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Dokumente zur Geschichte des Nachlasses von G.W.F. Hegel 'Zwei ...

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<strong>des</strong>selben sich versammelten, um ihm das letzte traurjge<br />

Geleit zu geben. Im Laufe <strong>des</strong> Winters schon kränkelnd,<br />

war er <strong>von</strong> Aerzten und Freunden beständig auf das Frühjahr<br />

vertröstet worden; er selbst klagte oft über das<br />

scheinbar veränderte Klima, in welchem ein Winter dem<br />

andern, ohne daß ein Sommer dazwischen liege, die Hand<br />

reiche; endlich kam das Frühjahr, und der erste Früh­<br />

Jingstag zog ihm einen Schlagfluß zu, der ihm bis zu<br />

seinem Ableben nur noch wenige lichte Momente <strong>des</strong> Bewußtseins<br />

ließ. Mit kräftigen Zügen hat heute Marheineke<br />

am Grab <strong>des</strong> Entschlafenen, das sich in der Nähe <strong>von</strong><br />

<strong>Hegel</strong>s, Fiehtes und Sol gers Gräbern befindet, den Dahingegangenen<br />

als Gelehrten, als Freund und als Menschen<br />

geschildert. Dem Todten lassen jetzt auch die, welche,<br />

so lange er lebte und wirkte, nur für seine Schwächen<br />

Augen hatten, volle Gerechtigkeit widerfahren. Es war<br />

heute, da der unendliche Zug <strong>von</strong> Studirenden, Professoren,<br />

hohen und niedern Beamten, Kaufleuten und andern<br />

Bürgern durch die lange Friedrichstraße sich bewegte,<br />

als ob die ganze Stadt den Verlust empfände, der allerdings<br />

sehr viele Kreise derselben betroffen hat. Studirende<br />

trugen den Sarg und senkten ihn unter ergreifenden<br />

Gesängen in die Gruft. Möge ihm die Erde leicht seyn!"<br />

Heinrich Gustav Hotho an Karl August Varnhagen <strong>von</strong><br />

Ense(?), Berlin, 10.5.1839 239<br />

"Hochwohlgeborener Herr!<br />

Es ist mir in diesen Tagen leider durchaus ohnmöglich,<br />

die passende Stunde zu finden, um mich Ihnen persönlich<br />

vorzustellen. Vergönnen Sie mir, <strong>des</strong>halb mich schriftlich<br />

in einer Angelegenheit an Sie zu wenden, die Ihrer<br />

f reundschs.ftl ichen Thei Inahme so nahe am Herzen I legen<br />

wird als mir.<br />

Nachdem ich gestern auf den Wunsch der Familie die wissenschaftlichen<br />

Papiere unseres beweinten Freun<strong>des</strong> <strong>von</strong><br />

denen gesondert habe. welche nur persönliche Verhältnisse<br />

betreffen, u zunächst zu näherer Durchsicht der<br />

Mutter übergeben sind, bleibt, so scheint mir, die<br />

nächste Pflicht zu entscheiden, was mit dem litterarischen<br />

Nachlaß geschehen soll. Die Masse <strong>des</strong> zum Druck<br />

ausgearbeiteten beschränkt sich auf eine kleine Anzahl<br />

<strong>von</strong> Vorlesungen über neuere <strong>Geschichte</strong>, welche Sie<br />

wenigstens theilweise kennen werden. Im Uebrigen machen<br />

die Vorlesungen über Pandekten u Institutionen, Naturrecht,<br />

Staats-Recht, Völkerrecht, Criminal-Recht, Philosophie<br />

der <strong>Geschichte</strong> u. neueste <strong>Geschichte</strong> das Wichtigste<br />

aus. Kleinere Arbeiten, Aufsätze aus früherer Zeit,<br />

Recensionen u.s.f. haben sich fast gar nicht gefunden.<br />

Mit Benutzung nachgeschriebener Hefte halte ich diese<br />

239. in der 'Sammlung Varnhagen' der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek,<br />

z.Z. in der Biblioteka Jagiellonska in Krakau<br />

Daß Karl August Varnhagen <strong>von</strong> Ense der Adressat dieses Briefes <strong>von</strong><br />

Hotho ist, ist eine Vermutung. Die Aufschrift der Mappe, in der<br />

sich dieser und andere Briefe befinden, lautet: "Briefe <strong>von</strong> Hotho<br />

an Varnhagen und Schu I ze ft •<br />

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