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Vorwort<br />
Drei Meter in Rot. <strong>Die</strong> Neue Mozart-Ausgabe<br />
macht Eindruck. 130 rote Leinenbände werden<br />
es sein, wenn sie pünktlich zum Mozart-<br />
Jahr 2006 ihren Abschluss erreicht hat.<br />
Was die NMA zu einer Größe in der Musikwelt<br />
macht, ist ihre editorische Qualität, die<br />
sie mit ihren oft kopierten Maßstäben vorgibt.<br />
Als die Internationale Stiftung Mozarteum<br />
Salzburg 1954 den Beginn einer Neuen<br />
Ausgabe sämtlicher <strong>Werke</strong> von Wolfgang<br />
Amadeus Mozart öffentlich proklamierte,<br />
gab es nicht wenige Skeptiker, die einem<br />
solchen Riesenunternehmen ein Ende prophezeiten,<br />
noch ehe es recht begonnen hatte.<br />
Heute hingegen gibt es niemanden mehr,<br />
der die singuläre Leistung der NMA ernsthaft<br />
bestreitet. Es steht eine Ausgabe kurz<br />
vor der Vollendung, in die unschätzbar viel<br />
editorische Sorgfalt, musikwissenschaftliche<br />
Forschung, technisches Können und<br />
nicht zuletzt unternehmerischer Pioniergeist<br />
geflossen sind. Entstanden ist eine Mozart-<br />
Ausgabe, die ihresgleichen nicht hat: Dank<br />
der NMA steht Mozarts Werk heute in seinem<br />
Reichtum und in seiner Differenziertheit<br />
zur Verfügung wie nie zuvor.<br />
<strong>Die</strong> gesamte herausgeberische Arbeit liegt<br />
seit Anbeginn in der Verantwortung der Editionsleitung<br />
und deren internationaler Mitarbeiter.<br />
Keine andere Ausgabe von Mozarts<br />
Werk verfügt über einen solchen Stab an<br />
Mozart-Spezialisten, über solch ein dynamisches<br />
Gremium an Forschern und Herausgebern.<br />
Nur so konnten Texte entstehen, die<br />
über mehr als ein halbes Jahrhundert hinweg<br />
als die verlässliche Autorität schlechthin gelten,<br />
wenn es um Mozart geht.<br />
»<strong>Die</strong> Neue Mozart-Ausgabe (NMA) bietet<br />
der Forschung auf Grund aller erreichbarer<br />
Quellen – in erster Linie der Autographe<br />
2<br />
Mozarts – einen wissenschaftlich einwandfreien<br />
Text, der zugleich die Bedürfnisse der<br />
musikalischen Praxis berücksichtigt« – so zu<br />
lesen im Standard-Vorwort in jedem Notenband.<br />
Damit ist ein doppelter Anspruch formuliert,<br />
der zwei Elemente in sich vereinigt,<br />
die auf einen ersten Blick gar nicht vereinbar<br />
sind: Wissenschaftlichkeit und Praxisbezug.<br />
Der wissenschaftliche Anspruch der<br />
NMA wird durch die strikte Anwendung<br />
moderner philologischer Methoden bei der<br />
Erarbeitung der <strong>Werke</strong> garantiert. Doch ist<br />
diese editorische Arbeit selbst an den tadellos<br />
gestochenen Notentexten allein nicht in<br />
jedem Fall ablesbar: Um ihr Ausmaß zu<br />
ermitteln, muss sich der Benutzer zur Lektüre<br />
der zumeist recht umfangreichen Bandvorworte<br />
bequemen, und wer es genauer<br />
wissen will, sollte sich nicht scheuen, die<br />
zugehörigen Kritischen Berichte zur Hand<br />
zu nehmen, wo er über die Quellen und auch<br />
über Einzelentscheidungen des Herausgebers<br />
umfassend informiert wird. »Wissenschaftlich<br />
einwandfreie Texte« sind oberstes<br />
Ziel der NMA, doch hat sie auch Bereiche<br />
des mozartschen Schaffens zum Bewusstsein<br />
gebracht, die bislang wenig beachtet worden<br />
sind: »Mozart als Lernender« durch die<br />
Publikation der Notenbücher, oder »Mozart<br />
als Lehrer« durch die Ausgaben der Kompositionsstudien<br />
der Mozart-Schüler Attwood,<br />
Freistädtler und Ployer. Und auch Mozarts<br />
Schaffensweise ist durch die aufwendigen<br />
Editionen sämtlicher Skizzen und Fragmente<br />
nachvollziehbarer geworden. Hinzu kommen<br />
Materialien wie die Dokumente seines<br />
Lebens oder die umfassenden Untersuchungen<br />
der Notenpapiere, auf denen Mozart<br />
seine <strong>Werke</strong> niedergeschrieben hat.<br />
Was aber hat das alles mit dem immer wieder<br />
beschworenen »Praxisbezug« zu tun?