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Auch sie entfalten vor allem durch das gemeinsame Handeln<br />

vieler ihre Wirkung.<br />

Verbraucherverantwortung muss also immer als geteilte<br />

Verantwortung gedacht werden. Gerade deshalb macht<br />

es Sinn, dass Verbraucher sich organisieren, denn dann<br />

können auch sie sehr viel Macht entwickeln und größeren<br />

Einfl uss nehmen.<br />

Das Bewusstsein ist eine Sache – das Handeln leider<br />

oft eine ganz andere. Warum ist es so schwer, die Konsumgewohnheiten<br />

tatsächlich umzustellen?<br />

Konsum betrifft uns immer, jeden Tag. Wer da den Anspruch<br />

hat, permanent zu refl ektieren und moralisch einwandfrei<br />

zu konsumieren, fühlt sich schnell überfordert.<br />

Oft ist es einfach bequemer, das Bewusstsein beiseite zu<br />

schieben und doch zu dem günstigeren T-Shirt zu greifen.<br />

Das ist eine ganz normale Reaktion auf die Widersprüche<br />

und Entscheidungsmöglichkeiten, mit denen wir täglich<br />

im gigantischen Warenangebot konfrontiert werden. Und<br />

so entscheiden wir uns manchmal gegen die Moral und<br />

für die andere, „hedonistische“ Seite. Anreize aus Marketing<br />

und Werbung tragen ihren Teil dazu bei.<br />

Aus der komplizierten Entscheidungsarchitektur ergeben<br />

sich für den Konsumenten psychologische Effekte wie<br />

das mental discouting. Es beschreibt das gedankliche<br />

Aufwiegen verschiedener Konsumhandlungen: Wenn ich<br />

eine Energiesparlampe benutze, kann ich das Licht länger<br />

brennen lassen. Wenn ich Bio-Produkte kaufe, kann ich in<br />

den Urlaub fl iegen. Dass diese Rechnungen nicht aufgehen,<br />

liegt auf der Hand.<br />

Im Bewusstsein der Verbraucher spielen außerdem Zeit<br />

und Geld eine Rolle. Der Weg zum Bio-Supermarkt ist<br />

meist weiter als zu anderen Supermärkten und Bioprodukte<br />

werden als zu teuer empfunden. Dieses Argument<br />

hinkt allerdings, denn Lebensmittel sind in Deutschland<br />

generell viel zu billig geworden und dem Verbraucher ist<br />

der vernünftige Maßstab abhanden gekommen.<br />

Können Biosiegel dem Konsumenten<br />

helfen?<br />

Das können sie, vorausgesetzt<br />

man kennt sich ein bisschen<br />

mit den Siegeln aus. Das EU-<br />

Biosiegel zum Beispiel – die<br />

sechseckige Wabe – hat sich<br />

durchgesetzt und sichert durch<br />

staatliche Kontrollen Mindeststandards,<br />

denen man vertrauen kann.<br />

Außerdem gibt es unabhängige Organisationen<br />

wie demeter oder Bioland,<br />

die über diese Mindeststandards noch<br />

hinausgehen. Eine gute Entscheidungshilfe<br />

in der alltäglichen Flut von Produkten<br />

und Siegeln ist der Ratgeber „Der<br />

nachhaltige Warenkorb“.<br />

Was braucht es also, damit der verantwortungsvolle<br />

Konsum nicht nur ein Wort<br />

bleibt?<br />

Information, Aufklärung und Transparenz<br />

sind das A und O. An dieser Stelle<br />

beginnt sozusagen die Verantwortung<br />

von Politik und Wirtschaft für die Verantwortung der Konsumenten.<br />

Politik und Wirtschaft tun sich damit noch<br />

schwer. Deshalb ist das Engagement von zivilgesellschaftlichen<br />

Organisationen so wichtig. Auf politischer Ebene ließen<br />

sich Produktion und Konsum durch eine entsprechende<br />

Besteuerung nicht-ökologischer Produkte regulieren.<br />

Unternehmen müssen ihr Angebot an nachhaltigen<br />

Produkten vergrößern und dabei Produktionsprozesse<br />

verantwortungsbewusst gestalten und transparent machen.<br />

Außerdem sind Unternehmen aufgefordert, sich<br />

alternative Produkte und Versorgungswege zu überlegen.<br />

Die Deutsche Bahn bietet zum Beispiel seit einiger Zeit<br />

immer auch das Car Sharing mit an.<br />

Und um dem Verbraucher die „Berührungsängste“ zu<br />

nehmen: Der zu 100 Prozent moralische Konsument<br />

muss gar nicht das Ziel sein. Diesem Anspruch kann man<br />

kaum gerecht werden. Situationen, in denen wir in Widersprüche<br />

geraten und uns gegen den verantwortungsbewussten<br />

Konsum entscheiden, wird es immer wieder<br />

geben. Aber schon eine Verhaltensänderung in einzelnen<br />

Lebensbereichen ist ein riesiger Gewinn und auch ein Bio-<br />

Warenkorb kann ganz schnell zur Gewohnheit werden.<br />

Imke Schmidt ist wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />

im Center for Responsibility Research am<br />

Kulturwissenschaftlichen Institut in Essen<br />

punktlandung 2012.2<br />

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