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Dokumente zur Geschichte des Nachlasses von G.W.F. Hegel 'Zwei ...

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Auf Einhaltung der Ordnung hielt er übrigens mit möglichster<br />

Strenge. Ich erinnere mich, daß 1812 ein Tanzmeister<br />

nach Nbg kam und auch mit <strong>Hegel</strong>s Erlaubnis einen<br />

Cursus am Gymnas eröffnete, zu dem man sich durch Unterschrift<br />

betheiligen konnte. Natürlich subscribirte fast<br />

Alles. Nach kurzer Zeit aber behagte es Einzelnen nicht<br />

mehr, der Tanzmeister selbst, in feiner Kunst gehüllt<br />

und hier noch in gutem Andenken, war übrigens selbstverständlich<br />

ein geckenhafter Kastenfuß, die langweiligen<br />

Anstandsübungen. das Stehen in eigener Brellen[?], um<br />

den Fuß ans Auswärtsstehen zu gewöhnen, u. dglr wollte<br />

nicht behagen, ein besonderer Unterricht, den er in<br />

anderem Locale gab, nicht im Auditorium, war offenbar<br />

angenehmer, kurz es bildete sich in einzelnen Schülern<br />

der Plan, sich wieder loszusagen. Allein das ging nicht,<br />

ohne <strong>Hegel</strong>s Erlaubnis einzuholen. Ich und noch einer,<br />

ein noch Lebender unternahmen es unsere Beschwerden<br />

vorzutragen. Aber wie wurden wir angelassen! Kaum weiß<br />

ich noch wie wir die Treppe hinabkamen. Offenbar wollte<br />

er das dem Manne garantirte Einkommen nicht geschmälert<br />

sehen, und kurz, wir mußten tanzen d.h. Verbeugungen<br />

machen und im Brell[1] stehen, bis der Sommer zu Ende<br />

war. Dann hörte die Sache <strong>von</strong> selbst auf.<br />

Obgleich er im oberen Stock <strong>des</strong> Gymnasialgebäu<strong>des</strong> wohnte,<br />

kam er doch nie in die Cfassen, die im Erdgeschoß<br />

waren, ohne den Hut. Nie früher als mit dem Viertelschlag,<br />

dann aber pünktlich. Er stieg auf den Catheder<br />

stellte den Hut neben sich, ein Heft, in das er <strong>von</strong> Zeit<br />

zu Zeit blickte, und die Dose, in der er mehr noch mit<br />

den Fingern rührte als schnupfte, vor sich, und fing<br />

dann gewöhnlich mit einer an den letzten § erinnernden<br />

Frage an. Er fragte jederzeit der Reihe nach, nicht<br />

<strong>des</strong>ultorisch. Daß 12, 13, 14 jährige Knaben - ich war<br />

z.B. eben 12 vorbei als ich in das Gymnasium eintrat<br />

(aus dem Progymnasium heraus) die Terminologie, durch<br />

schwäbischen Dialekt, noch unverständlicher, fassen und<br />

begreifen konnten, war nicht zu erwarten. So sehr ich<br />

wünschte, daß die Oberclasse eine philosophische Propädeutik<br />

[ .•. Jden möchte, so kann ich doch nicht begreifen,<br />

wie man sie damals auf die Unterklasse (etwa Tertia<br />

oder Untersekunda) ausdehnen konnte. Doch gewöhnte man<br />

sich allmählich an die Form, und an die Philosophische<br />

Encyklopädie, die ich zwei Jahre lang in der Oberklasse<br />

- weil ich wegen meiner Jugend nicht abgehen durfte - zu<br />

hören das Glück hatte, denke ich noch jetzt mit Vergnügen<br />

und bewahre noch die Hefte, die allmählig auch<br />

geordneter und zusammenhängender wurden. Leider ist mir<br />

das eine Heft der Encyclopädie, das ich schon vor vielen<br />

Jahren weggeliehen habe, nicht mehr zu haben, das andere<br />

besitze ich noch.<br />

Als 1844 Rosenkranz seine Biographie herausgab, ergriff<br />

ich sie mit großer Begier, fand mich aber keineswegs,<br />

namentlich über seinen hiesigen Aufenthalt, befriedigt.<br />

Ich schrieb <strong>des</strong>halb eine in der Form eines Sendschreibens<br />

abgefasste Berichtigung, die ich in den hiesigen<br />

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