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Dokumente zur Geschichte des Nachlasses von G.W.F. Hegel 'Zwei ...

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ich in diesen Tagen mit seinem Sohne auf d. Straße begegnete,<br />

soll ich Dich grüßen; er wird auch älter u. sah<br />

recht bekümmert aus. Auch Schmidt besuchte mich, um mir<br />

die traurige Nachricht mitzuteilen, daß sein Sohn welcher<br />

In das Handelsgeschä.ft v. Mornan eingetreten war,<br />

gleichfalls am grauen Star leidet."<br />

Immanuel an Karl <strong>Hegel</strong>, Berlin, 21.11.1857 W9<br />

In welchem Naße der jüngere Sohn <strong>Hegel</strong>s zu dieser Zeit<br />

überhaupt die Bewahrung <strong>des</strong> Erbes als Aufgabe ansah,<br />

läßt sich aus vielen Textstellen erschließen, zumal aus<br />

dem Antwortschreiben, in dem er Karls "Hinwendung auf<br />

den Gedächtnistag" - gemeint ist der 14. Tag <strong>des</strong> Nonats<br />

- aufgreift und seinen Standpunkt gegenüber dem Vater<br />

und seiner Philosophie bezieht:<br />

"Das Bild seines Charakters u. seines Geistes lebt in<br />

mir unverwischt fort, u. oft geben sich Anknüpfungsgedanken,<br />

welche mich daran erinnern, wieviel ich ihm in<br />

seiner Philosophie verdanke. Allerdings gehört diese<br />

seit vielen Jahren nicht mehr zu den Gegenständen meiner<br />

Beschäftigung, u. das innere Bedürfnis u. die Erfahrungen<br />

<strong>des</strong> Lebens haben mich dazu geführt, in der Religion<br />

Halt, Trost u. die Hoffnung <strong>des</strong> ewigen Lebens zu<br />

suchen, u. wenn die Philosophie auch nicht im entferntesten<br />

die positive Religion verdrängen oder ersetzen<br />

kann, so bleibt sie doch, wie die Wissenschaft überhaupt,<br />

nicht bloß in ihrer Größe und Macht, sondern auch<br />

in ihrer geistigen Notwendigkeit bestehen, u. mögen auch<br />

die Ansprüche der Philosophie auf die Herrschaft im<br />

Leben u. alie geistigen Gebiete sich nicht erfüllt haben<br />

u. mag sie auch <strong>von</strong> der gegenwärtigen Zeitrichtung beiseite<br />

geschoben werden, so wird sie doch letztere überdauern<br />

u. ihr Recht u. ihre Wahrheit für immer behalten."<br />

Auch wenn er betont, "die Ansprüche der Philosophie auf<br />

die Herrschaft im Leben u. alle geistigen Gebiete" hätten<br />

sich zwar nicht erfüllt und seien "<strong>von</strong> der gegenwärtigen<br />

Zeitrichtung beiseitegeschoben", so werde sie<br />

"doch letztere überdauern u. ihr Recht u. ihre Wahrheit<br />

für immer behalten", hat er die Rangfolge bestimmt.<br />

169. nach Wil 11 Ferdinand Becker und Dieter Henrich: Fragen und<br />

Quellen <strong>zur</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>von</strong> <strong>Hegel</strong>s Nachlaß. 11. Willi Becker: <strong>Hegel</strong>s<br />

hinterlassene Schriften im Briefwechsel seines Sohnes Immanuel, p.<br />

607 (dort irrtümlich auf den 21.3.1857 datiert), und nach dem<br />

Original dieses Briefes, das sich im Besitz <strong>von</strong> Herrn Dietrich <strong>von</strong><br />

<strong>Hegel</strong>, Bonn, befindet.<br />

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