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Almanah 2015

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almanah<br />

len lassen wollen, erzählt uns der syrische<br />

Künstler. Die Frauen wissen, dass sie im<br />

Falle einer Scheidung in Europa nicht auf<br />

der Straße landen und man ihnen auch die<br />

Kinder zuspricht, so Shierhan. Mustafa M.<br />

sieht das Problem in der westlichen Moral<br />

begraben. „In Europa gibt es keine Tradition<br />

der Ehe und Frauen wollen sich nicht<br />

mit ungemütlichen Lebensbedingungen in<br />

der Ehe arrangieren“, ist er noch immer<br />

aufgebracht.<br />

Auch das Justizsystem macht Mustafa<br />

Sorgen, denn dieses sei „immer zugunsten<br />

der Frauen“ ausgelegt. Um seine Aussagen<br />

zu bekräftigen, nennt er das Beispiel<br />

eines Mannes, der nach Syrien zurückgeschickt<br />

wurde, weil er angeblich seine Frau<br />

geschlagen hatte. Das Innenministerium<br />

konnte diese Behauptung nicht bestätigen.<br />

Bemerkte aber: „Straffälligkeit führt zu<br />

einer Beschleunigung des Asylverfahrens.“<br />

Mustafa hat den Glauben an seine Landsfrauen<br />

verloren, denn „wenn sie nicht<br />

mehr in ihrem Heimatland sind, zeigen sie<br />

ihr wahres Gesicht.“<br />

„Du musst sie bezahlen, damit sie<br />

etwas unternehmen.“<br />

In einem ehemaligen Hotel in einer Marktgemeinde<br />

in Oberösterreich leben heute 37<br />

junge, syrische Flüchtlinge. Die Dorfbewohner<br />

machen einen großen Bogen um<br />

die Gäste aus dem kriegsgebeutelten Land.<br />

Kontakt mit Österreichern haben die Syrer<br />

nur, wenn die Betreuerinnen der Diakonie<br />

oder Polizei zu Besuch kommen. Der<br />

Anblick und die Begegnung mit der Polizei<br />

wirkten anfangs befremdlich für die<br />

jungen Männer. Der syrische Kameramann<br />

Ciwan D. kennt nur korrupte Polizisten<br />

aus Syrien. „Wenn du bestohlen wirst und<br />

die Polizei rufst, dann musst du sie erst<br />

bezahlen, damit sie etwas unternehmen“,<br />

so Ciwan. Und jetzt soll er den Männern<br />

in Uniform vertrauen? Leichter gesagt als<br />

getan.<br />

Auch der Kurde Ali hat manchmal<br />

Angst, wenn er mit der Polizei zu tun<br />

hat. Vertrauen zu den österreichischen<br />

Ordnungshütern zu finden fällt allen<br />

Kriegsflüchtlingen schwer. Als einmal Alis<br />

„Die Nachbarn reden<br />

kaum mit uns, wir<br />

können nur warten<br />

und schlafen“<br />

Ali H., 25<br />

12<br />

JAHRBUCH FÜR INTEGRATION

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