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Dokumente zur Geschichte des Nachlasses von G.W.F. Hegel 'Zwei ...

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über <strong>Hegel</strong>. Er giebt sich das Ansehen, als habe er mit<br />

dem Gymnasium, mit <strong>Hegel</strong> selbst, in näherem Verkehr<br />

gestanden, und nichts ist weniger wahr. Möglich daß sich<br />

der alte Mann jetzt einbildet, oder daß seine Schüler<br />

und Anhänger es ihm einreden. So sehr Schubert und <strong>Hegel</strong><br />

im Leben auseinander gingen, so nahe haben sich ihre<br />

Schüler an einander geschlossen. Wenigstens ist das bei<br />

uns so. Die glückliche Richtung, welche bei Schuberts<br />

Freunden in Nürnberg - lauter Leute im Sinne Jung-Stillings<br />

- vorherrschte, ist auch <strong>von</strong> den noch lebenden<br />

Schwägern und Schwägerinnen <strong>Hegel</strong>s in einem hohen Grade<br />

adaptirt worden. Der eine <strong>von</strong> ihnen, jetzt Ober Appell<br />

Rath und so viel ich weiß Schwager Tholucks gehört der<br />

äußersten altlutherischen Partei an, eben so eine Schwester<br />

mit ihren Töchtern. Da mag es denn wohl kommen, daß<br />

Vater Schubert sogar bona fide über sein Verhältnis zu<br />

<strong>Hegel</strong> Dinge niederschreibt, die weder sind noch seyn<br />

konnten. Schuberts Buch, in vieler Hinsicht anziehend,<br />

hat uns durch seine Mittheilungen über seine ehemaligen<br />

Schüler, wozu er sich den Stoff <strong>von</strong> hier schicken ließ,<br />

sehr heiter afficirt. Wahrscheinlich mag es in andern<br />

Partien sich auch so verhalten.<br />

Genehmigen Sie schließlich meinen verbindlichsten Dank<br />

und schenken Sie Ihre fernere Gewogenheit dem der sich<br />

mit ausgezeichneter Hochachtung nennt<br />

Nürnberg<br />

den 28 Januar<br />

1858.<br />

Ihren<br />

ganz ergebensten<br />

Dr. Lochner<br />

qu. Studienrektor."<br />

Immanuel <strong>Hegel</strong> an Karl <strong>Hegel</strong>, Berlin, 9.3.1858 li2<br />

Wie tief verletzt er [sc. lmmanuel <strong>Hegel</strong>] sich andererseits<br />

fühlt, wenn die Substanz <strong>des</strong> HegeJschen Schaffens<br />

angerührt wird, verdeutlicht die bissige Stellungnahme<br />

zu Hayms Buch '<strong>Hegel</strong> und seine Zeit':<br />

"Du wirst vermuthlich auch <strong>von</strong> Rosenkranz seine Schrift<br />

<strong>zur</strong> Vertheidigung <strong>des</strong> Vaters gegen Hayms Beurtheilung<br />

<strong>des</strong>selben zugesandt bekommen haben; sie ist leicht geschrieben,<br />

u. könnte dem Haym sowohl in seiner unübertrefflichen<br />

Bosheit, als in seiner Charakteristik schärfer<br />

u gründlicher zu Leibe gehen; sie ist aber doch<br />

wohlthuend als ein gemüthlicher Ausdruck seiner treuen<br />

Gesinnung, welcher es Bedürfnis war, sich ohne langen<br />

Aufenthalt über die gallische u spitzfindige Bosheit<br />

entrüstet auszusprechen. Ich habe nach dem ersten flüchtigen<br />

Überblick das Buch inzwischen recht gründlich<br />

durchgelesen u. bin auch erstaunt gewesen über das<br />

durchgehende Bestreben, den Charakter <strong>des</strong> Vaters überall<br />

in dem unsinnigsten u. zweifelhaftesten Licht erscheinen<br />

172. nach Willi Ferdinand Becker und Dieter Henrich: Fragen und<br />

Quellen <strong>zur</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>von</strong> <strong>Hegel</strong>s Nachlaß. 11. Willi Becker: <strong>Hegel</strong>s<br />

hinterlassene Schriften im Briefwechsel seines Sohnes Immanuel, p.<br />

608, und nach dem Original dieses Briefes, das sich im Besitz <strong>von</strong><br />

Herrn Dietrich <strong>von</strong> <strong>Hegel</strong>, Bonn, befindet.<br />

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