Dokumente zur Geschichte des Nachlasses von G.W.F. Hegel 'Zwei ...

Georg Lasson an Wilhellm von Hegel, Berlin,
31.12.1919 296
"Hochverehrter Herr Präsident!
Ew. Excellenz erhalten anbei die ersten Ergebnisse meiner
Durchsicht der mir freundliehst anvertrauten Hegelpapiere.
Zunächst habe ich aus ihnen die Dokumente, die den Lebensgang
Hegels betreffen, ausgesondert und in chronologischer
Folge zusammengestellt. Es wird Ihnen interessant
sein, an der Hand des von mir beigelegten Inhaltsverzeichnisses
diese Mappe durchzusehen und die Laufbahn
des Herrn Grossvaters dabei auch in einzelnen kleinen
ZUgen sich zu vergegenwärtigen. Ich habe mich nicht für
berechtigt gehalten, die einzelnen Stücke dieser Sammlung
dem Inhaltsverzeichnis entsprechend zu numerieren,
möchte aber Ew. Excellenz empfehlen, es zu tun, da sie
dann sicherer bei einander bleiben. Jedenfalls möchte
ich dringend bitten, dafür Sorge zu tragen, dass diese
Sammlung a.ls Ganzes dauernd erhalten bleibe und der
Hegelforschung zur Verfügung stehe. Vereinzelt würden
ihre Bestandteile kaum den Wert einer Curiosität haben,
zusammen sind sie für den Biographen Hegels von hohem
Interesse.
Sodann habe ich eine zweite Mappe zusammengestellt, die
das gesamte Briefmaterial enthält, nach den Schreibern
der Briefe geordnet. Mit Ausnahme der Briefe von Rosenkranz,
die nur für die Geschichte der Herausgabe von
Hegels Werken und der Abfassung seiner Biographie wichtig
sind, enthalten diese vorhandenen Briefreihen sämtlich
eine oder die andere für Hegels Leben selbst wichtige
Notiz. Schade, dass so wenig eigenständige Schreiben
Hegels vorhanden sind! Die [ ... ] einzelnen Blätter
gehörten eigentlich in eine grössere Sammlung, wo sie
davor gesichert wären, als Autographen in alle vier
Winde zerstreut zu werden.
Von den Papieren aus Christianes Nachlass hat Ihre verewigte
Frau Mutter einen Teil weggegeben. Professor
Hermann Nohl in Jena hat damals, als er die [ .•. ] Manuscripte
der Berliner Kgln. Bibliothek ordnete, einiges
davon von Ihrer Frau Mutter erhalten; er hat mir später
selbst Abschriften der beiden darunter befindlichen
Reimereien Nanette Endeis geschickt. Auch die Silhouette
Christianes ist in diesen Papieren nicht mehr vorhanden
gewesen. Ich lege die Bogen mit den [ •• ,] Verzeichnissen
bei, damit Ew. Excellenz sich Uberzeugen können, dass
ich ein ( .•• ) Verwalter des mir anvertrauten Gutes gewesen
bin.
Was den Rest der Papiere betrifft, Hegels Entwürfe und
Exzerptzettel, so bitte ich um Erlaubnis, sie etwas
länger bei mir behalten zu dUrfen. Die Entwürfe muss ich
mit dem Abdruck kollationieren, den sie bei Rosenkranz
gefunden haben. Die Exzerptzettel, die ja schon Ihr
Onkel Karl als 'wertlos' gekennzeichnet hat, sind wirk-
296. im Besitz von Herrn Dietrich von Hegel, Bonn; beigefügt ist
eine Liste 'Dokumente, Hegel betreffend. Aufgestellt von Lasson'.
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