CERCLE DIPLOMATIQUE - issue 03/2023

SAVOIR VIVRE AUTUMN & ART
Kunstkosmos Dorotheum
The Dorotheum’s artistic universe
Text & Interview: Rois & Stubenrauch
Franz-Joseph-Saal, Herzstück des
Palais Dorotheum.
Franz-Joseph Hall, the heart of the
Palais Dorotheum.
700 Auktionen jährlich, mehr als 1.400 Quadratmeter Verkaufsfläche.
Das Palais Dorotheum ist Auktionshaus, Kunstausstellung, Verkaufsgalerie,
Juwelier und Kaffeehaus und ein genuin wienerisches Kulturerlebnis.
With 700 auctions annually and over 1,400 square meters of sales space,
the Dorotheum is not just an auction house, but also an art exhibition,
sales gallery, jeweller, and coffeehouse – a truly Viennese cultural experience.
PHOTOS: DOROTHEUM / G. WASSERBAUER, P. BAUER
Das Palais Dorotheum ist eine eigene
Welt. Gefüllt mit Kunstschätzen,
Gemälden, Möbeln, Schmuck
und Preziosen aus allen Epochen. Das riesige,
1910 erbaute Palais in der Wiener Innenstadt
ist ebenso Abbild des aktuellen
Kunstgeschehens wie originäre Wiener Institution
samt Wiener Kaffeehaus. 1707 von
Kaiser Joseph I. als „Versatz- und Fragamt
zu Wien“ ins Leben gerufen, ist das Dorotheum
inzwischen das größte Auktionshaus
für Kunst und angewandte Kunst in Mitteleuropa.
In seiner Entwicklung vom kaiserlichen
Amt zum modernen Auktionshaus
und Juwelier spiegelt die Historie des Dorotheum
auch die Geschichte Österreichs der
letzten 300 Jahre wider – vom Einzug 1787
in das im Zuge der Josephinischen Reformen
aufgelöste Dorotheerkloster über den
Bau des Palais Dorotheum zur Ringstraßenzeit
bis zur Privatisierung zur Jahrtausendwende.
Spiegel der Epochen
Durchschreitet man eines der großen
Eingangstore des riesigen, zwischen Dorotheergasse
und Spiegelgasse gelegenen Palais,
betritt man einen eigenen Kosmos.
Hinter zahllosen großen Schaltern, die
noch ein wenig die lange Vergangenheit
des Dorotheums als Amt ausstrahlen, sitzen
die Expertinnen und Experten des
Hauses, bereit zur Beurteilung und Einschätzung
der Kostbarkeiten, die über das
Dorotheum in neue Hände gelangen sollen.
In den weitläufigen, über mehrere
Stockwerke verteilten Schau- und Verkaufsräumen
der Dorotheum Galerie mit
ihrem breiten Spektrum an Kunst, Antiquitäten,
Porzellan und Möbeln, verdichten
sich die Jahrhunderte. „Das Dorotheum ist
natürlich auch ein Spiegel Wiens der verschiedensten
Epochen. Diese Kunstgegenstände
sind ja fast alle schon einmal in der
Wiener oder österreichischen Gesellschaft
in Verwendung gewesen“, so Karin Saey,
Leiterin des Bereichs Handel im Dorotheum.
Hier erzählen alle Kunstobjekte ihre
eigene Geschichte: Das Portrait einer noblen
Dame der italienischen Renaissance in
der Galerie der Alten Meister, deren Name
über die Jahrhunderte verloren gegangen
ist, ebenso wie die zahlreichen Artefakte
im Jugendstil-Saal, die vielleicht einmal in
einem der vielen Innenstadtpaläste der
Stadt gestanden sind. Das 20. Jahrhundert
entfaltet sich dann im Glashof im Erdgeschoss
mit seiner schönen, an historische
Einkaufspassagen erinnernden Glasdecke.
„Unser Glashof ist ganz der Moderne gewidmet“,
führt Karin Saey aus. „Hier geht
es um Design und Möbel aus dieser Epoche,
um Glas und Porzellan. Man findet
tolle Sammlerstücke, etwa wunderschöne
Gallé-Vasen aber auch Mid-Century-Raritäten
– der Glashof ist in vielerlei Hinsicht
sehr bunt.“ Gleichzeitig ist das Dorotheum
auch größter Juwelier Österreichs, wie Saey
betont. Neben den vielen Vintage-
Schmuckstücken, die über Dorotheum Juwelier
oder die Auktionen des Hauses in
neue Hände gelangen, präsentiert Dorotheum
Juwelier im 2. Stock des Palais auch
seine exklusiv gefertigten Kollektionen.
Aktuelle Schmucklinien wie „Mon Palais“
oder „Wiener Moderne Forever“ überfüh-
Palais Dorotheum: Viel Gegenwartskunst
im neobarocken Stiegenhaus.
Palais Dorotheum: A lot of contemporary
art in the neo-baroque staircase.
„La Coda del Diavolo“, Fausto Zonaro:
Ein Highlight der Herbstauktionen.
“La Coda del Diavolo“, Fausto Zonaro:
a highlight of the autumn auctions.
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