Almanah 2015
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almanah<br />
TEXT:<br />
Amar Rajković<br />
F O T O :<br />
Susanne Einzenberger<br />
„Die Rotzpippen wird<br />
es immer geben.“<br />
Der Rapid-Coach und<br />
Freistoßgott Zoran Barišić über<br />
Emotionen am Spielfeldrand,<br />
richtige Typen im Fußball und<br />
warum er anfangs gezwungen<br />
war auf junge Spieler zu setzen.<br />
Am Spieltag oder am Tag nach dem Spiel rede ich mit<br />
dem Spieler nicht. Ansonsten ist meine Tür immer<br />
für alle Fragen der Spieler offen.<br />
Weil du gerade von Emotionen gesprochen hast: Jürgen<br />
Klopp zeigt sie offen am Platz, Trainer der alten Schule<br />
wie Van Gaal lässt sich während des Spiels nichts anmerken.<br />
Was für ein Typ bist du?<br />
Wichtig ist es, die Emotionen zu kontrollieren und<br />
sachlich zu bleiben. Das Fachliche setze ich voraus.<br />
Es gilt eine gewisse Balance zu finden, um auf einer<br />
sachlichen Ebene wertfrei und emotionslos zu coachen.<br />
„Du musst<br />
den Spielern<br />
das Gefühl<br />
geben, den<br />
Weg zum Ziel<br />
zu kennen.“<br />
Wie formt man aus über 20 Spielern eine Einheit?<br />
Es ist wichtig, dass du von einem gut funktionierenden<br />
Trainer- und Betreuerteam umgeben<br />
bist. Das sind diejenigen, mit denen du den gleichen<br />
Weg mit gleichen Zielen gehen solltest. Dann hast<br />
du 25-30 Spieler, die alle einen anderen Charakter<br />
haben, und die zu einem Team zu formen, ist ganz<br />
schwierig.<br />
Wo fängt man an?<br />
Es ist wichtig, Regeln aufzustellen. Und es reicht<br />
nicht, nur ein Ziel vorzugeben. Du musst den Spielern<br />
das Gefühl geben, den Weg zu diesem Ziel zu<br />
kennen. Während dieser Zeit muss ich die Motivation<br />
der Spieler hochhalten, egal ob sie gerade zur<br />
Stammelf gehören oder nicht. Das ist alles andere als<br />
einfach. Aber die Basis für die erfolgreiche Zusammenarbeit<br />
ist vor allem Respekt!<br />
Wann erfährt es ein Spieler von dir, dass er nicht im Kader<br />
für das nächste Match steht?<br />
Viele deiner Spieler sind jung, talentiert und werden nicht<br />
ewig beim SK Rapid bleiben. Wie schaffst du es, immer<br />
wieder die wichtigsten Stützen des Teams zu ersetzen,<br />
ohne dass die Mannschaft in ein Loch hineinfällt?<br />
Genau dieser Gedanke bereitet mir jeden Tag Kopfschmerzen<br />
und sorgt dafür, dass ich Magengeschwüre<br />
bekomme. Einerseits willst du die Spieler<br />
verbessern und freust dich, dass sie so einen Leistungssprung<br />
gemacht haben und eine super Karriere<br />
hinlegen. Auf der anderen Seite musst du dir schon<br />
den Ersatz für sie überlegen.<br />
Stichwort Nachwuchsarbeit. Soll Rapid in der Zukunft<br />
ausschließlich junge Talente formen und teuer verkaufen<br />
oder können sich die Fans des österreichischen Rekordmeisters<br />
auch über sportliche Erfolge freuen?<br />
Unsere Philosophie, junge Spieler von der U13 bis in<br />
die Kampfmannschaft zu führen, zeigt Erfolge. Da<br />
geht es darum, gewisse Fähigkeiten zu vermitteln,<br />
die sowohl früh in der Karriere als auch später in<br />
der Kampfmannschaft wichtig sind: Spielan- ‣<br />
JAHRBUCH FÜR INTEGRATION 43