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journal of european integration history revue d'histoire de l ...

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Introductory note – Introduction – Einführung 11<br />

eine Perio<strong>de</strong> relativer Ruhe in <strong>de</strong>n Ost-Westbeziehungen fiel. Anstelle <strong>de</strong>s Kalten<br />

Krieges muß man in diesen Fällen an<strong>de</strong>re Faktoren – so <strong>de</strong>n Wunsch nach einer französisch-<strong>de</strong>utschen<br />

Aussöhnung und wirtschaftliche Interessen – nennen, welche die<br />

europäischen Einigungsbemühungen intensiviert haben.<br />

Ein weiterer min<strong>de</strong>stens ebenso wichtiger Faktor gehört in <strong>de</strong>n Zusammenhang<br />

nicht vom Kalten Krieg beeinflußter europäischer Integrationsinitiativen: die<br />

Unterstützung dieser Impulse durch die USA und <strong>de</strong>ren Motivation. Dies ist ein<br />

Zusammenhang gewesen, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r zeitgenössischen Öffentlichkeit noch kaum<br />

bekannt gewesen und erst durch die historische Forschungs ans Tageslicht geför<strong>de</strong>rt<br />

wor<strong>de</strong>n ist. Wie wir heute wissen, leitete sich die amerikanische Rücken<strong>de</strong>kkung<br />

für die europäischen Integrationsbemühungen nicht nur aus <strong>de</strong>m Willen ab,<br />

die gegebene sowjetischen Gefahr einzudämmen, son<strong>de</strong>rn auch aus <strong>de</strong>m Wunsch,<br />

potentielle Gefahren abzuwen<strong>de</strong>n, die das westliche o<strong>de</strong>r ein geeintes Deutschland<br />

für Europa heraufbeschwören konnte. Schließlich waren seit <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Zweiten<br />

Weltkrieges, als die USA Truppen nach Europa geschickt hatten, um die Herrschaft<br />

Hitler<strong>de</strong>utschlands über <strong>de</strong>n europäischen Kontinent zu brechen, erst wenige<br />

Jahre vergangen. Man spricht <strong>de</strong>shalb in <strong>de</strong>r neueren wissenschaftlichen Literatur<br />

von einer „doppelten Eindämmung“ – <strong>de</strong>r Eindämmung <strong>de</strong>r UdSSR und Deutschlands<br />

– als Hauptmotiv, auf <strong>de</strong>m nicht nur die amerikanische, son<strong>de</strong>rn auch die<br />

französische und die (freilich mit Vorbehalten versehene) britische För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r<br />

Integration <strong>de</strong>s westeuropäischen Kontinents beruht hat; betrachtete <strong>de</strong>r ganze<br />

Westen doch ein integriertes Europa als das sicherste Mittel, um Deutschland an<br />

<strong>de</strong>n Westen „anzuschirren“ und seine Neutralisierung o<strong>de</strong>r gar seinen Übergang in<br />

das sowjetische Lager zu verhin<strong>de</strong>rn.<br />

Die europäische Einigung bedurfte <strong>de</strong>r Zustimmung <strong>de</strong>r Regierungen und <strong>de</strong>r<br />

Völker <strong>de</strong>r Partnerlän<strong>de</strong>r. Vom Zweiten Weltkrieg her verständliche Vergeltungswünsche<br />

und nationales Prestigestreben mußten zurücktreten, wollte man <strong>de</strong>n<br />

Bo<strong>de</strong>n für die Bereitschaft zur Zusammenarbeit und zu Souveränitätsverzichten<br />

psychologisch vorbereiten. In diesem Sinne bezeichnet R. Pruessen als Leitmotiv<br />

<strong>de</strong>r amerikanischen Europapolitik das Ziel einer „dreifachen“ Eindämmung – <strong>de</strong>r<br />

Eindämmung <strong>de</strong>r UdSSR und Deutschlands sowie <strong>de</strong>r Eindämmung chauvinistischer<br />

Ten<strong>de</strong>nzen in <strong>de</strong>n einzelnen europäischen Län<strong>de</strong>rn, die <strong>de</strong>n Frie<strong>de</strong>n in Europa<br />

„von innen her“ gefähr<strong>de</strong>ten, wie Dulles dies einmal ausgedrückt hat. Auch hier<br />

wirkte wie<strong>de</strong>r die Erinnerung an zwei aus innereuropäischen Konflikten hervorgegangene<br />

Weltkriege und an die zwei dadurch veranlaßten amerikanischen Interventionen<br />

in Europa nach. Nicht noch einmal wollten die USA in Konflikte hineingezogen<br />

wer<strong>de</strong>n, die in primär europäischen Rivalitäten wurzelten. Aus diesem<br />

Grun<strong>de</strong> wur<strong>de</strong> die Aussöhnung zwischen <strong>de</strong>n historischen Fein<strong>de</strong>n Frankreich und<br />

Deutschland das vielleicht vornehmste Anliegen <strong>de</strong>r amerikanischen Europapolitik.<br />

Eine europäische Integration, die bei gemeinsamen wirtschaftlichen Interessen <strong>de</strong>r<br />

Partnerlän<strong>de</strong>r ansetzte, bot das aussichtsvollste Verfahren, mit <strong>de</strong>m dieses Ziel<br />

erreicht wer<strong>de</strong>n konnte, das aus amerikanischer Sicht durchaus einen vom Kalten<br />

Kriege unabhängigen Selbstzweck verkörperte.<br />

Der Kalte Krieg ist mithin nicht <strong>de</strong>r einzige Grund für die europäischen Einigungsbemühungen<br />

gewesen, gleichgültig welches Verfahren von Fall zu Fall und

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