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Dokumente zur Geschichte des Nachlasses von G.W.F. Hegel 'Zwei ...

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mehr als man glaubt ausgearbeiteten Hefte, mit Ausnahme<br />

weniger. nicht nur einer Herausgabe werth, sondern ich<br />

glaube, daß die Bearbeitung und Veröffentlichung zu<br />

einer der schönsten Pflichten dem hinterbliebenen Freunde<br />

gehört. Man hat zwar diesen Vorträgen häufige den<br />

Mangel an GrUndlichkeit im Einzelnen, Decorationsmalerei,<br />

u. auf den Augenblick berechneten Effect vorgeworfen,<br />

u den Vorzug al lein in der brillanten Geistesgegenwart<br />

u wirkenden Persönlichkeit suchen wollen, dennoch<br />

aber, glaub ich, enthalten sie in ihrem sachlichen<br />

Kern das Beste, was unser Freund zu geben im Stande war.<br />

Und lassen sie mich ein Glaubensbekenntnis hinzufügen.<br />

In Bezug auf philosophische Behandlung <strong>des</strong> Rechts mag es<br />

ihm, obschon ich keinen Namen zu nennen wüßte, vielleicht<br />

früh oder spät an Nachfolgern nicht fehlen, worin<br />

er unersetzlich bleiben wird, ist dagegen der politische<br />

Bezug, den er in allen Vorlesungen zum hervorragenden<br />

Mittelpunkte oder heraushebenden Hintergrund machte, u<br />

dadurch in der deutschen Jugend einen Funken erweckte,<br />

den dauernd anzufachen immer unerläßlicher wird. Kann er<br />

nun lebend nicht mehr mit unerschöpflicher Thätigkeit<br />

fortwirken. so muß doch seine Stimme in dem Kreise fortklingen,<br />

in welchem er sich am lebensreichsten bewegte.<br />

Seine Worte wirkten nicht nur durch ihren lebendigen<br />

Klang u den dreisten Muth einer Stirn, die nicht aus der<br />

Fassung zu bringen war, sondern auch durch den Inhalt,<br />

den er gab. Und dieser Inhalt ist sicher in vielen Fällen<br />

besser u gestalteter auf dem Papier gewesen, als er<br />

sich der Gunst u Ungunst <strong>des</strong> Augenblicks im freien Improvisieren<br />

gab.<br />

Veröffentlichen wir die Vorträge nicht, so geht für<br />

Studierende wie für Docenten, die sich zu bilden beginnen,<br />

ein [ ••• 1 verloren, welches das deutsche Universitätsleben<br />

fast durchgängig einer unerträglichen Dürre,<br />

wenn es versiegt, entgegenfUhrt.<br />

Dies sind die Gründe, die mich bewegen, Hochwohlgeboren<br />

mit Lust u Liebe an<strong>zur</strong>ufen, sich an die Spitze einer Berathung<br />

zu stellen, um nur zunächst zu bestimmen, wem<br />

die einzelnen Hefte können zu entscheidender Begutachtung<br />

anvertraut werden. Für den historischen Teil, sollten<br />

es Musse, Gesundheit u sonstige Verhältnisse es<br />

Ihnen gestatten, wüßte ich keinen Begabteren als Sie<br />

selber, fÜr den rein juristischen würde ich Herrn Assessor<br />

Heydemann vorschlagen, der die Liebe eines langbewährten<br />

Freun<strong>des</strong> u frÜheren Zuhörers mit genauer Kenntniß<br />

<strong>des</strong> Stoffs, mit Fleiß und Tact verbindet. Für Naturrecht<br />

und Philosophie der <strong>Geschichte</strong> würde ich selber<br />

einzustehen wagen u lieber Alles anderes bei Seite werfen,<br />

als in diesem Falle zaudernd u saumselig zu erscheinen.<br />

Dagegen bin ich für das Staats- und Völkerrecht<br />

ganz ohne Rath. Was sonst noch an Briefen, biographischer<br />

Schilderung u.s.f. zusammenzustellen u zu<br />

schaffen wäre, fände in Ihnen allein den unersetzlichen<br />

Meister.<br />

Sollten Sie die Dringlichkeit der Sache, die nöthige<br />

Eil, nur erst anzufassen und zu untersuchen gleich mir<br />

empfinden, so ergeht meine Bitte dahin, daß Sie so bald<br />

als möglich Ort u Stunde möchten bestimmen können, um<br />

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