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punktlandung 2012.2<br />
2<br />
Endlich: Die TEEWURST 7!<br />
Fleischermeister Udo Wemser, Inhaber der Metzgerei Wemser aus Hückeswagen, stellt<br />
soeben der versammelten Weltpresse die lang erwartete TEEWURST 7 vor. Was kann<br />
das neue Modell? Unser Korrespondent Torsten Sträter berichtet live im Newsticker.<br />
7:30 Uhr<br />
Udo Wemser betritt unter dem Applaus von etwa 4.000<br />
Kunden und Journalisten das Podium. Wie üblich trägt er<br />
eine senffarbene Breitkordhose zu derbem Hemd. Wemser<br />
ergreift das Mikrofon.<br />
7:31 Uhr<br />
Eine entsetzliche Rückkopplung entsteht.<br />
7:33 Uhr<br />
Hinter Wemser wird auf 3,70 Meter mal 9,20 Meter das<br />
erste Bild der TEEWURST 7 projiziert. Sieht erst mal aus<br />
wie eine Wurst.<br />
7:40 Uhr<br />
Wie bereits Gerüchte aus dem Internet besagten, handelt<br />
es sich tatsächlich wieder um Wurst.<br />
7:41 Uhr<br />
Wie schon ihr Vorgängermodell ist auch die TEEWURST<br />
7 essbar. Wemser erklärt, Experimente mit Rigips hätten<br />
gezeigt, dass die Verdaulichkeit des Produktes dann bis zu<br />
einem Grad sinkt, der nicht mehr schön sei.<br />
7:44 Uhr<br />
Novum: Die TEEWURST ist ab sofort kompatibel mit Brot,<br />
wenn auch nur horizontal.<br />
8:00 Uhr<br />
„Erstmals“, so Wemser, „können auch ungelernte Kräfte<br />
die Wurst schneiden.“ Das wird der Fleischerinnung nicht<br />
schmecken. Davon abgesehen bleibt die TEEWURST ein<br />
in sich geschlossenes System namens PELLE. Teilbar ist<br />
die Wurst mit einem Messer und auf facebook.<br />
8:05 Uhr<br />
Schon beim Vorgängermodell gab es Kritik an der eintönigen<br />
Farbgebung. Trotzdem bleibt es bei dem identischen<br />
Teewurstton des Vorgängers. Als Buhrufe ertönen, sagt<br />
Wemser lapidar, von ihm aus könne jeder in den Baumarkt<br />
latschen und Bastellack auf die Wurst knallen, bis der Arzt<br />
kommt. „Aber“, so mahnt er gleichsam, „essen würde ich<br />
dann bleiben lassen.“<br />
8.17 Uhr<br />
Es geht ans Eingemachte. Der Preis! 100 Gramm sollen in<br />
Hückeswagen 1,29 Euro kosten – bei ein bisschen mehr ein<br />
bisschen mehr. Der Dollarpreis ist noch nicht thematisiert<br />
worden, interessiert aber auch keinen.<br />
8:20 Uhr<br />
Udo Wemser stellt unmissverständlich klar, er müsse „jetzt<br />
mal eine dampfen, ich hab Schmacht wie tausend Mann.<br />
In diesem Sinne. Tschö.«<br />
Okay, das war albern. Eigentlich ging es um die Wurst, ein<br />
Konsumgut wie Öl, Wasser oder Mobiltelefone. Ich räume<br />
ein: All diese Gegenstände habe ich selbst bereits benutzt.<br />
Mithilfe von Öl zum Supermarkt gefahren, dann Wasser gekauft<br />
... und eine SMS erhalten. Inhalt: „Hi! Weißt du, woher<br />
dein Telefon kommt? Klick mal hier!“ Und dann folgte<br />
ein Link, nämlich dieser hier:<br />
www.pocketnavigation.de/2011/10/scharfe-kritik-anarbeitsbedingungen-in-apple-werken<br />
Liebe Leserinnen und Leser, seien Sie froh, dass man mit<br />
Printmedien keine Echtzeit-News bekommt oder das Internet<br />
aufkriegt. Da können Sie jetzt mit dem Finger auf<br />
den Link drücken, bis Sie ein Loch im Papier haben. Gut<br />
so. Ich wollte nämlich mit dem obenstehenden Blödsinn<br />
nur ein Lächeln erzeugen. Und es nicht gleich wieder<br />
wegwischen.<br />
Torsten Sträter<br />
Vorleser, Autor und komischer Typ<br />
www.torsten-straeter.de