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journal of european integration history revue d'histoire de l ...

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Introductory note – Introduction – Einführung<br />

Deutschlands h<strong>of</strong>fnungslos zerstritten hätte, so daß sich die Gefahr abzeichnete,<br />

daß im Südosten und im Herzen Europas ein Vakuum entstand, das alle Versuche<br />

eines Wie<strong>de</strong>raufbaus <strong>de</strong>r europäischen Wirtschaft und einer gesellschaftlich-politischen<br />

Stabilisierung infrage stellte? Hätten die Zeitgenossen auf das bis heute ehrgeizigste<br />

Projekt einer europäischen Integration – die Europäische Verteidigungsgemeinschaft<br />

(EVG) als Rahmen für eine Bewaffnung West<strong>de</strong>utschlands –<br />

verfallen können, wenn nicht <strong>de</strong>r Koreakrieg ausgebrochen wäre, <strong>de</strong>r in in <strong>de</strong>r<br />

Alten Welt die Furcht vor einem analogen kommunistischen Angriff auf das freie<br />

Europa auslöste? Lieferte nicht die militärische Integration innerhalb <strong>de</strong>r NATO die<br />

Antwort auf <strong>de</strong>rartige Befürchtungen? Betrachtete, wie V. Zubok in seinem Beitrag<br />

zeigt, die UdSSR nicht zuletzt die europäische Integration als kapitalistische Verschwörung,<br />

welche die USA im Kalten Krieg als Mittel einsetzte, um die Stellung<br />

<strong>de</strong>r UdSSR in Osteuropa zu unterminieren?<br />

An<strong>de</strong>rerseits muß man fragen, ob das Abflauen <strong>de</strong>s Kalten Krieges, <strong>de</strong>r Beginn<br />

<strong>de</strong>r Entspannung nach <strong>de</strong>m To<strong>de</strong> Stalins im März 1953, nicht <strong>de</strong>n europäischen<br />

Einigungswillen gelähmt hat. Gab Churchill <strong>de</strong>n Entspannungsbemühungen<br />

gegenüber <strong>de</strong>n europäischen Einigungsversuchen nicht einen klaren Vorzug, wie K.<br />

Larres in diesem Heft nachweist? Versetzte nicht die Entspannung, wie P. Guillen<br />

zu verstehen gibt, <strong>de</strong>r EVG in <strong>de</strong>n Augen all <strong>de</strong>r französischen Parlamentarier <strong>de</strong>n<br />

To<strong>de</strong>sstoß, die dann im August 1954 gegen dieses Vertragswerk stimmten und es so<br />

zum Scheitern brachten? In<strong>de</strong>ssen, diesem Rückschlag folgte ein Neuaufbruch,<br />

und die Frage liegt nahe, ob <strong>de</strong>r sowjetische Druck, <strong>de</strong>r weiter auf Europa lastete<br />

und sich beson<strong>de</strong>rs während <strong>de</strong>r Ungarn-/Suezkrise im Oktober 1956 bemerkbar<br />

machte, nicht ein wichtiges Argument zugunsten dieses Neuanfanges geliefert hat.<br />

Hat nicht, so muß man weiter fragen, die zweite Berlin-Krise (1958–1962) <strong>de</strong>n harten<br />

Kern <strong>de</strong>r sechs westeuropäischen Län<strong>de</strong>r (und nicht zuletzte die Bun<strong>de</strong>srepublik),<br />

die sich zum gemeinsamen Markt zusammengeschlossen hatten, veranlaßt,<br />

dieses Experiment eines supranationalen Zusammenschlusses unbeirrt fortzuzsetzen,<br />

obwohl an ihm nur eine Min<strong>de</strong>rheit <strong>de</strong>r Staaten <strong>de</strong>s freien Europa teilnahm<br />

und insbeson<strong>de</strong>re Großbritannien ihm zunächst fernblieb? Vor allem aber: Waren<br />

es nicht <strong>de</strong>r Kalte Krieg und das sich aus ihm ergeben<strong>de</strong> – letztlich militärische –<br />

Ziel, <strong>de</strong>n Westen durch einen Zusammenschluß <strong>de</strong>r Kräfte zu stärken, was <strong>de</strong>n<br />

USA die eigentliche Rechtfertigung für <strong>de</strong>ren Unterstützung aller westeuropäischen<br />

Einigungsversuche lieferte, die über eine bloße Regierungszusammenarbeit<br />

hinausgingen?<br />

Alle diese Fragen sind mit Ja zu beantworten, und doch ist all dies noch nicht die<br />

ganze Wahrheit. Es gab Wen<strong>de</strong>punkte in <strong>de</strong>r Geschichte <strong>de</strong>r europäischen Integration,<br />

die mit <strong>de</strong>m Kalten Krieg in keinem unmittelbaren Zusammenhang stan<strong>de</strong>n. Als<br />

wichtigstes Beispiel ist hier <strong>de</strong>r Schumanplan zu nennen, <strong>de</strong>r im Mai 1950 bekannt<br />

gegeben wur<strong>de</strong> – das heißt zu einem Zeitpunkt, zu <strong>de</strong>m im Kalten Krieg eine gewisse<br />

Ruhepause eingetreten war, nach<strong>de</strong>m im Jahre 1949 in Mitteleuropa durch die Gründung<br />

zweier <strong>de</strong>utscher Staaten eine gewisse Stabilisierung eingesetzt hatte, einem<br />

Zeitpunkt an<strong>de</strong>rerseits, zu <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Koreakrieg noch nicht ausgebrochen war. Das<br />

Gleiche läßt sich für <strong>de</strong>n Gründungsakt <strong>de</strong>s Gemeinsamen Marktes, die Unterzeichnung<br />

<strong>de</strong>r Römischen Verträge im März 1957, sagen – ein Ereignis, das gleichfalls in

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