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SMS Siemag AG - Alu-web.de

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esearcH<br />

Filiformkorrosion und dauerschwingfestigkeit<br />

von aluminiumwerkstoffen<br />

dipl.-ing. wolfgang Thate, institut für Korrosionsschutz dres<strong>de</strong>n GmbH<br />

einleitung und aufgabenstellung<br />

Bei schwingend beanspruchten Bauteilen<br />

kommt <strong>de</strong>r Bauteiloberfläche eine wichtige<br />

Be<strong>de</strong>utung zu, weil sich Ermüdungsrisse<br />

normalerweise in <strong>de</strong>r Oberfläche an Kerben,<br />

Poren, Ermüdungsleitstufen o<strong>de</strong>r Einschlüssen<br />

bil<strong>de</strong>n. Aus diesem Grund gewinnen die<br />

verschie<strong>de</strong>nen Verfahren <strong>de</strong>r Oberflächenbehandlung<br />

bei allen metallischen Werkstoffgruppen<br />

zunehmend an Be<strong>de</strong>utung. Bei <strong>de</strong>r<br />

Anwendung von <strong>Alu</strong>minium wer<strong>de</strong>n für <strong>de</strong>korative<br />

Zwecke und zum Korrosionsschutz<br />

organische Beschichtungen aufgebracht. Unter<br />

diesen Beschichtungen wird unter an<strong>de</strong>rem<br />

im Bauwesen in zunehmen<strong>de</strong>m Maße eine<br />

fa<strong>de</strong>nförmig voranschreiten<strong>de</strong> Filiformkorrosion<br />

beobachtet, wie sie zum Beispiel in <strong>de</strong>r<br />

Flugzeugindustrie schon vorher bekannt war.<br />

Die Tiefe <strong>de</strong>s Korrosionsangriffs wur<strong>de</strong> bisher<br />

als so gering angenommen (max. 15 µm), dass<br />

nur die Haftungsschä<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Beschichtung<br />

als relevant angesehen wur<strong>de</strong>n, während ein<br />

Einfluss auf die mechanischen Eigenschaften<br />

negiert wur<strong>de</strong>. Das kann bezüglich <strong>de</strong>r Festigkeitswerte<br />

aus <strong>de</strong>m Zugversuch zutreffen,<br />

jedoch wur<strong>de</strong>n bisher keine Einflüsse <strong>de</strong>r Filiformkorrosion<br />

auf das Dauerschwingverhalten<br />

von <strong>Alu</strong>miniumwerkstoffen zielgerichtet<br />

untersucht. Die Wichtigkeit solcher Untersuchungen<br />

wird durch <strong>de</strong>n erweiterten Einsatz<br />

von <strong>Alu</strong>miniumlegierungen im Fahrzeugbau<br />

hinsichtlich Gewichteinsparung unterstützt.<br />

Ziel <strong>de</strong>r durchgeführten Untersuchungen<br />

war <strong>de</strong>r Nachweis, dass die unter Beschichtungen<br />

auftreten<strong>de</strong> Filiformkorrosion Einfluss<br />

auf die Dauerschwingeigenschaften von verschie<strong>de</strong>nen<br />

<strong>Alu</strong>miniumwerkstoffen besitzt.<br />

Dabei sollte <strong>de</strong>r Einfluss <strong>de</strong>r chemischen Zusammensetzung<br />

und <strong>de</strong>s Gefügezustan<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r<br />

<strong>Alu</strong>miniumwerkstoffe in Abhängigkeit von<br />

<strong>de</strong>r Walzverformungsrichtung auf die Größe<br />

<strong>de</strong>r Dauerfestigkeitsmin<strong>de</strong>rung dargestellt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Untersuchte werkstoffe<br />

In die Untersuchungen wur<strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong> <strong>Alu</strong>minium-Werkstoffe<br />

(Blech, Dicke: 3 mm) einbezogen:<br />

• EN AW-1050 EN AW-Al99,5 AH24<br />

• EN AW-9754 EN AW-AlMg3 H22<br />

• EN AW-6082 EN AW-AlSi1MgMn T4<br />

• EN AW-2017 EN AW-AlCu4MgSi T6<br />

• EN AW-7020 EN AW-AlZn4,5Mg1,<br />

wobei es sich bei <strong>de</strong>n letzteren drei Werkstoffen<br />

um aushärten<strong>de</strong> Legierungen han<strong>de</strong>lt.<br />

Die chemische Zusammensetzung <strong>de</strong>r Untersuchungswerkstoffe<br />

und die mechanischen<br />

Eigenschaften für die Blechwerkstoffe wiesen<br />

im Vergleich zu <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n Normvorgaben<br />

nach EN 573-3 und EN 485-2 keine<br />

Abweichungen auf.<br />

Herstellung <strong>de</strong>r schwingproben<br />

Die für die Dauerfestigkeitsuntersuchungen<br />

verwen<strong>de</strong>ten Biegeflachproben wur<strong>de</strong>n so<br />

ausgeführt, dass die Belastung beim Schwingversuch<br />

sowohl quer als auch längs zur Verformungsrichtung<br />

(Walzrichtung) lag.<br />

Oberflächenvorbereitung: Vor <strong>de</strong>m Beschichten<br />

wur<strong>de</strong>n die Probenoberflächen einer<br />

Zirkon-Fluorid-Polymer-Behandlung mit<br />

folgen<strong>de</strong>n Parametern unterzogen:<br />

• alkalisches Entfetten mit P3 almeco 20:<br />

30 g/l, 60 °C, 10 min<br />

• Spülen mit Trinkwasser<br />

• Beizen mit P3 almeco 40/NaOH: 15 g/l P3<br />

almeco 40, 50 g/l NaOH, RT, 2 min<br />

• Spülen mit Leitungswasser<br />

• Dekapieren mit HNO 3 : 15%, RT, 2 min<br />

• Spülen mit Trinkwasser<br />

• Spülen VE-Wasser<br />

• Zirkon-Fluorid-Polymer-Behandlung mit<br />

Alodine 4830/31: 15 ml/l Alodine 4830,<br />

12,5 ml/l Alodine 4831, 40 °C, 1 min<br />

• Abblasen mit sauberer Druckluft.<br />

Bei <strong>de</strong>r Zn-haltigen Legierung betrug die Beizdauer<br />

abweichend 1,5 min. Die Cu-haltige<br />

Legierung wur<strong>de</strong> 1 min gebeizt, das anschließen<strong>de</strong><br />

