almanah lage, taktisches Verständnis, Anforderungsprofil für einzelne Positionen. Man darf aber nicht vergessen, dass die bescheidene Wirtschaftslage des Vereins mich beim Amtsantritt gezwungen hat, auf junge, unbekannte Spieler zu setzen. Ist der Erfolg des SK-Rapid eng verbunden mit dem der Nationalmannschaft? Das ist nicht generell der Verdienst von Rapid, sondern ist der guten Fußballausbildung in Österreich „geschuldet“. Es sind Akademien im ganzen Land entstanden, in denen Spieler professionell betreut und entwickelt werden. Oliver Kahn konstatierte kürzlich nach einem CL-Match, die Spieler heutzutage hätten das Kämpfen verlernt. Der ehemalige Weltklasse-Goalie vermisst Typen wie Stefan Effenberg, Mario Basler oder österreichische Pendants wie Peter Stöger oder Didi Kühbauer. Gibt es keine richtigen Kerle mehr im Fußball? Er (Anm.: Oliver Kahn) hat nie eine Mannschaft geführt, er geht keinen Management-Tätigkeiten nach, er ist nur Analytiker und glaubt, gescheit zu sein. Ich sage immer: „Zeiten ändern sich, der Mensch bleibt gleich.“ Also gibt es noch immer die Bad-Boys in der Kabine? Ja, nur können sich die Jungs heutzutage gar nichts mehr erlauben. Zu meinen Zeiten konnte man einfach mal ausbrechen, auf den Putz hauen und keiner hat es erfahren. Heute wirst du auf Schritt und Tritt beobachtet, mit dem Handy beim Biertrinken gefilmt. Die „Schlingel“ und „Rotzpippen“ gibt es noch immer, nur feiern die im Stillen. Nenad Bjelica, Ex-Trainer der FAK Austria, sagte nach seinem Amtsantritt, sein großes Ziel sei Deutschland. Falls Zoki Barišić eines Tages mal Hütteldorf verlassen sollte, welcher Verein würde ihn reizen? Ich bin weit davon entfernt zu sagen, mein Ziel ist nach Deutschland zu wechseln. Wenns kommt, kommts. Wenn nicht, nicht! Als Freistoßspezialist kannst du das am besten beurteilen: Wer kann den Ball am schönsten über die Mauer zirkeln? Für mich ist es ganz klar Miralem Pjanić von der AS Roma. Zoran Barišić Zoki, wie ihn Fans nennen, ist ein Rapid-Urgestein durch und durch. Nach seiner erfolgreichen Karriere als Kicker, trainierte Barisic zuerst die Nachwuchsmannschaften bevor er 2013 ins erste Trainerglied rückte. „Zeiten ändern sich, der Mensch bleibt gleich.“ Zum Flüchtlingsthema: In wieweit ist es Thema in der Rapid-Umkleide? Natürlich diskutieren wir darüber in der Kabine. Solange die Menschen keinen Job, Ausbildung und Perspektive in ihrer Heimat haben, werden sie in ein Land ziehen, wo sie das alles vorfinden können. Und solange diese Probleme in den Herkunftsländern ungelöst sind, werden die Menschen kommen. Was macht der Verein konkret in dieser Causa? Wir laden Flüchtlinge zu unseren Heimspielen ein. Das ist ein wichtiges Zeichen. Hast du Vorbilder unter Trainern? Richtige Vorbilder sind es nicht. Aber mir gefällt die Art und Weise, wie Pep Guardiola spielen lässt. Er hat natürlich die besten Mannschaften zur Verfügung. Mir gefällt Arsene Wengers Arbeit beim FC Arsenal, vor allem, wie er Spieler entwickelt. Das gleiche galt für den zurückgetretenen Alex Ferguson von Manchester United. So lange Zeit trotz enormen Erfolgsdrucks und der Erwartungshaltung erfolgreich zu sein, ist was Besonderes. Hast du noch Kontakt zu deinen Verwandten in Ex-Jugoslawien? Sehr wenig. Mein Vater ist bosnischer Kroate, meine Mutter Serbin. Sie sind seit 1967 zusammen, aber nicht verheiratet. Ich habe den Namen von meinem Vater, das Religionsbekenntnis von meiner Mutter. Meine Familie ist breit verstreut. Unsere Familie ist ein Mischmasch. 44 JAHRBUCH FÜR INTEGRATION
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