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punktlandung 2012.2<br />
Bildung statt Kinderarbeit<br />
Kinderarbeit ist ein Problem der Entwicklungsländer? Irrtum. Sie fi ndet zwar vorwiegend<br />
(nicht ausschließlich!) dort statt, aber politischer und wirtschaftlicher<br />
Druck aus den westlichen Industriestaaten tragen ihren Teil bei. Wo liegt ihre<br />
Verantwortung? Und welche Rolle spielen die Gewerkschaften?<br />
Die Krise des Finanzmarktes löste 2008 nachhaltige Folgen<br />
für die Politik weltweit aus, die bis heute zu spüren<br />
sind. Fast überall wird das Diktat der Haushaltskonsolidierung<br />
zum Maßstab der Politik, fast überall werden<br />
öffentliche Ausgaben drastisch gekürzt.<br />
Das Recht auf Bildung bleibt ein Lippenbekenntnis<br />
Insbesondere öffentliche Investitionen in Bildung und<br />
soziale Projekte bleiben auf der Strecke. Die Politik der<br />
Troika – bestehend aus Weltbank, Internationalem Währungsfond<br />
und EU – spricht hier eine klare Sprache: Lippenbekenntnissen<br />
zur Umsetzung des Rechts auf Bildung<br />
stehen reale Kürzungen von Bildungsausgaben durch die<br />
Weltbank gegenüber. Standen in 2010 noch rund 59 Milliarden<br />
US-Dollar für Bildung bereit, waren es 2011 rund<br />
16 Milliarden weniger. Nach einer zweiten Kürzungswelle<br />
sind lediglich noch 35 Milliarden US-Dollar für Bildung<br />
vorgesehen.<br />
Das ist politisch gewollt und es gibt Alternativen, denn<br />
gleichzeitig werden weltweit rund 1,6 Billiarden US-Dollar<br />
für Rüstung ausgegeben. Ein Bruchteil davon würde<br />
ausreichen, um das Millenniumsziel öffentlichen Grund-<br />
punktgenau<br />
Die GEW hat im Kampf gegen Kinderarbeit einen ersten<br />
Schritt gemacht: Im Frühjahr 2011 haben wir die Stiftung Fair<br />
Childhood ins Leben gerufen. In Nord-Süd-Partnerschaften<br />
soll Kinderarbeit (z. B. auf Baumwollfeldern im südlichen Indien)<br />
bekämpft und das Recht auf Bildung verwirklicht werden.<br />
Die GEW hat darüber hinaus zahlreiche Möglichkeiten zur<br />
aktiven Unterstützung. Wir können viele Menschen erreichen<br />
und sie sowohl über konkrete Geschehnisse wie auch über globale<br />
Zusammenhänge informieren. Wir haben die Möglichkeit<br />
Kinderarbeit und Kinderrechte im Unterricht und in Projekten<br />
zu thematisieren. Wir von der GEW haben dazu gerade die<br />
Bildungseinrichtungen in Deutschland zum Ideenwettbewerb<br />
„Kinderarbeitsfreie Zone“ aufgerufen.<br />
Fair Childhood: Infos zu Themen und Projekten<br />
der Stiftung, Unterrichtsmaterialien und Hintergrundinfos<br />
Internationale Gewerkschaftskonferenz<br />
„Was tun gegen Kinderarbeit?“:<br />
Rückblick und Hintergrundinfos<br />
www.<br />
www.<br />
schulbildung für alle Kinder weltweit bis 2015 zu garantieren.<br />
Fehlender politischer Wille und die ökonomische<br />
Profi tgier vereiteln jedoch die Erreichung dieses Ziels.<br />
Die Jagd nach Profi ten tragen Unternehmen auf dem<br />
Rücken der ArbeitnehmerInnen aus: Immer schneller<br />
und billiger soll produziert werden, denn Arbeitskosten<br />
sind Kostentreiber – so wird es uns<br />
zumindest vorgegaukelt. Auf der Suche nach<br />
billigen Arbeitskräften greifen ArbeitgeberInnen<br />
auf Kinderarbeit zurück.<br />
Verhängnisvoller Kreislauf<br />
Weltweit arbeiten mehr als 215 Millionen<br />
Kinder im Alter zwischen 5 und<br />
17 Jahren. Über die Hälfte von ihnen<br />
verrichtet besonders gefährliche Formen<br />
der Arbeit für Billiglöhne, riskiert bei ihrer<br />
Arbeit ihr Leben durch den Einsatz gesundheitsschädlicher<br />
Stoffe oder fehlende Arbeitssicherheit.<br />
Sie sind gefangen in einem Kreislauf<br />
aus Armut, Unterdrückung und Ausbeutung. Nur wenigen<br />
Kindern gelingt es neben der Arbeit an Bildung zu partizipieren.<br />
Sie werden ihrem Recht auf Bildung und damit der<br />
Aussicht auf bessere Lebensbedingungen beraubt.<br />
In vielen Ländern existiert das Recht auf Bildung zudem<br />
nur auf dem Papier. Häufi g ist das öffentliche Bildungswesen<br />
drastisch unterfi nanziert. Katastrophale Zustände<br />
von Schulgebäuden, überfüllte Klassen und schlecht<br />
qualifi zierte, unterbezahlte LehrerInnen sind oft die Folgen,<br />
die den verhängnisvollen Kreislauf von fehlender<br />
Bildung, Armut und Kinderarbeit anheizen.<br />
National und global aktiv werden!<br />
Die Geißel der Kinderarbeit hat vielschichtige Ursachen<br />
und muss daher auf verschiedenen Ebenen bekämpft werden.<br />
Was wir brauchen, ist eine klare Entscheidung für die<br />
Einhaltung von Standards guter Arbeit und fundamentaler<br />
Gewerkschaftsrechte. Diese Bedingungen müssen verbindlich<br />
für alle Abkommen der Welthandelsorganisation<br />
(WTO) und Einzelstaaten sein. Unser Engagement ist national<br />
und global dringend notwendig!<br />
Weltweit beziehen Gewerkschaften eindeutig Position<br />
gegen das herrschende neoliberale Paradigma. Auf dem<br />
letzten Weltkongress der Gewerkschaften in Vancouver<br />
2010 haben sie einen klaren Beschluss gefasst: „Der Kon-