Dekapieren erfolgte bei RT über 10<br />

min in 30%-iger HNO 3 mit Zusatz von einer<br />

geringen Menge NaNO 2 .<br />

Beschichtung: Als Beschichtungssystem<br />

wur<strong>de</strong> ein acrylatmodifizierter 2K-PUR-Klarlack<br />

angewen<strong>de</strong>t. Mit <strong>de</strong>m Klarlack kann die<br />

laterale Ausbreitung <strong>de</strong>r Filiformkorrosion<br />

sehr gut beobachtet wer<strong>de</strong>n. Die Applikation<br />

erfolgte durch pneumatisches Spritzen von<br />

drei Schichten. Die Zielgesamtschichtdicke<br />

betrug 180 µm. Beschichtet wur<strong>de</strong>n die Probenoberflächen<br />

im Bereich <strong>de</strong>s Prüfradius,<br />

sodass die Spannflächen unbeschichtet blieben.<br />

Für die Herstellung <strong>de</strong>r Ritzproben (quer<br />

und längs zur Walzrichtung) ohne mögliche<br />

Beeinflussung <strong>de</strong>s Substratwerkstoffes wur<strong>de</strong><br />

vor <strong>de</strong>m Beschichten ein Klebestreifen (1 mm<br />

breit) aufgeklebt und nach <strong>de</strong>m Beschichten<br />

entfernt.<br />

Korrosionsbeanspruchung: Die mit einem<br />

Ritz versehenen Proben wur<strong>de</strong>n nach Aushärtung<br />

<strong>de</strong>r Beschichtung (ca. 14 d) <strong>de</strong>m Filiformkorrosionstest<br />

nach DIN EN ISO 423-2<br />

unterzogen:<br />

• 60 min Lagerung über Salzsäure, RT<br />

• 30 min Lagerung unter Standardbedingungen<br />

nach ISO 3270<br />

• 1.000 h Lagerung in Klimakammer bei<br />

40 °C und 82% relativer Luftfeuchte.<br />

auswertung <strong>de</strong>r Korrosionsbelastung<br />

am ritz<br />

Visuelle Auswertung: Das typische Erscheinungsbild<br />

<strong>de</strong>r Filiformkorrosion am Ritz <strong>de</strong>r<br />

Proben in Abhängigkeit vom Werkstoff und<br />

<strong>de</strong>r Ritzlage (L: Ritz längs zur Walzrichtung,<br />

Q: Ritz quer zur Walzrichtung) nach <strong>de</strong>r Belastung<br />

zeigt, dass im Gegensatz zu <strong>de</strong>n Q-<br />

Proben mit filigraner lateraler Ausbildung <strong>de</strong>r<br />

Fä<strong>de</strong>n in Walzrichtung bei <strong>de</strong>n L-Proben <strong>de</strong>r<br />

Korrosionsbeginn am Ritz und die laterale<br />

Aus<strong>de</strong>hnung flächiger erfolgen. Außer<strong>de</strong>m<br />

verän<strong>de</strong>rt sich bei <strong>de</strong>n L-Proben die Ausbreitungsrichtung.<br />

Der beginnen<strong>de</strong>n Ausrichtung<br />

senkrecht zum Ritz folgt eine Än<strong>de</strong>rung bis<br />

hin zur parallelen Ausrichtung zum Ritz und<br />

<strong>de</strong>r Verformungsrichtung.<br />

Die visuelle Auswertung über das Ausmaß<br />

<strong>de</strong>r Filiformkorrosion nach DIN EN 3665<br />

ergab, dass die laterale Ausbreitung <strong>de</strong>r Filiformkorrosion<br />

bei <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n nichtaushärten<strong>de</strong>n<br />

Al-Legierungen sowohl in <strong>de</strong>r Häufigkeit<br />

als auch in <strong>de</strong>r Länge <strong>de</strong>r lateralen Ausbreitung<br />

<strong>de</strong>r Filiformkorrosion signifikant unter<br />

<strong>de</strong>n Werten <strong>de</strong>r aushärtbaren Legierungen<br />

liegen. Insbeson<strong>de</strong>re die Cu- und Zn-haltigen<br />

Legierungen weisen visuell <strong>de</strong>utlich größere<br />

Korrosionserscheinungen auf.<br />

Metallographische Untersuchungen: Durch<br />

metallographische Untersuchungen wur<strong>de</strong>n<br />

die Korrosionsangriffstiefen sowie die Erscheinungsform<br />

<strong>de</strong>r Korrosion in Abhängigkeit<br />

vom <strong>Alu</strong>miniumwerkstoff ausgewertet.<br />

Die Ergebnisse zeigen, dass Scha<strong>de</strong>nsart und<br />

Scha<strong>de</strong>nstiefe nach Durchführung <strong>de</strong>r Korrosionsbeanspruchung<br />

zum Nachweis von Filiformkorrosion<br />

an Al-Werkstoffen entspre-<br />

64 ALUMINIUM · 5/2013

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