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Dokumente zur Geschichte des Nachlasses von G.W.F. Hegel 'Zwei ...

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noch fernliegende Sache war 1 und daß jeder es eben<br />

trieb, so gut er es wußte und konnte, so glaube ich wohl<br />

nicht Unrecht zu haben, möchte aber aus meinen Worten<br />

nicht mehr herausdeuten lassen. Es ist damit wohl auch<br />

kein Vorwurf ausgesprochen, sondern nur eine Erscheinung<br />

bezeichnet, die sich vielleicht an den meisten Anstalten<br />

jener Zeit t zumal an den erst aus chaotischen Zuständen<br />

sich allmählich bildenden Schulen Bayerns sich vorfindet.<br />

Als Lehrer und Rector den SchUlern gegenUber vereinigte<br />

<strong>Hegel</strong> Ernst und Würde mit theilnehmender, die Verhältnisse<br />

<strong>des</strong> Einzelnen würdigender und beachtende Freundlichkeit.<br />

Studentisches Gebahren, dieses Grundübel aller Gymnasia,<br />

wurde natürlich auch nicht gestattet, doch - falls es<br />

nicht in Exzesse ausartete - viel nachgesehen, was man<br />

jetzt nicht mehr erlauben würde. Es bestand z.B. in<br />

Nürnberg außer dem Stallmeister, der den Reitunterricht<br />

ertheilte, ein Fechtmeister, der mit jenem gemeinschaftlich<br />

das Gebäude inne hatte in welchem unten geritten<br />

oben gefochten (auf Stoß) und voltigiert wurde. Die<br />

Reitbahn besteht noch, der Fechtboden aber wird jetzt<br />

als Bretter Niederlage benützt und ist vermiethet. Die<br />

Scholaren <strong>des</strong> Fechtmeisters waren hauptsächlich Gymnasiasten,<br />

welche nicht ganz unkundig in dieser edlen Kunst<br />

auf die Universität gehen wollten, und wie das noch <strong>zur</strong><br />

Zeit der Reichsstadt getrieben worden war, so ging es<br />

natUrlich zunächst auch nachher. Es war zu meiner Zeit<br />

herkömmlich, daß man schon in der Unterklasse etwa Unter<br />

Secunda, Fechtstunden nahm die meistens <strong>von</strong> 7 - 5 oder<br />

11 - 12 oder 1 - 2 genommen wurden. Außer den Büchern<br />

und dem Mappen trug man daher auch ein Rappier mit in<br />

die Classe. In den Pausen um 10 Uhr focht man, in Hose,<br />

in den Gängen, wenn es der Raum erlaubte in der Classe.<br />

Geschah das auch nicht immer und alle Tage, so geschah<br />

es doch oft genug, die Lehrer wußten und sahen es, der<br />

Rektor gleichfalls. Nie fand ein Verbot in dieser Beziehung<br />

statt. Studentenartige Verbindungen mit Bünden,<br />

Vorständen U.S.w. bestanden regelmäßig, ich will nicht<br />

sagen, daß die geduldet wurden, aber es geschah doch nur<br />

wenig um sie zu unterdrucken. Erst im Sommer 1815, wo<br />

allerdings außer dem bloßen K[ •.. ]nigen auch Duellieren<br />

- und wie sich denken läßt auch um so gefährlichere<br />

Waffen als sie herzlich schlecht waren aufgekommen war,<br />

fand, und zwar auf Denunciation - es ist nie ermittelt<br />

worden <strong>von</strong> welcher Seite - eine strenge Untersuchung<br />

statt, welche Incarcerirung der Beteiligten zu 4 Tagen<br />

<strong>von</strong> Frühe 6 bi Abends 8, und zu 2 Tagen, dann Entziehung<br />

der [ ••• ]<br />

W6<br />

und Note im Jahreszeugnis <strong>zur</strong> Folge<br />

hatte. Dennoch kam der Unfug auch noch in den nächsten<br />

Jahren unter <strong>Hegel</strong> vor und es wurde allgemein behauptet,<br />

daß der frühe Tod eines jungen Mannes Folge einer als<br />

Gymnasiast erhaltenen Brustwunde war. Doch ich komme<br />

hier auf Zustände zu sprechen, die mit <strong>Hegel</strong>s Amtsthätigkeit<br />

nur entfernt zusammenhängen.<br />

166. Textverlust<br />

116

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