. Hauptsache, man hat es verstanden, zu<br />
koord<strong>in</strong>ieren, zu term<strong>in</strong>ieren, zu planen und kooperieren. Und diese ganzen Begriffe<br />
ersche<strong>in</strong>en da wieder und von daher habe ich <strong>in</strong> dieser Übung gelernt, wenn es auch<br />
zunächst nur im häuslichen Bereich ist, daß man diese Begriffe beherrscht. Und<br />
deshalb nur, weil das halt täglich wiederkehrende Arbeiten s<strong>in</strong>d, wenn man jetzt 30<br />
Jahre im Sekretariat gearbeitet hat oder im Verkauf oder im E<strong>in</strong>kauf, dann sagt man<br />
wahrsche<strong>in</strong>lich auch h<strong>in</strong>terher, ach ich war nur im E<strong>in</strong>kauf tätig. Das ist dann e<strong>in</strong>e<br />
Tätigkeit, die am Monatsende belohnt wird und die Haushaltstätigkeit nun mal nicht,<br />
und deshalb ist sie auch so untergeordnet, aber die Begriffe ersche<strong>in</strong>en ja immer<br />
wieder und das habe ich ja doch verstanden, daß sie nicht zu unterschätzen s<strong>in</strong>d."<br />
(zitiert nach Wanisch 1991, S.85f.)<br />
E<strong>in</strong> zweites Beispiel: In e<strong>in</strong>em Rollenspiel stand das Thema "Verantwortung für andere" im<br />
Zentrum. Ziel der Aufgabe war das Verarbeiten verstreuter Informationen, um geme<strong>in</strong>sam<br />
e<strong>in</strong>en Lösungsweg zu f<strong>in</strong>den. Die Teilnehmer<strong>in</strong>nen beurteilten rückblickend ihre Teamarbeit als<br />
harmonisch: Alle hätten sich gleichermaßen an der Lösungsaufgabe beteiligt, ke<strong>in</strong>e sich<br />
besonders zurückgehalten, niemand habe die Führung an sich gerissen - <strong>in</strong>sgesamt wurde der<br />
Lösungsprozeß positiv wahrgenommen. Mit Hilfe der Videoaufzeichnung wurde jedoch<br />
Gegensätzliches herausgearbeitet: So war die Aufgabenstellung nicht allen Gruppenmitghedern<br />
bekannt gewesen, das Ziel der Aufgabe war nicht von allen verstanden worden, es wurde ke<strong>in</strong>e<br />
Gesprächsleitung oder Moderatom bestimmt, es fanden unausgesprochene Rivalitäten um die<br />
Führungsposition statt, es wurde weder e<strong>in</strong>e Entscheidung für e<strong>in</strong>e bestimmte Vorgehensweise<br />
gefallt, noch wurde über ihre Veränderung abgestimmt, es wurde nicht über die Verwendung<br />
der zur Verfügung stehenden Zeit diskutiert, die Entscheidung für e<strong>in</strong>en Lösungsweg wurde<br />
ohne Diskussion von e<strong>in</strong>igen Wenigen gefallt etc.<br />
Das Aufdecken dieser Verhaltensweisen machte deutlich, daß e<strong>in</strong> gelungener Strukturie-<br />
rungsprozeß für den positiven Verlauf e<strong>in</strong>er Gruppenarbeit wichtig ist und dabei kommuni-<br />
kative Kompetenzen wirksam werden:<br />
"Die Teilnehmer<strong>in</strong>nen nahmen erstaunt zur Kenntnis, daß jede von ihnen mit ihrer<br />
Aktivität den Verlauf der Teamarbeit mitbestimmt hatte und dadurch auch dafür<br />
Verantwortung trug. Sie erkannten durch die Analyse die problematischen Seiten ihres<br />
Teamverhaltens und deren Auswirkungen auf das Interaktionsgeschehen." (Wanisch<br />
1993, S.93).<br />
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